Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schkopp, Wilhelm Christoph von: Heu! Coclidem zedlicensem. Breslau, 1669.

Bild:
<< vorherige Seite

clamiret: Omnia nata interire: sondern darzu setzet;
Praeter vim mentis, & ingenii opera: Also wollen
wir numehro das Wörtlein VIXIT in etwas tropi-
ce
betrachten! Wie viele nun sind jhrer nicht gewe-
sen/ so sich bemühet einen unsterblichen Nahmen zu
erlangen/ damit nemlich bey jhrem Absterben den-
noch es heissen möchte/

VIXIT!

Er hat gelebet! Solches nun ist auff unterschiedene
Arten und Weisen geschehen; Von den Ungeziemen-
den hier Kürtze halber nur etwas zu sagen: Als hat
sich deßwegen Darius vor einen Bluts-Freund der
Götter! Alexander Magnus gar für jhren Sohn ado-
rir
en lassen! Hier läst sich Cyrus eine Geisel der Welt
nennen! Dorten aber siehet man/ wie ein auffgebla-
sener Xerxes dem Neptuno gleichsam Fässel anzule-
gen und dem Phaebo das Licht außzublasen sich einge-
bildet! Bald badete Caligula kalt/ bald warm in den
wolriechensten Wässern/ und zerließ die kostbarste
Perle/ wie Cleopatra! Vitellius hat jhm Hirn von
Nachtigalen/ Zungen von Phaenicoptoris, Lebern
von den Fischen Scaris, nnd derogleichen aller-seltzam-
ste Speisen/ die jhm die Spanischen Schiff-Leute in
der Menge weit auß dem Carpatischen Meere mit ei-
ner unbeschreiblichen Mühe und grossen Unkosten ho-
len/ aufftragen lassen/ durch welche Uppigkeit sie ein

schlech-
B iij

clamiret: Omnia nata interire: ſondern darzu ſetzet;
Præter vim mentis, & ingenii opera: Alſo wollen
wir numehro das Woͤrtlein VIXIT in etwas tropi-
betrachten! Wie viele nun ſind jhrer nicht gewe-
ſen/ ſo ſich bemuͤhet einen unſterblichen Nahmen zu
erlangen/ damit nemlich bey jhrem Abſterben den-
noch es heiſſen moͤchte/

VIXIT!

Er hat gelebet! Solches nun iſt auff unterſchiedene
Arten und Weiſen geſchehen; Von den Ungeziemen-
den hier Kuͤrtze halber nur etwas zu ſagen: Als hat
ſich deßwegen Darius vor einen Bluts-Freund der
Goͤtter! Alexander Magnus gar fuͤr jhren Sohn ado-
rir
en laſſen! Hier laͤſt ſich Cyrus eine Geiſel der Welt
nennen! Dorten aber ſiehet man/ wie ein auffgebla-
ſener Xerxes dem Neptuno gleichſam Faͤſſel anzule-
gen und dem Phæbo das Licht außzublaſen ſich einge-
bildet! Bald badete Caligula kalt/ bald warm in den
wolriechenſten Waͤſſern/ und zerließ die koſtbarſte
Perle/ wie Cleopatra! Vitellius hat jhm Hirn von
Nachtigalen/ Zungen von Phænicoptoris, Lebern
von den Fiſchen Scaris, nnd derogleichen aller-ſeltzam-
ſte Speiſen/ die jhm die Spaniſchen Schiff-Leute in
der Menge weit auß dem Carpatiſchen Meere mit ei-
ner unbeſchreiblichen Muͤhe und groſſen Unkoſten ho-
len/ aufftragen laſſen/ durch welche Uppigkeit ſie ein

