Schweinitz, Georg Hermann von: Auß Gottes Heiligem Rath und Willen Entspringende Ursprungs-Quelle/ Des Endziehls Menschlichen Lebens. Zittau, 1673.Abdanckungs-Rede. mehr erscheinet/ daß auch der Kirchen-Raub der falschen Gö-tzen Tempel nicht ungestraffet verblieben/ als etwas andres. Beydes ist bey den Heydnischen Scribenten und jederman so bekand/ das es auch zum Sprichwort worden/ und man von einem Unglücklichen Menschen der weder Stern noch Glücke hat/ dem weder Sonne noch Monde scheinet/ zu sagen pflegt: Eqvum habet Sejanum, Aurum habet Tholosanum dem nicht ungleiche wird gelesen/ daß zu Athen in einem Hau- se lauter Narren/ in einem andern lauter einfältige Menschen gebohren worden/ welches den Senat daselbsten benogen/ sie von Grund auß wegreissen zu lassen. Der sonst kluge Gesetz Geber Solon, hat wegen dererley allzu vorsichtig befohlen/ den Erben der Abgestorbenen nichts zuverkauffen/ sondern alles unter sich selbsten allzeit zu theilen/ damit wo was schädliches unter demselben begriffen/ es nicht gar zu weit fortgexflantzet würde. Weren wir nicht mit gesundem Wasser wahren Christin- Aber K iij
Abdanckungs-Rede. mehr erſcheinet/ daß auch der Kirchen-Raub der falſchen Goͤ-tzen Tempel nicht ungeſtraffet verblieben/ als etwas andres. Beydes iſt bey den Heydniſchen Scribenten und jederman ſo bekand/ das es auch zum Sprichwort worden/ und man von einem Ungluͤcklichen Menſchen der weder Stern noch Gluͤcke hat/ dem weder Sonne noch Monde ſcheinet/ zu ſagen pflegt: Eqvum habet Sejanum, Aurum habet Tholoſanum dem nicht ungleiche wird geleſen/ daß zu Athen in einem Hau- ſe lauter Narren/ in einem andern lauter einfaͤltige Menſchen gebohren worden/ welches den Senat daſelbſten benogen/ ſie von Grund auß wegreiſſen zu laſſen. Der ſonſt kluge Geſetz Geber Solon, hat wegen dererley allzu vorſichtig befohlen/ den Erben der Abgeſtorbenen nichts zuverkauffen/ ſondern alles unter ſich ſelbſten allzeit zu theilen/ damit wo was ſchaͤdliches unter demſelben begriffen/ es nicht gar zu weit fortgexflantzet wuͤrde. Weren wir nicht mit geſundem Waſſer wahren Chriſtin- Aber K iij
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Abdanckungs-Rede.
mehr erſcheinet/ daß auch der Kirchen-Raub der falſchen Goͤ-
tzen Tempel nicht ungeſtraffet verblieben/ als etwas andres.
Beydes iſt bey den Heydniſchen Scribenten und jederman ſo
bekand/ das es auch zum Sprichwort worden/ und man von
einem Ungluͤcklichen Menſchen der weder Stern noch Gluͤcke
hat/ dem weder Sonne noch Monde ſcheinet/ zu ſagen pflegt:
Eqvum habet Sejanum, Aurum habet Tholoſanum
dem nicht ungleiche wird geleſen/ daß zu Athen in einem Hau-
ſe lauter Narren/ in einem andern lauter einfaͤltige Menſchen
gebohren worden/ welches den Senat daſelbſten benogen/ ſie
von Grund auß wegreiſſen zu laſſen. Der ſonſt kluge Geſetz
Geber Solon, hat wegen dererley allzu vorſichtig befohlen/
den Erben der Abgeſtorbenen nichts zuverkauffen/ ſondern alles
unter ſich ſelbſten allzeit zu theilen/ damit wo was ſchaͤdliches
unter demſelben begriffen/ es nicht gar zu weit fortgexflantzet
wuͤrde.
Weren wir nicht mit geſundem Waſſer wahren Chriſtin-
thumbs gereiniget/ koͤnten wir leicht auch in dergleichen kotig-
ten Pfudeln und ſuͤmpfigten Moraͤſten dieſer unſaubern und
unheilſahmen Jrꝛthuͤmer ſtecken und kleben. Wir wuͤrden ſo
dann das liebe Friedersdorff das wehrte Wieſenthal anſchauen/
als Brunnen/ worauß nichts als Tod/ Leid und Bitterkeit
quilt. Wir wuͤrden Sie anſehen/ als Todten Haͤuſer/ darinnen
man dem Tode gleichſam in Rachen liefft 3 Wie eines auf ſolche
arth Keyſer Aurelius gantz wegbrennen laſſen/ in welchem die
Leuthe eine Zeitlang nach einander geſchwinde dahin verſtorben.
Wir wuͤrden zu mahlen Friedersdorff benennen ein Hauß der
Graͤber/ ein Pallaſt des Todes/ ein Garten des Traurens/ ein
Sammel-Platz der Thranen/ und ein Gewoͤlbe oder Schatz-
Kammer der Leichen und verblaſſeten Coͤrper.
Aber
K iij
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