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Hübener, George: Epitaphium Zieglerianum Oder Zieglerisches Grab- und EhrenGedächtnüs. Tauchritz, 1666.

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Personalia.
aber freylich wird auch protestiret/ daß man sie keines We-
ges vor Engelrein proclamiren/ oder mit frembder Farbe
zu schmücken und zu schmüncken begehret/ welches auch die
Art der warhaften Tugend nicht zulässet: Es war die selige
in Gott ruhende Frau ein sterblicher Mensch/ und erkennete
sich iederzeit vor eine arme Sünderin/ daß Sie aus ange-
bohrner Schwachheit mangelte des Ruhms/ den Sie für
Gott haben solte/ Sie war aber dabey eine bußfertige Sün-
derin/ die solch Jhre Sünden hertzlich bereuete/ sich des Ver-
dienstes Christi tröstete/ und deroselben SündenVergebung
gläubete; Darumb denn auch der liebeGott alle Jhre Sün-
den in die Tieffe des Meeres geworffen/ Ja Er hat sie weg-
genommen/ 2. Sam. 12. Daß deren in Ewigkeit nicht solle
gedacht werden. Massen auch Jhr höchster Trost war in
Jhrer Kranckheit/ daß Sie ofters seuftzete:

Ob mich mein Sünd anficht etc.
Jch weiß daß mein Herr Jesus Christ/
für all mein Sünd etc.

4. Des heiligen Abendmals würdige Geniessung.
Welches Hochheilige Abendmahl Sie nicht allein bey gesun-
den Tagen offt und vielmahl mit den Jhren zu gewisser Zeit
des Jahres gebrauchet/ sondern auch kurtz vor Jhrem sel.
Ende; Denn weil Sie es wohl an Jhrem Leibe und abneh-
menden Kräfften merckete/ daß Jhr lieber Gott Sie würde
ausspannen/ und von dieser Welt wegnehmen/ ließ Sie mich
weil Jhr lieber numehr sel. Beichtvater und Seelsorger töd-
lich kranck war/ zu sich erfordern; Und als ich zugleich mit
dem Herrn D. Ferbern von Görlitz in Jhr Sechswochen-
Stübel kam/ fodert Sie mich zu ihrem Bette/ und hieß mich
tausendmahl willkommen seyn/ gab auch Jhr sehnliches
Verlangen nach dem heiligen Abendmahl an Tag; Denn
sagte Sie/ Jch sehe wohl den LeibesArtzt ankommen/ aber

der
G iij

Perſonalia.
aber freylich wird auch proteſtiret/ daß man ſie keines We-
ges vor Engelrein proclamiren/ oder mit frembder Farbe
zu ſchmuͤcken und zu ſchmuͤncken begehret/ welches auch die
Art der warhaften Tugend nicht zulaͤſſet: Es war die ſelige
in Gott ruhende Frau ein ſterblicher Menſch/ und erkennete
ſich iederzeit vor eine arme Suͤnderin/ daß Sie aus ange-
bohrner Schwachheit mangelte des Ruhms/ den Sie fuͤr
Gott haben ſolte/ Sie war aber dabey eine bußfertige Suͤn-
derin/ die ſolch Jhre Suͤnden hertzlich bereuete/ ſich des Ver-
dienſtes Chriſti troͤſtete/ und deroſelben SuͤndenVergebung
glaͤubete; Darumb denn auch der liebeGott alle Jhre Suͤn-
den in die Tieffe des Meeres geworffen/ Ja Er hat ſie weg-
genommen/ 2. Sam. 12. Daß deren in Ewigkeit nicht ſolle
gedacht werden. Maſſen auch Jhr hoͤchſter Troſt war in
Jhrer Kranckheit/ daß Sie ofters ſeuftzete:

Ob mich mein Suͤnd anficht etc.
Jch weiß daß mein Herr Jeſus Chriſt/
fuͤr all mein Suͤnd etc.

4. Des heiligen Abendmals wuͤrdige Genieſſung.
Welches Hochheilige Abendmahl Sie nicht allein bey geſun-
den Tagen offt und vielmahl mit den Jhren zu gewiſſer Zeit
des Jahres gebrauchet/ ſondern auch kurtz vor Jhrem ſel.
Ende; Denn weil Sie es wohl an Jhrem Leibe und abneh-
menden Kraͤfften merckete/ daß Jhr lieber Gott Sie wuͤrde
ausſpannen/ und von dieſer Welt wegnehmen/ ließ Sie mich
weil Jhr lieber numehr ſel. Beichtvater und Seelſorger toͤd-
lich kranck war/ zu ſich erfordern; Und als ich zugleich mit
dem Herrn D. Ferbern von Goͤrlitz in Jhr Sechswochen-
Stuͤbel kam/ fodert Sie mich zu ihrem Bette/ und hieß mich
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Zitationshilfe: Hübener, George: Epitaphium Zieglerianum Oder Zieglerisches Grab- und EhrenGedächtnüs. Tauchritz, 1666, S. [53]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/354522/53>, abgerufen am 22.11.2024.