ſchlech-
B iij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsThanks" n="1">
        <p><pb facs="#f0013" n="[13]"/><hi rendition="#aq">clamiret: Omnia nata interire:</hi> &#x017F;ondern darzu &#x017F;etzet;<lb/><hi rendition="#aq">Præter vim mentis, &amp; ingenii opera:</hi> Al&#x017F;o wollen<lb/>
wir numehro das Wo&#x0364;rtlein <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">VIXIT</hi></hi> in etwas <hi rendition="#aq">tropi-<lb/></hi> betrachten! Wie viele nun &#x017F;ind jhrer nicht gewe-<lb/>
&#x017F;en/ &#x017F;o &#x017F;ich bemu&#x0364;het einen un&#x017F;terblichen Nahmen zu<lb/>
erlangen/ damit nemlich bey jhrem Ab&#x017F;terben den-<lb/>
noch es hei&#x017F;&#x017F;en mo&#x0364;chte/</p><lb/>
        <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g">VIXIT!</hi> </hi> </hi> </p><lb/>
        <p>Er hat gelebet! Solches nun i&#x017F;t auff unter&#x017F;chiedene<lb/>
Arten und Wei&#x017F;en ge&#x017F;chehen; Von den Ungeziemen-<lb/>
den hier Ku&#x0364;rtze halber nur etwas zu &#x017F;agen: Als hat<lb/>
&#x017F;ich deßwegen <hi rendition="#aq">Darius</hi> vor einen Bluts-Freund der<lb/>
Go&#x0364;tter! <hi rendition="#aq">Alexander Magnus</hi> gar fu&#x0364;r jhren Sohn <hi rendition="#aq">ado-<lb/>
rir</hi>en la&#x017F;&#x017F;en! Hier la&#x0364;&#x017F;t &#x017F;ich <hi rendition="#aq">Cyrus</hi> eine Gei&#x017F;el der Welt<lb/>
nennen! Dorten aber &#x017F;iehet man/ wie ein auffgebla-<lb/>
&#x017F;ener <hi rendition="#aq">Xerxes</hi> dem <hi rendition="#aq">Neptuno</hi> gleich&#x017F;am Fa&#x0364;&#x017F;&#x017F;el anzule-<lb/>
gen und dem <hi rendition="#aq">Phæbo</hi> das Licht außzubla&#x017F;en &#x017F;ich einge-<lb/>
bildet! Bald badete <hi rendition="#aq">Caligula</hi> kalt/ bald warm in den<lb/>
wolriechen&#x017F;ten Wa&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern/ und zerließ die ko&#x017F;tbar&#x017F;te<lb/>
Perle/ wie <hi rendition="#aq">Cleopatra! Vitellius</hi> hat jhm Hirn von<lb/>
Nachtigalen/ Zungen von <hi rendition="#aq">Phænicoptoris,</hi> Lebern<lb/>
von den Fi&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Scaris,</hi> nnd derogleichen aller-&#x017F;eltzam-<lb/>
&#x017F;te Spei&#x017F;en/ die jhm die Spani&#x017F;chen Schiff-Leute in<lb/>
der Menge weit auß dem <hi rendition="#aq">Carpati</hi>&#x017F;chen Meere mit ei-<lb/>
ner unbe&#x017F;chreiblichen Mu&#x0364;he und gro&#x017F;&#x017F;en Unko&#x017F;ten ho-<lb/>
len/ aufftragen la&#x017F;&#x017F;en/ durch welche Uppigkeit &#x017F;ie ein<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B iij</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chlech-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[13]/0013] clamiret: Omnia nata interire: ſondern darzu ſetzet; Præter vim mentis, & ingenii opera: Alſo wollen wir numehro das Woͤrtlein VIXIT in etwas tropi- cè betrachten! Wie viele nun ſind jhrer nicht gewe- ſen/ ſo ſich bemuͤhet einen unſterblichen Nahmen zu erlangen/ damit nemlich bey jhrem Abſterben den- noch es heiſſen moͤchte/ VIXIT! Er hat gelebet! Solches nun iſt auff unterſchiedene Arten und Weiſen geſchehen; Von den Ungeziemen- den hier Kuͤrtze halber nur etwas zu ſagen: Als hat ſich deßwegen Darius vor einen Bluts-Freund der Goͤtter! Alexander Magnus gar fuͤr jhren Sohn ado- riren laſſen! Hier laͤſt ſich Cyrus eine Geiſel der Welt nennen! Dorten aber ſiehet man/ wie ein auffgebla- ſener Xerxes dem Neptuno gleichſam Faͤſſel anzule- gen und dem Phæbo das Licht außzublaſen ſich einge- bildet! Bald badete Caligula kalt/ bald warm in den wolriechenſten Waͤſſern/ und zerließ die koſtbarſte Perle/ wie Cleopatra! Vitellius hat jhm Hirn von Nachtigalen/ Zungen von Phænicoptoris, Lebern von den Fiſchen Scaris, nnd derogleichen aller-ſeltzam- ſte Speiſen/ die jhm die Spaniſchen Schiff-Leute in der Menge weit auß dem Carpatiſchen Meere mit ei- ner unbeſchreiblichen Muͤhe und groſſen Unkoſten ho- len/ aufftragen laſſen/ durch welche Uppigkeit ſie ein ſchlech- B iij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/354495
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/354495/13
Zitationshilfe: Schkopp, Wilhelm Christoph von: Heu! Coclidem zedlicensem. Breslau, 1669, S. [13]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/354495/13>, abgerufen am 21.11.2024.