Böttner, Gottfried: Eine in Gott ruhende/ und also gantz ruhige Elisabeth. Zittau, 1686.Elisabeth. tzung gnug haben in den HERRN ruhig zu seyn/ wel-ches eine rechte Christliche Tugend. Und warum wol- tet Jhr denn mit trauren Euch zu verunruhigen anhal- ten? Jhr gönnetet ja zweiffels ohne Euer hochgeliebten Freundin/ Gönnerin und Wolthäterin ihre Gemüths- Ruhe/ an welche ich mit Freuden gedencke. Da nun jhre Ruhe durch keine Unruhe mehr kan gestöret wer- den/ sondern jhre Seele aus jhrem Friedersdorff einge- kehret in die Häuser des Friedens/ in die sichern Wohnun- gen und in die stoltze Ruhe/ und der Leib hoffentlich in seiner Kammer oder Grufft ungestört ruhen wird biß zur An- kunsst des Himmlischen Brautigams/ und von nichts mehr kan Schmertzen leiden: Wie soltet jhr nicht ruhig sein in dem HERRN/ dessen heiliger guter Wille gesche- hen? Jhr würdet ja/ so Jhr Euch recht bedencket/ nicht lieber wollen/ das Sie hier im Lande/ wo man stirbt/ in Unruhe und Thränen lebte/ und der Gefahr zu gleiten unterworffen. Lasset Euch dech dem HERRN gantz und gar/ nach dem schönen Beyspiel Unser Seeligen/ und hoffet darauff/ Er werde als ein gnädiger GOTT Euch guts thun/ daß Er euch guts thue. Reisset eu- re Seelen heraus von der Betrachtung des Todes zur Betrachtung jhres Lebens. Wischet die Thränen von den Augen/ und sehet auff jhre unaussprechliche Freude. Hütet Euch zu gletten/ und GOtt auff einige weise/ auch durch zu vieles trauren zu nahe zu kommen/ und beweget Jhn zu keinem schmertzlichen Vergelten. Wandelt für dem HERRN als seine geistlich lebende Kinder/ und rühmet seine weise Schickung. So siehet es am besten um Euch. Der HERR aber wolle Euch selber je mehr
Eliſabeth. tzung gnug haben in den HERRN ruhig zu ſeyn/ wel-ches eine rechte Chriſtliche Tugend. Und warum wol- tet Jhr denn mit trauren Euch zu verunruhigen anhal- ten? Jhr goͤnnetet ja zweiffels ohne Euer hochgeliebten Freundin/ Goͤnnerin und Wolthaͤterin ihre Gemuͤths- Ruhe/ an welche ich mit Freuden gedencke. Da nun jhre Ruhe durch keine Unruhe mehr kan geſtoͤret wer- den/ ſondern jhre Seele aus jhrem Friedersdorff einge- kehret in die Haͤuſer des Friedens/ in die ſichern Wohnun- gen und in die ſtoltze Ruhe/ und der Leib hoffentlich in ſeiner Kammer oder Grufft ungeſtoͤrt ruhen wird biß zur An- kunſſt des Himmliſchen Bráutigams/ und von nichts mehr kan Schmertzen leiden: Wie ſoltet jhr nicht ruhig ſein in dem HERRN/ deſſen heiliger guter Wille geſche- hen? Jhr wuͤrdet ja/ ſo Jhr Euch recht bedencket/ nicht lieber wollen/ das Sie hier im Lande/ wo man ſtirbt/ in Unruhe und Thraͤnen lebte/ und der Gefahr zu gleiten unterworffen. Laſſet Euch dech dem HERRN gantz und gar/ nach dem ſchoͤnen Beyſpiel Unſer Seeligen/ und hoffet darauff/ Er werde als ein gnaͤdiger GOTT Euch guts thun/ daß Er euch guts thue. Reiſſet eu- re Seelen heraus von der Betrachtung des Todes zur Betrachtung jhres Lebens. Wiſchet die Thraͤnen von den Augen/ und ſehet auff jhre unausſprechliche Freude. Huͤtet Euch zu gletten/ und GOtt auff einige weiſe/ auch durch zu vieles trauren zu nahe zu kommen/ und beweget Jhn zu keinem ſchmertzlichen Vergelten. Wandelt fuͤr dem HERRN als ſeine geiſtlich lebende Kinder/ und ruͤhmet ſeine weiſe Schickung. So ſiehet es am beſten um Euch. Der HERR aber wolle Euch ſelber je mehr
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Eliſabeth.
tzung gnug haben in den HERRN ruhig zu ſeyn/ wel-
ches eine rechte Chriſtliche Tugend. Und warum wol-
tet Jhr denn mit trauren Euch zu verunruhigen anhal-
ten? Jhr goͤnnetet ja zweiffels ohne Euer hochgeliebten
Freundin/ Goͤnnerin und Wolthaͤterin ihre Gemuͤths-
Ruhe/ an welche ich mit Freuden gedencke. Da nun
jhre Ruhe durch keine Unruhe mehr kan geſtoͤret wer-
den/ ſondern jhre Seele aus jhrem Friedersdorff einge-
kehret in die Haͤuſer des Friedens/ in die ſichern Wohnun-
gen und in die ſtoltze Ruhe/ und der Leib hoffentlich in ſeiner
Kammer oder Grufft ungeſtoͤrt ruhen wird biß zur An-
kunſſt des Himmliſchen Bráutigams/ und von nichts mehr
kan Schmertzen leiden: Wie ſoltet jhr nicht ruhig ſein
in dem HERRN/ deſſen heiliger guter Wille geſche-
hen? Jhr wuͤrdet ja/ ſo Jhr Euch recht bedencket/ nicht
lieber wollen/ das Sie hier im Lande/ wo man ſtirbt/ in
Unruhe und Thraͤnen lebte/ und der Gefahr zu gleiten
unterworffen. Laſſet Euch dech dem HERRN gantz
und gar/ nach dem ſchoͤnen Beyſpiel Unſer Seeligen/
und hoffet darauff/ Er werde als ein gnaͤdiger GOTT
Euch guts thun/ daß Er euch guts thue. Reiſſet eu-
re Seelen heraus von der Betrachtung des Todes zur
Betrachtung jhres Lebens. Wiſchet die Thraͤnen von
den Augen/ und ſehet auff jhre unausſprechliche Freude.
Huͤtet Euch zu gletten/ und GOtt auff einige weiſe/ auch
durch zu vieles trauren zu nahe zu kommen/ und beweget
Jhn zu keinem ſchmertzlichen Vergelten. Wandelt fuͤr
dem HERRN als ſeine geiſtlich lebende Kinder/ und
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um Euch. Der HERR aber wolle Euch ſelber je
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