Hübener, George: Epitaphium Zieglerianum Oder Zieglerisches Grab- und EhrenGedächtnüs. Tauchritz, 1666.Christliche Leich-Predigt. gleichen wenig hinter sich läst/ durch den zeitlichen Tod ge-nommen/ und aus Jhren Augen gerissen/ worüber sie billich Psal. 60, 5.klagen und sagen: Ach der Herr hat uns ein Hartes einge- [2]. Sam. 1. v. 26.schencket/ daß wir davon daumeln/ Psal 60. Ach es ist uns hertzlich leyd umb dich liebste Schwester/ treueste Freundin! 5. Fället auch diese Wegnehmung sehr beschwerlich Micero.Denn Carendo demum intelligimus, spricht Cicero. Denn verstehn wir erst die Gaben/ Wenn wir sie verlohren haben. 6. Endlich ist diese Wegnehmung uns allen mit ein- Omnia, nam, Virtus, sua dona locarat in ipsam Illius ut sedes propria tota foret. Sie war von Tugend reich/ von pietaet und Witz/ Gleich als wenn Virtus selbst in Jhr gehabt den Sitz. Wie solte denn nun die Wegnehmung und Untergang II.
Chriſtliche Leich-Predigt. gleichen wenig hinter ſich laͤſt/ durch den zeitlichen Tod ge-nommen/ und aus Jhren Augen geriſſen/ woruͤber ſie billich Pſal. 60, 5.klagen und ſagen: Ach der Herr hat uns ein Hartes einge- [2]. Sam. 1. v. 26.ſchencket/ daß wir davon daumeln/ Pſal 60. Ach es iſt uns hertzlich leyd umb dich liebſte Schweſter/ treueſte Freundin! 5. Faͤllet auch dieſe Wegnehmung ſehr beſchwerlich Micero.Denn Carendo demum intelligimus, ſpricht Cicero. Denn verſtehn wir erſt die Gaben/ Wenn wir ſie verlohren haben. 6. Endlich iſt dieſe Wegnehmung uns allen mit ein- Omnia, nam, Virtus, ſua dona locârat in ipſam Illius ut ſedes propria tota foret. Sie war von Tugend reich/ von pietæt und Witz/ Gleich als wenn Virtus ſelbſt in Jhr gehabt den Sitz. Wie ſolte denn nun die Wegnehmung und Untergang II.
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Chriſtliche Leich-Predigt.
gleichen wenig hinter ſich laͤſt/ durch den zeitlichen Tod ge-
nommen/ und aus Jhren Augen geriſſen/ woruͤber ſie billich
klagen und ſagen: Ach der Herr hat uns ein Hartes einge-
ſchencket/ daß wir davon daumeln/ Pſal 60. Ach es iſt uns
hertzlich leyd umb dich liebſte Schweſter/ treueſte Freundin!
Pſal. 60, 5.
2. Sam. 1.
v. 26.
5. Faͤllet auch dieſe Wegnehmung ſehr beſchwerlich
den armen Unterthanen zu Radmeritz und Probſthayn/
Ach dieſe werden nun allererſt gewahr werden/ was ſie vor
eine Mutter/ Troͤſterin/ Vorbitterin/ Wonne und Krone
verlohren, darumb ſie denn nicht unbillich lamentiren und
klagen Thren. 5 Die Krone unſers Hauptes iſt abgefallen/
weh uns/ daß wir ſo geſuͤndiget haben.
Thren. 5.
v. 16.
Denn Carendo demum intelligimus, ſpricht Cicero.
Denn verſtehn wir erſt die Gaben/
Wenn wir ſie verlohren haben.
6. Endlich iſt dieſe Wegnehmung uns allen mit ein-
ander ſehr ſchmertzlich und beſchwerlich. Denn was der
weidliche Mann Boas von der from̃en Ruth ſaget Ruth. 3.
Die gantze Stadt meines Volcks weiß/ daß du ein Tugend-
ſam Weib biſt. Eben daſſelbe koͤnnen wir auch mit Warheit
von der ſeel. Frau Zieglerin ſagen: Daß unſere Laußnitz/
wie auch das liebe Schleſien wiſſe/ daß Sie ein Tugendſa-
mes Weib geweſen. Speculum omnium matronalium virtu-
tum & flos fæminei ſexus.
Ruth. 3, 11
Omnia, nam, Virtus, ſua dona locârat in ipſam
Illius ut ſedes propria tota foret.
Sie war von Tugend reich/ von pietæt und Witz/
Gleich als wenn Virtus ſelbſt in Jhr gehabt den Sitz.
Wie ſolte denn nun die Wegnehmung und Untergang
einer ſo hellen Tugend Sonne und gewuͤnſchten AugenLuſt
uns allen mit einander nicht ſchmertzlich und ſchwer fallen;
zu mahlen/ wenn wir bedencken/ wie ſolche Wegnehmung iſt
Vors:
II.
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