Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1835.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

men waren! -- Wenn ich Dir nicht betheuerte,
es selbst mit eigenen Augen angesehen zu haben,
würdest Du es gewiß nicht glauben. --

So verlegen und demüthig der Mann selbst
zu sein schien, so wenig Aufmerksamkeit ihm auch
die Andern schenkten, so ward mir doch seine
blasse Erscheinung, von der ich kein Auge ab-
wenden konnte, so schauerlich, daß ich sie nicht
länger ertragen konnte.

Ich beschloß, mich aus der Gesellschaft zu
stehlen, was bei der unbedeutenden Rolle, die ich
darinnen spielte, mir ein Leichtes schien. Ich
wollte nach der Stadt zurückkehren, am andern
Morgen mein Glück beim Herrn John wieder
versuchen, und, wenn ich den Muth dazu fände,
ihn über den seltsamen grauen Mann befragen. --
Wäre es mir nur so zu entkommen geglückt!

Ich hatte mich schon wirklich durch den Ro-
senhain, den Hügel hinab, glücklich geschlichen,
und befand mich auf einem freien Rasenplatz, als
ich aus Furcht, außer den Wegen durch's Gras
gehend angetroffen zu werden, einen forschenden

men waren! — Wenn ich Dir nicht betheuerte,
es ſelbſt mit eigenen Augen angeſehen zu haben,
würdeſt Du es gewiß nicht glauben. —

So verlegen und demüthig der Mann ſelbſt
zu ſein ſchien, ſo wenig Aufmerkſamkeit ihm auch
die Andern ſchenkten, ſo ward mir doch ſeine
blaſſe Erſcheinung, von der ich kein Auge ab-
wenden konnte, ſo ſchauerlich, daß ich ſie nicht
länger ertragen konnte.

Ich beſchloß, mich aus der Geſellſchaft zu
ſtehlen, was bei der unbedeutenden Rolle, die ich
darinnen ſpielte, mir ein Leichtes ſchien. Ich
wollte nach der Stadt zurückkehren, am andern
Morgen mein Glück beim Herrn John wieder
verſuchen, und, wenn ich den Muth dazu fände,
ihn über den ſeltſamen grauen Mann befragen. —
Wäre es mir nur ſo zu entkommen geglückt!

Ich hatte mich ſchon wirklich durch den Ro-
ſenhain, den Hügel hinab, glücklich geſchlichen,
und befand mich auf einem freien Raſenplatz, als
ich aus Furcht, außer den Wegen durch’s Gras
gehend angetroffen zu werden, einen forſchenden

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0033" n="27"/>
men waren! &#x2014; Wenn ich Dir nicht betheuerte,<lb/>
es &#x017F;elb&#x017F;t mit eigenen Augen ange&#x017F;ehen zu haben,<lb/>
würde&#x017F;t Du es gewiß nicht glauben. &#x2014;</p><lb/>
        <p>So verlegen und demüthig der Mann &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
zu &#x017F;ein &#x017F;chien, &#x017F;o wenig Aufmerk&#x017F;amkeit ihm auch<lb/>
die Andern &#x017F;chenkten, &#x017F;o ward mir doch &#x017F;eine<lb/>
bla&#x017F;&#x017F;e Er&#x017F;cheinung, von der ich kein Auge ab-<lb/>
wenden konnte, &#x017F;o &#x017F;chauerlich, daß ich &#x017F;ie nicht<lb/>
länger ertragen konnte.</p><lb/>
        <p>Ich be&#x017F;chloß, mich aus der Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft zu<lb/>
&#x017F;tehlen, was bei der unbedeutenden Rolle, die ich<lb/>
darinnen &#x017F;pielte, mir ein Leichtes &#x017F;chien. Ich<lb/>
wollte nach der Stadt zurückkehren, am andern<lb/>
Morgen mein Glück beim Herrn <hi rendition="#g">John</hi> wieder<lb/>
ver&#x017F;uchen, und, wenn ich den Muth dazu fände,<lb/>
ihn über den &#x017F;elt&#x017F;amen grauen Mann befragen. &#x2014;<lb/>
Wäre es mir nur &#x017F;o zu entkommen geglückt!</p><lb/>
        <p>Ich hatte mich &#x017F;chon wirklich durch den Ro-<lb/>
&#x017F;enhain, den Hügel hinab, glücklich ge&#x017F;chlichen,<lb/>
und befand mich auf einem freien Ra&#x017F;enplatz, als<lb/>
ich aus Furcht, außer den Wegen durch&#x2019;s Gras<lb/>
gehend angetroffen zu werden, einen for&#x017F;chenden<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[27/0033] men waren! — Wenn ich Dir nicht betheuerte, es ſelbſt mit eigenen Augen angeſehen zu haben, würdeſt Du es gewiß nicht glauben. — So verlegen und demüthig der Mann ſelbſt zu ſein ſchien, ſo wenig Aufmerkſamkeit ihm auch die Andern ſchenkten, ſo ward mir doch ſeine blaſſe Erſcheinung, von der ich kein Auge ab- wenden konnte, ſo ſchauerlich, daß ich ſie nicht länger ertragen konnte. Ich beſchloß, mich aus der Geſellſchaft zu ſtehlen, was bei der unbedeutenden Rolle, die ich darinnen ſpielte, mir ein Leichtes ſchien. Ich wollte nach der Stadt zurückkehren, am andern Morgen mein Glück beim Herrn John wieder verſuchen, und, wenn ich den Muth dazu fände, ihn über den ſeltſamen grauen Mann befragen. — Wäre es mir nur ſo zu entkommen geglückt! Ich hatte mich ſchon wirklich durch den Ro- ſenhain, den Hügel hinab, glücklich geſchlichen, und befand mich auf einem freien Raſenplatz, als ich aus Furcht, außer den Wegen durch’s Gras gehend angetroffen zu werden, einen forſchenden

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/19_ZZ_2755
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/19_ZZ_2755/33
Zitationshilfe: Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1835, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/19_ZZ_2755/33>, abgerufen am 22.12.2024.