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Weber, Michael: Christliche Trawr- und Leichpredigt. [Nürnberg], 1647.

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phrasibus vnd singulariteten in der Theologia auffgezogen
komme vnd prange/ endlich der Teuffel gemeiniglich newen
Schwarm/ oder doch auffs wenigst Zanck vnnd Vneinigkeit
dardurch anspinne. Darumb ist er solchem gefährlichen vnnd
ehrsüchtigen Fürwitz/ wie andere reine Theologi, niemals hold
gewesen/ sondern sich zu der analogia fidei oder Glaubensre-
gul schnurstracks gehalten.

Wie Geisteiverig vnd beweglich er auch in seinem Pre-
digambt gewesen/ mit was Ernst er sich denen im Schwang ge-
henden Sünden widersetzt/ hingegen der höchstnöhtigen Kir-
chen-disciplin angenommen/ werden seine Zuhörer am besten
wissen/ geschweig deren/ so seine Schrifften gelesen/ oder jhn
absonderlich zu Hauß davon reden hören.

Worauß dann von jhm selbst das 3. erfolget/ daß wir an
jhm gehabt einen wolmeinenden trewen Lehrer/ der hiesiger
Nürnbergischen/ ja der gantzen Christlichen Kirchen Bestes je-
derzeit hertzlich gesucht. Hätte er seine Zuhörer flugs in den Him-
mel heben können/ er hätte es vnverdrießlich gethan. Deßwe-
gen er weder seine Gesundheit/ noch der Seinigen zeitliche Wol-
fahrt hierinnen vorgezogen/ sondern mit Paulo auß wolmei-
nendem Hertzen alles für nichts geachtet/ Phil. 3.

Es ist dieser vorneme Lehrer auch gewesen 4. ein gedulti-
ger
Creutzträger CHristi. Männiglich weiß/ daß dieser auß-
bündig-berühmte Mann wegen Begierd vnd Lieb etlicher sei-
ner zuhörer vnd anderer sowol einheimisch-als außländischen
Freunde zu vnterschiedlichen malen in Kupffer gestochen/ in
Wachs/ Gips vnd dergleichen Art abgebildet worden. Aber
für sein bestes Conterfeyt/ da er am mercklichsten entworffen/
halte ich das jenige/ so im Kupffertitul seiner geistlichen Figuren
zur Betstund dienlich (Icones Precantium genant) zu finden.
Allda er sich vorbilden lassen in seinem Kirchenrock stehend oder
gleichsam gehend auff lauter Creutzen/ doch dabey auffhebend

beten-

phraſibus vnd ſingulariteten in der Theologia auffgezogen
komme vnd prange/ endlich der Teuffel gemeiniglich newen
Schwarm/ oder doch auffs wenigſt Zanck vnnd Vneinigkeit
dardurch anſpinne. Darumb iſt er ſolchem gefaͤhrlichen vnnd
ehrſuͤchtigẽ Fuͤrwitz/ wie andere reine Theologi, niemals hold
geweſen/ ſondern ſich zu der analogia fidei oder Glaubensre-
gul ſchnurſtracks gehalten.

Wie Geiſteiverig vnd beweglich er auch in ſeinem Pre-
digambt geweſen/ mit was Ernſt er ſich denen im Schwang ge-
henden Suͤnden widerſetzt/ hingegen der hoͤchſtnoͤhtigen Kir-
chen-diſciplin angenommen/ werden ſeine Zuhoͤrer am beſten
wiſſen/ geſchweig deren/ ſo ſeine Schrifften geleſen/ oder jhn
abſonderlich zu Hauß davon reden hoͤren.

Worauß dann von jhm ſelbſt das 3. erfolget/ daß wir an
jhm gehabt einẽ wolmeinenden trewen Lehrer/ der hieſiger
Nuͤrnbergiſchen/ ja der gantzen Chriſtlichen Kirchen Beſtes je-
derzeit hertzlich geſucht. Haͤtte er ſeine Zuhoͤrer flugs in dẽ Him-
mel heben koͤnnen/ er haͤtte es vnverdrießlich gethan. Deßwe-
gen er weder ſeine Geſundheit/ noch der Seinigẽ zeitliche Wol-
fahrt hierinnen vorgezogen/ ſondern mit Paulo auß wolmei-
nendem Hertzen alles fuͤr nichts geachtet/ Phil. 3.

