Gerlach, Benjamin: Heimführung Der Braut Chrjstj zur Hochzeit in Himmel. Breslau, [1672].ein liebreiches Hertze verborgen. Wie offte gedencken El- Der unglückselige Herr Bräutigam stehet in seiner geschehen;
ein liebreiches Hertze verborgen. Wie offte gedencken El- Der ungluͤckſelige Herꝛ Braͤutigam ſtehet in ſeiner geſchehen;
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ein liebreiches Hertze verborgen. Wie offte gedencken El-
tern an einer lieben Tochter durch gute Aufferziehung lau-
ter Roſen der Freude abzubrechen; endlich ſehen Sie/ daß
es Dornen ſind/ die Sie biß in die Seelen ſtechen/ und ab-
gebrochene Blumen/ derer Geſtanck nicht zu vertreiben.
HochEdele Eltern! Sie ſind dieſer Furcht ſchon befreyet.
Sie wiſſen/ daß Sie die Selige/ im Paradiß deß Him-
mels unter allen Kaͤyſer-Kronen pranget. Jn der Welt
iſt Sie einer Lilie gleich/ welche ob Sie gleich vom Stocke
gebrochen/ auch auſſer Jhrem Grabe im Gedaͤchtnuͤß der
Frommen jmmer bluͤhet/ und einen reinen Geruch der Tu-
gend von ſich gibet. Es iſt wahr. Eltern-haben an gluͤck-
ſeliger Verheyrathung jhrer Kinder/ die hoͤchſte Gluͤckſelig-
keit. Hieran war dieſes Ortes gar nicht zu zweifeln.
Aber die Welt iſt doch nur ein Kercker/ und dieſes Leben
eine beſtaͤndige Folter. Verduppelt ſich nicht das Hertze-
leid/ wenn wir in dem Sohn die Tochter/ und die Tochter
im Sohne/ offt mehr als gemeine Marter leiden ſehen
muͤſſen? Dieſes Elendes ſind Sie nun befreyet. Eſther
war die Gluͤckſeligſte auff Ahaſverus Thron. Mardacheo
halffs nichts/ da er ſich als Vater nicht anmelden dorffte.
Jhre Barbara Helena iſt auff JEſus Stul tauſendmal
gluͤckſeliger. Jhr moͤgt/ es iſt euch erlaubet/ offentlich ſagen/
daß Jhr die Eltern ſeyd/ die dieſes Kind niemand als JE-
ſu/ ſo ſorgfaͤltig erzogen. Was ſag ich vom Ruhm?
Seyd Jhr nicht ſchon auff dem Wege/ daß Jhr euer Kind/
euren Sohn JEſum/ euren Vater/ den ewigen GOTT/
balde ſehen/ und Jhrer Herꝛligkeit genieſſen werdet.
Der ungluͤckſelige Herꝛ Braͤutigam ſtehet in ſeiner
Gemuͤts-Verwirrung faſt als ein erſtarreter Felß. Alle
ſeine Hoffnung endiget ſich in Thraͤnen/ und muß eher
erfahren was die Ehe ſcheidet/ als verbindet. Aber es iſt
geſchehen;
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