Schweinitz, Georg Hermann von: Auß Gottes Heiligem Rath und Willen Entspringende Ursprungs-Quelle/ Des Endziehls Menschlichen Lebens. Zittau, 1673.Abdanckungs-Rede. spruch und Endurtheil hat ein Paar/ welches im Schatten die-ses Zeitlichen in fester und unverbrülicher Ehlicher Liebe tau- erhafft rühmlich zusammen geledet im unvergänglichen Lichte eines andern ewigen und besseren Lebens/ wieder zu einander ge- bracht/ wo keine Noth/ noch Tod/ noch gewalt Sie vermag zu trennen von dem lieblichen anschauen GOttes und dem Thro- ne Seiner Herrligkeit/ in dem Gesamten Chor aller Engel/ Heiligen und Ausserwehlten. Und kundte es möglich seyn daß eines [ohned]as ander lange leben solte? Mann weiß was treue Liebe kan/ Sympathie und Neigung in der gantzen Natur für Wunder und macht gebühret. Die allzu vertiefften Astrolo- g[i] und Stern gelehrten schreiben eines jeden Tod und Leben garzu abergläubisch dem Gestirne zu/ da muß alles an der Constellation des Himmels gelegen seyn: Wie etwan der Himmel in der Geburth-Stunde eines Men- schen Gestalt gewesen/ was für ein güttiger oder ungüt- tiger Planet im steigen oder fall gestanden/ in welchem Hause die Zusammenkunfft und Conjunction beschehen/ daß muß al- les machen/ das muß vom grösten biß zum kleinesten alle Spe- cialissima und gerinste Zufälle andeuten und mit sich ziehen. Daß aber vernünfftige Evangelische Christen sich nicht allzusehr in diese Eitelkeit/ welche Sie ist/ im Fall man sich zu viel da- rinnen vergaffet/ verlieben sollen/ giebet uns an die Hand die Göttliche Providentz und Versehung/ ohne derer allerweiseste Schickung und Zulassung auch nicht ein Haar von unserm Häupte fället. Was dann und wie viel darvon zu halten/ lässet man an seinem gehörigen Orthe und in medio beruhen; Und machen die Moderatio[unleserliches Material - 3 Zeichen fehlen] und Klügsten auß Jhnen selb- sten solche außnehmungen und Unterscheide/ daß man mit vie- len noch zimlich kan vernüget sein. Allein darauß bleibet doch bekand/ daß diese Wissenschafft öfftermahls und mehrentheils be-
Abdanckungs-Rede. ſpruch und Endurtheil hat ein Paar/ welches im Schatten die-ſes Zeitlichen in feſter und unverbruͤlicher Ehlicher Liebe tau- erhafft ruͤhmlich zuſammen geledet im unvergaͤnglichen Lichte eines andern ewigen und beſſeren Lebens/ wieder zu einander ge- bracht/ wo keine Noth/ noch Tod/ noch gewalt Sie vermag zu trennen von dem lieblichen anſchauen GOttes und dem Thro- ne Seiner Herꝛligkeit/ in dem Geſamten Chor aller Engel/ Heiligen und Auſſerwehlten. Und kundte es moͤglich ſeyn daß eines [ohned]as ander lange leben ſolte? Mann weiß was treue Liebe kan/ Sympathie und Neigung in der gantzen Natur fuͤr Wunder und macht gebuͤhret. Die allzu vertiefften Aſtrolo- g[i] und Stern gelehrten ſchreiben eines jeden Tod und Leben garzu aberglaͤubiſch dem Geſtirne zu/ da muß alles an der Conſtellation des Himmels gelegen ſeyn: Wie etwan der Himmel in der Geburth-Stunde eines Men- ſchen Geſtalt geweſen/ was fuͤr ein guͤttiger oder unguͤt- tiger Planet im ſteigen oder fall geſtanden/ in welchem Hauſe die Zuſammenkunfft und Conjunction beſchehen/ daß muß al- les machen/ das muß vom groͤſten biß zum kleineſten alle Spe- cialiſſima und gerinſte Zufaͤlle andeuten und mit ſich ziehen. Daß aber vernuͤnfftige Evangeliſche Chriſten ſich nicht allzuſehr in dieſe Eitelkeit/ welche Sie iſt/ im Fall man ſich zu viel da- rinnen vergaffet/ verlieben ſollen/ giebet uns an die Hand die Goͤttliche Providentz und Verſehung/ ohne derer allerweiſeſte Schickung und Zulaſſung auch nicht ein Haar von unſerm Haͤupte faͤllet. Was dann und wie viel darvon zu halten/ laͤſſet man an ſeinem gehoͤrigen Orthe und in mediô beruhen; Und machen die Moderatio[unleserliches Material – 3 Zeichen fehlen] und Kluͤgſten auß Jhnen ſelb- ſten ſolche außnehmungen und Unterſcheide/ daß man mit vie- len noch zimlich kan vernuͤget ſein. Allein darauß bleibet doch bekand/ daß dieſe Wiſſenſchafft oͤfftermahls und mehrentheils be-
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Abdanckungs-Rede.
ſpruch und Endurtheil hat ein Paar/ welches im Schatten die-
ſes Zeitlichen in feſter und unverbruͤlicher Ehlicher Liebe tau-
erhafft ruͤhmlich zuſammen geledet im unvergaͤnglichen Lichte
eines andern ewigen und beſſeren Lebens/ wieder zu einander ge-
bracht/ wo keine Noth/ noch Tod/ noch gewalt Sie vermag
zu trennen von dem lieblichen anſchauen GOttes und dem Thro-
ne Seiner Herꝛligkeit/ in dem Geſamten Chor aller Engel/
Heiligen und Auſſerwehlten. Und kundte es moͤglich ſeyn daß
eines ohnedas ander lange leben ſolte? Mann weiß was treue
Liebe kan/ Sympathie und Neigung in der gantzen Natur fuͤr
Wunder und macht gebuͤhret. Die allzu vertiefften Aſtrolo-
gi und Stern gelehrten ſchreiben eines jeden Tod und Leben
garzu aberglaͤubiſch dem Geſtirne zu/ da muß alles an der
Conſtellation des Himmels gelegen ſeyn: Wie etwan
der Himmel in der Geburth-Stunde eines Men-
ſchen Geſtalt geweſen/ was fuͤr ein guͤttiger oder unguͤt-
tiger Planet im ſteigen oder fall geſtanden/ in welchem Hauſe
die Zuſammenkunfft und Conjunction beſchehen/ daß muß al-
les machen/ das muß vom groͤſten biß zum kleineſten alle Spe-
cialiſſima und gerinſte Zufaͤlle andeuten und mit ſich ziehen.
Daß aber vernuͤnfftige Evangeliſche Chriſten ſich nicht allzuſehr
in dieſe Eitelkeit/ welche Sie iſt/ im Fall man ſich zu viel da-
rinnen vergaffet/ verlieben ſollen/ giebet uns an die Hand die
Goͤttliche Providentz und Verſehung/ ohne derer allerweiſeſte
Schickung und Zulaſſung auch nicht ein Haar von unſerm
Haͤupte faͤllet. Was dann und wie viel darvon zu halten/
laͤſſet man an ſeinem gehoͤrigen Orthe und in mediô beruhen;
Und machen die Moderatio___ und Kluͤgſten auß Jhnen ſelb-
ſten ſolche außnehmungen und Unterſcheide/ daß man mit vie-
len noch zimlich kan vernuͤget ſein. Allein darauß bleibet doch
bekand/ daß dieſe Wiſſenſchafft oͤfftermahls und mehrentheils
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