Es iſt dieſer vorneme Lehrer auch geweſen 4. ein gedulti-
ger
Creutztraͤger CHriſti. Maͤnniglich weiß/ daß dieſer auß-
buͤndig-beruͤhmte Mann wegen Begierd vnd Lieb etlicher ſei-
ner zuhoͤrer vnd anderer ſowol einheimiſch-als außlaͤndiſchen
Freunde zu vnterſchiedlichen malen in Kupffer geſtochen/ in
Wachs/ Gips vnd dergleichen Art abgebildet worden. Aber
fuͤr ſein beſtes Conterfeyt/ da er am mercklichſten entworffen/
halte ich das jenige/ ſo im Kupffertitul ſeiner geiſtlichen Figuren
zur Betſtund dienlich (Icones Precantium genant) zu finden.
Allda er ſich vorbilden laſſen in ſeinem Kirchenrock ſtehend oder
gleichſam gehend auff lauter Creutzen/ doch dabey auffhebend

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[80/0089] phraſibus vnd ſingulariteten in der Theologia auffgezogen komme vnd prange/ endlich der Teuffel gemeiniglich newen Schwarm/ oder doch auffs wenigſt Zanck vnnd Vneinigkeit dardurch anſpinne. Darumb iſt er ſolchem gefaͤhrlichen vnnd ehrſuͤchtigẽ Fuͤrwitz/ wie andere reine Theologi, niemals hold geweſen/ ſondern ſich zu der analogia fidei oder Glaubensre- gul ſchnurſtracks gehalten. Wie Geiſteiverig vnd beweglich er auch in ſeinem Pre- digambt geweſen/ mit was Ernſt er ſich denen im Schwang ge- henden Suͤnden widerſetzt/ hingegen der hoͤchſtnoͤhtigen Kir- chen-diſciplin angenommen/ werden ſeine Zuhoͤrer am beſten wiſſen/ geſchweig deren/ ſo ſeine Schrifften geleſen/ oder jhn abſonderlich zu Hauß davon reden hoͤren. Worauß dann von jhm ſelbſt das 3. erfolget/ daß wir an jhm gehabt einẽ wolmeinenden trewen Lehrer/ der hieſiger Nuͤrnbergiſchen/ ja der gantzen Chriſtlichen Kirchen Beſtes je- derzeit hertzlich geſucht. Haͤtte er ſeine Zuhoͤrer flugs in dẽ Him- mel heben koͤnnen/ er haͤtte es vnverdrießlich gethan. Deßwe- gen er weder ſeine Geſundheit/ noch der Seinigẽ zeitliche Wol- fahrt hierinnen vorgezogen/ ſondern mit Paulo auß wolmei- nendem Hertzen alles fuͤr nichts geachtet/ Phil. 3. Es iſt dieſer vorneme Lehrer auch geweſen 4. ein gedulti- ger Creutztraͤger CHriſti. Maͤnniglich weiß/ daß dieſer auß- buͤndig-beruͤhmte Mann wegen Begierd vnd Lieb etlicher ſei- ner zuhoͤrer vnd anderer ſowol einheimiſch-als außlaͤndiſchen Freunde zu vnterſchiedlichen malen in Kupffer geſtochen/ in Wachs/ Gips vnd dergleichen Art abgebildet worden. Aber fuͤr ſein beſtes Conterfeyt/ da er am mercklichſten entworffen/ halte ich das jenige/ ſo im Kupffertitul ſeiner geiſtlichen Figuren zur Betſtund dienlich (Icones Precantium genant) zu finden. Allda er ſich vorbilden laſſen in ſeinem Kirchenrock ſtehend oder gleichſam gehend auff lauter Creutzen/ doch dabey auffhebend beten-

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Zitationshilfe: Weber, Michael: Christliche Trawr- und Leichpredigt. [Nürnberg], 1647, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/346672/89>, abgerufen am 21.11.2024.