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Hübener, George: Epitaphium Zieglerianum Oder Zieglerisches Grab- und EhrenGedächtnüs. Tauchritz, 1666.

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Personalia.
Herr Jesus ist der Weg/ ich werde nicht irre gehen/ Er ist
die Warheit/ ich werde nicht betrogen werden/ Er ist das
Leben/ ich werde nicht sterben/ darumb hab ich mich nichts
zu fürchten! Ey das sol mein höchster Trost seyn. Endlich
nach langen gehalten schönen Gespräche fieng Sie wieder
mich an: Nun Gott Lob/ Jch habe einen guten Kampf ge-
kämpfet etc.

Und weil ich denn über meinem kämpfen bin gar mü-
de worden/ so wil ich nun ein wenig ruhen/ Aber sagte sie
ferner wieder mich/ das begehr ich von Euch/ daß Jhr vor-
hin den SchlaffSeegen über mich sprecht/ und mich zu ei-
nem sanfft und seligen TodesSchlaff einsegnet/ Als ich Jhre
Bitte Jhr gezweigete/ und neben andern schönen Gebeten
und Vater unser den Kirchen-Seegen über sie sprach/ reib
Sie sich ein/ und fieng gar sanfte an zu schlaffen/ das war
SontagAbend umb 7. Uhr. Da war bey allen Anwesenden
gute Hoffnung/ daß sich nach der vielfältigen schweren Ar-
beit und Unruhe so ein sanfter und langer Schlaff/ und zu-
gleich ein warmer Schweiß fand/ da meinten wir/ Sie wür-
de sich durch diesen Schlaff Jhrer Kräffte in etwas wieder
erholen/ und würde hernach besser werden! Aber nach
Mitternacht umb 2. Uhr änderte sich der warme Schweiß
in einen kalten TodesSchweiß/ da denn der Herr Doctor
nebens mir geruffen wurde/ aber da waren alle irrdische
Medicamenta vergebens/ und umbsonst/ das liebe Gebet
umb ein seliges Ende war das Vornehmste. Darumb wir
auch solches verrichteten/ und umb Jhr SterbeBettel mit
Beten und Singen anhielten/ bis umb die 3. Stunde;
Und ob man Jhr gleich zurieff/ schlieff sie dennoch immer-
fort; Da ich Sie fragte/ ob sie auch Jhren Herrn Jesum in
ihrem Hertzen steiff und feste hielt/ warff Sie ihre rechte
Hand in etwas auf und drückte Sie hart und feste in Jh-

re

Perſonalia.
Herr Jeſus iſt der Weg/ ich werde nicht irre gehen/ Er iſt
die Warheit/ ich werde nicht betrogen werden/ Er iſt das
Leben/ ich werde nicht ſterben/ darumb hab ich mich nichts
zu fuͤrchten! Ey das ſol mein hoͤchſter Troſt ſeyn. Endlich
nach langen gehalten ſchoͤnen Geſpraͤche fieng Sie wieder
mich an: Nun Gott Lob/ Jch habe einen guten Kampf ge-
kaͤmpfet etc.

Und weil ich denn uͤber meinem kaͤmpfen bin gar muͤ-
de worden/ ſo wil ich nun ein wenig ruhen/ Aber ſagte ſie
ferner wieder mich/ das begehr ich von Euch/ daß Jhr vor-
hin den SchlaffSeegen uͤber mich ſprecht/ und mich zu ei-
nem ſanfft und ſeligen TodesSchlaff einſegnet/ Als ich Jhre
Bitte Jhr gezweigete/ und neben andern ſchoͤnen Gebeten
und Vater unſer den Kirchen-Seegen uͤber ſie ſprach/ reib
Sie ſich ein/ und fieng gar ſanfte an zu ſchlaffen/ das war
SontagAbend umb 7. Uhr. Da war bey allen Anweſenden
gute Hoffnung/ daß ſich nach der vielfaͤltigen ſchweren Ar-
beit und Unruhe ſo ein ſanfter und langer Schlaff/ und zu-
gleich ein warmer Schweiß fand/ da meinten wir/ Sie wuͤr-
de ſich durch dieſen Schlaff Jhrer Kraͤffte in etwas wieder
erholen/ und wuͤrde hernach beſſer werden! Aber nach
Mitternacht umb 2. Uhr aͤnderte ſich der warme Schweiß
in einen kalten TodesSchweiß/ da denn der Herr Doctor
nebens mir geruffen wurde/ aber da waren alle irrdiſche
Medicamenta vergebens/ und umbſonſt/ das liebe Gebet
umb ein ſeliges Ende war das Vornehmſte. Darumb wir
auch ſolches verrichteten/ und umb Jhr SterbeBettel mit
Beten und Singen anhielten/ bis umb die 3. Stunde;
Und ob man Jhr gleich zurieff/ ſchlieff ſie dennoch immer-
fort; Da ich Sie fragte/ ob ſie auch Jhren Herrn Jeſum in
ihrem Hertzen ſteiff und feſte hielt/ warff Sie ihre rechte
Hand in etwas auf und druͤckte Sie hart und feſte in Jh-

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Zitationshilfe: Hübener, George: Epitaphium Zieglerianum Oder Zieglerisches Grab- und EhrenGedächtnüs. Tauchritz, 1666, S. [60]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/354522/60>, abgerufen am 23.11.2024.