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Albinus, Friedrich: Der Wackeren Christen und Kämpffer. Brieg, 1661.

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sie wieder verhoffen die Fr. Mutter nicht solten im
Leben mehr antreffen/ was ihnen die Fr. Mutter
dann zu entbieten liesse? Hat sie zur antwort gege-
ben/ Sie liesse denselben nebenst Fr. und Kindern
GroßMütterlich gesegnen; Befehle die hinter-
bliebenen in Gottes schutz und Väterliche Vorsor-
ge mit treuem wuntsch seines beständigen Gerech-
ten Seegens.

Wann dann die Anwesenden Jungfr. Pflege-
Töchter solche reden alle sehr betrübt angehöret/
die Fr. GroßMutter wehmüttig angesehen und
mit vergissung vieler Thränen Jhren schuldigen
gehorsam zuverstehen gegeben/ hat die seelige Fr.
nachmaln ihre Augen in die höhe geworffen und ge-
sagt: Ach der Mensch denckts/ GOtt
aber lenckts/
Jch gedachte noch einmal eine
Freude mit euch zu haben/ so dörffte es wol ein trau-
ren werden. Und alß sie vor Abendts zu Nacht
sehr schwach worden/ daß Rächeln auch/ welches
Freytags früschon angefangen je länger je stärcker
worden/ hat sie solches dem Artzte geklaget/ wel-
cher sie zwar folgender besserung getröstet/ aber
das ende herbey zu kommen verspüret/ dannenhero
nichts mehr alß Hertz stärckung eingegeben/ ein
Buch genommen und ihr vorgebetet/ da sie dann
freudig gesagt/ so sol es nun sein/ daß wir von ein-
ander scheiden sollen; auch hierauff alles Zeitliche

bald
H

ſie wieder verhoffen die Fr. Mutter nicht ſolten im
Leben mehr antreffen/ was ihnen die Fr. Mutter
dann zu entbieten lieſſe? Hat ſie zur antwort gege-
ben/ Sie lieſſe denſelben nebenſt Fr. und Kindern
GroßMuͤtterlich geſegnen; Befehle die hinter-
bliebenen in Gottes ſchutz und Vaͤterliche Vorſor-
ge mit treuem wuntſch ſeines beſtaͤndigen Gerech-
ten Seegens.

Wann dann die Anweſenden Jungfr. Pflege-
Toͤchter ſolche reden alle ſehr betruͤbt angehoͤret/
die Fr. GroßMutter wehmuͤttig angeſehen und
mit vergiſſung vieler Thraͤnen Jhren ſchuldigen
gehorſam zuverſtehen gegeben/ hat die ſeelige Fr.
nachmaln ihre Augen in die hoͤhe geworffen und ge-
ſagt: Ach der Menſch denckts/ GOtt
aber lenckts/
Jch gedachte noch einmal eine
Freude mit euch zu haben/ ſo doͤrffte es wol ein trau-
ren werden. Und alß ſie vor Abendts zu Nacht
ſehr ſchwach worden/ daß Raͤcheln auch/ welches
Freytags fruͤſchon angefangen je laͤnger je ſtaͤrcker
worden/ hat ſie ſolches dem Artzte geklaget/ wel-
cher ſie zwar folgender beſſerung getroͤſtet/ aber
das ende herbey zu kommen verſpuͤret/ dannenhero
nichts mehr alß Hertz ſtaͤrckung eingegeben/ ein
Buch genommen und ihr vorgebetet/ da ſie dann
freudig geſagt/ ſo ſol es nun ſein/ daß wir von ein-
ander ſcheiden ſollen; auch hierauff alles Zeitliche

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H
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[0057] ſie wieder verhoffen die Fr. Mutter nicht ſolten im Leben mehr antreffen/ was ihnen die Fr. Mutter dann zu entbieten lieſſe? Hat ſie zur antwort gege- ben/ Sie lieſſe denſelben nebenſt Fr. und Kindern GroßMuͤtterlich geſegnen; Befehle die hinter- bliebenen in Gottes ſchutz und Vaͤterliche Vorſor- ge mit treuem wuntſch ſeines beſtaͤndigen Gerech- ten Seegens. Wann dann die Anweſenden Jungfr. Pflege- Toͤchter ſolche reden alle ſehr betruͤbt angehoͤret/ die Fr. GroßMutter wehmuͤttig angeſehen und mit vergiſſung vieler Thraͤnen Jhren ſchuldigen gehorſam zuverſtehen gegeben/ hat die ſeelige Fr. nachmaln ihre Augen in die hoͤhe geworffen und ge- ſagt: Ach der Menſch denckts/ GOtt aber lenckts/ Jch gedachte noch einmal eine Freude mit euch zu haben/ ſo doͤrffte es wol ein trau- ren werden. Und alß ſie vor Abendts zu Nacht ſehr ſchwach worden/ daß Raͤcheln auch/ welches Freytags fruͤſchon angefangen je laͤnger je ſtaͤrcker worden/ hat ſie ſolches dem Artzte geklaget/ wel- cher ſie zwar folgender beſſerung getroͤſtet/ aber das ende herbey zu kommen verſpuͤret/ dannenhero nichts mehr alß Hertz ſtaͤrckung eingegeben/ ein Buch genommen und ihr vorgebetet/ da ſie dann freudig geſagt/ ſo ſol es nun ſein/ daß wir von ein- ander ſcheiden ſollen; auch hierauff alles Zeitliche bald H

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Zitationshilfe: Albinus, Friedrich: Der Wackeren Christen und Kämpffer. Brieg, 1661, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/354521/57>, abgerufen am 06.05.2024.