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Böttner, Kaspar Damian: Geistlicher Hirschen Zustand. Zittau, [1664].

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Stand-Predigt.
Menschen an sich fühlen/ daß niemand sagen kan:
Ich bin rein in meinem Hertzen/ und lauter von
Sünden/ nach dem 20. Cap.der SprücheSalomo-Prov. 20.9.
nis/ denn da stecket in uns allen

(a) Peccatum Originale, die Erbgift/ welche
auf alle Menschen fortgepflantzet wird/ daß ein
ieder für sich sagen muß aus dem 51. Psalm: Sie-Psal. 51, 7.
he ich bin aus sündlichem Saamen gezeuget/ und
von Natur ein Kind des Zorns/ ist nach dem 2.Eph. 2, [3.]
Cap. an die Epheser.

(b) Peccatum actuale, die würckliche Gift/ wenn
das angebohrne Ubel rege wird durch sündliche
Gedancken/ welche aus dem Hertzen aufsteigen/
nach dem 15. Cap. Matth. Daraus folget/ daß derMatt. 15, 19
Mensch das Unrecht in sich säuft/ wie Wasser/ nach
dem 15. Cap. Hiobs/ und dannenhero des RuhmsHiob 15, 16
mangelt/ den Er an Gott haben soll/ nach dem 3.Rom. 3, 23.
Cap. an die Römer/ und sich schämen muß mit
dem gantzen Volck Dan. 9. Wolte ihm gleich ie-Dan. 9, [8.]
mand einbilden/ Er hätte sich für Sünden fleißig
gehütet/ und währe ihm nichts bewust/ der würde
doch damit nicht fortkommen/ sondern Ursach ha-
ben/ zu bedencken/ was David saget im 19. Psalm:Psal. 19, 18
Wer kan mercken/ wie oft Er fehlet/ und daß unser
Gott auch unsere unerkante Sünde ins Liecht fürPsal. 90, 8.
seinem Angesicht stelle/ nach dem 90. Psalm/ und
demnach seine vorige Einbildung fahren lassen/
und in gebührlicher Demuth mit S. Paolo sagen1. Cor. 4, 4.
aus der 1. Cor. 4. Ich bin mir wohl nichts bewust/
aber darinne bin ich nicht gerechtfertiget.

Wenn solches eine fromme Christen-Seele
recht erweget/ so fehlet es nicht/ Sie geräth darü-

ber
C ij

Stand-Predigt.
Menſchen an ſich fuͤhlen/ daß niemand ſagen kan:
Ich bin rein in meinem Hertzen/ und lauter von
Suͤnden/ nach dem 20. Cap.der SpruͤcheSalomo-Prov. 20.9.
nis/ denn da ſtecket in uns allen

(a) Peccatum Originale, die Erbgift/ welche
auf alle Menſchen fortgepflantzet wird/ daß ein
ieder fuͤr ſich ſagen muß aus dem 51. Pſalm: Sie-Pſal. 51, 7.
he ich bin aus ſuͤndlichem Saamen gezeuget/ und
von Natur ein Kind des Zorns/ iſt nach dem 2.Eph. 2, [3.]
Cap. an die Epheſer.

(b) Peccatum actuale, die wuͤrckliche Gift/ wenn
das angebohrne Ubel rege wird durch ſuͤndliche
Gedancken/ welche aus dem Hertzen aufſteigen/
nach dem 15. Cap. Matth. Daraus folget/ daß derMatt. 15, 19
Menſch das Unrecht in ſich ſaͤuft/ wie Waſſer/ nach
dem 15. Cap. Hiobs/ und dannenhero des RuhmsHiob 15, 16
mangelt/ den Er an Gott haben ſoll/ nach dem 3.Rom. 3, 23.
Cap. an die Roͤmer/ und ſich ſchaͤmen muß mit
dem gantzen Volck Dan. 9. Wolte ihm gleich ie-Dan. 9, [8.]
mand einbilden/ Er haͤtte ſich fuͤr Suͤnden fleißig
gehuͤtet/ und waͤhre ihm nichts bewuſt/ der wuͤrde
doch damit nicht fortkommen/ ſondern Urſach ha-
ben/ zu bedencken/ was David ſaget im 19. Pſalm:Pſal. 19, 18
Wer kan mercken/ wie oft Er fehlet/ und daß unſer
Gott auch unſere unerkante Suͤnde ins Liecht fuͤrPſal. 90, 8.
ſeinem Angeſicht ſtelle/ nach dem 90. Pſalm/ und
demnach ſeine vorige Einbildung fahren laſſen/
und in gebuͤhrlicher Demuth mit S. Paolo ſagen1. Cor. 4, 4.
aus der 1. Cor. 4. Ich bin mir wohl nichts bewuſt/
aber darinne bin ich nicht gerechtfertiget.

Wenn ſolches eine fromme Chriſten-Seele
recht erweget/ ſo fehlet es nicht/ Sie geraͤth daruͤ-

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[0019] Stand-Predigt. Menſchen an ſich fuͤhlen/ daß niemand ſagen kan: Ich bin rein in meinem Hertzen/ und lauter von Suͤnden/ nach dem 20. Cap.der SpruͤcheSalomo- nis/ denn da ſtecket in uns allen Prov. 20.9. (a) Peccatum Originale, die Erbgift/ welche auf alle Menſchen fortgepflantzet wird/ daß ein ieder fuͤr ſich ſagen muß aus dem 51. Pſalm: Sie- he ich bin aus ſuͤndlichem Saamen gezeuget/ und von Natur ein Kind des Zorns/ iſt nach dem 2. Cap. an die Epheſer. Pſal. 51, 7. Eph. 2, 3. (b) Peccatum actuale, die wuͤrckliche Gift/ wenn das angebohrne Ubel rege wird durch ſuͤndliche Gedancken/ welche aus dem Hertzen aufſteigen/ nach dem 15. Cap. Matth. Daraus folget/ daß der Menſch das Unrecht in ſich ſaͤuft/ wie Waſſer/ nach dem 15. Cap. Hiobs/ und dannenhero des Ruhms mangelt/ den Er an Gott haben ſoll/ nach dem 3. Cap. an die Roͤmer/ und ſich ſchaͤmen muß mit dem gantzen Volck Dan. 9. Wolte ihm gleich ie- mand einbilden/ Er haͤtte ſich fuͤr Suͤnden fleißig gehuͤtet/ und waͤhre ihm nichts bewuſt/ der wuͤrde doch damit nicht fortkommen/ ſondern Urſach ha- ben/ zu bedencken/ was David ſaget im 19. Pſalm: Wer kan mercken/ wie oft Er fehlet/ und daß unſer Gott auch unſere unerkante Suͤnde ins Liecht fuͤr ſeinem Angeſicht ſtelle/ nach dem 90. Pſalm/ und demnach ſeine vorige Einbildung fahren laſſen/ und in gebuͤhrlicher Demuth mit S. Paolo ſagen aus der 1. Cor. 4. Ich bin mir wohl nichts bewuſt/ aber darinne bin ich nicht gerechtfertiget. Matt. 15, 19 Hiob 15, 16 Rom. 3, 23. Dan. 9, 8. Pſal. 19, 18 Pſal. 90, 8. 1. Cor. 4, 4. Wenn ſolches eine fromme Chriſten-Seele recht erweget/ ſo fehlet es nicht/ Sie geraͤth daruͤ- ber C ij

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Zitationshilfe: Böttner, Kaspar Damian: Geistlicher Hirschen Zustand. Zittau, [1664], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/354531/19>, abgerufen am 21.11.2024.