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Langen, Samuel: Die Selige Glaubitzin. Schlichtingsheim, 1693.

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Christliche
Jhre Tochter ward/ vom Teuffel/ übel geplaget/ und sie
selbst dergestalt/ an ihrem/ zarten/ Mutter-Hertzen/ wo-
her jene kommen war und wieder dahin gieng/ mit sehr
schweren Creutze/ rechtschaffen angegriffen. Und da war
alle menschliche Hülffe aus; Darumb suchete Sie die Gött-
liche. Aber die schiene auch sehr ferne zu seyn/ und CHri-
stus seine holde Menschen-Freundligkeit und heylsame
Helffer-Art gäntzlich abgeleget zu haben; Daß sie wol sa-
gen mögen: Hat denn GOtt vergessen/ gnädig zu seyn/
und seine Barmhertzigkeit/ vor Zorn/ verschlossen? Psalm.
LXXVII,
10. Dann zum Theil wolte Er gar nicht antwor-
ten; Zum Theil antwortete Er/ aber also/ daß sie sich des-
sen wenig zu erfreuen hatte/ in dem Er sie nicht allein/ vor
eine Heydin/ sondern/ gar Hündin/ schalt; So/ nach dem
Urtheil eines alten Theologi, wol ein harter/ erschröckli-
cher/ Donnerschlag gewesen/ welcher/ dem armen betrüb-
ten Weibe/ das Hertz/ im Leibe/ zerschmettern mögen.
Doch ist ihr Glaube so groß/ daß sie sich das alles nicht
anfechten lässet; sondern/ bey ihrem Ansuchen/ so lange
beharret/ bis sie dem unüberwindlichen HErrn das Hertze
gewinnet/ und dieses Lob abpresset: O Weib/ dein Glaube
ist groß! Ja/ ihn gar/ zu sagen/ nöthiget: Dir geschehe/
wie du wilt; So auch würck- und höchst vergnüglich er-
folgete. Dann ihre Tochter ward gesund/ zu derselbi-
gen Stunde.

Wir leisten heute den letzten Ehren-Dienst nicht ei-
ner Cananäerin/ sondern wiedergebohrnen Christin; Jst
die Weyland Hoch-Edel-gebohrne/ und von

allen/

Chriſtliche
Jhre Tochter ward/ vom Teuffel/ uͤbel geplaget/ und ſie
ſelbſt dergeſtalt/ an ihrem/ zarten/ Mutter-Hertzen/ wo-
her jene kommen war und wieder dahin gieng/ mit ſehr
ſchweren Creutze/ rechtſchaffen angegriffen. Und da war
alle menſchliche Huͤlffe aus; Darumb ſuchete Sie die Goͤtt-
liche. Aber die ſchiene auch ſehr ferne zu ſeyn/ und CHri-
ſtus ſeine holde Menſchen-Freundligkeit und heylſame
Helffer-Art gaͤntzlich abgeleget zu haben; Daß ſie wol ſa-
gen moͤgen: Hat denn GOtt vergeſſen/ gnaͤdig zu ſeyn/
und ſeine Barmhertzigkeit/ vor Zorn/ verſchloſſen? Pſalm.
LXXVII,
10. Dann zum Theil wolte Er gar nicht antwor-
ten; Zum Theil antwortete Er/ aber alſo/ daß ſie ſich deſ-
ſen wenig zu erfreuen hatte/ in dem Er ſie nicht allein/ vor
eine Heydin/ ſondern/ gar Huͤndin/ ſchalt; So/ nach dem
Urtheil eines alten Theologi, wol ein harter/ erſchroͤckli-
cher/ Donnerſchlag geweſen/ welcher/ dem armen betruͤb-
ten Weibe/ das Hertz/ im Leibe/ zerſchmettern moͤgen.
Doch iſt ihr Glaube ſo groß/ daß ſie ſich das alles nicht
anfechten laͤſſet; ſondern/ bey ihrem Anſuchen/ ſo lange
beharꝛet/ bis ſie dem unuͤberwindlichen HErꝛn das Hertze
gewinnet/ und dieſes Lob abpreſſet: O Weib/ dein Glaube
iſt groß! Ja/ ihn gar/ zu ſagen/ noͤthiget: Dir geſchehe/
wie du wilt; So auch wuͤrck- und hoͤchſt vergnuͤglich er-
folgete. Dann ihre Tochter ward geſund/ zu derſelbi-
gen Stunde.

Wir leiſten heute den letzten Ehren-Dienſt nicht ei-
ner Cananaͤerin/ ſondern wiedergebohrnen Chriſtin; Jſt
die Weyland Hoch-Edel-gebohrne/ und von

allen/
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[6/0006] Chriſtliche Jhre Tochter ward/ vom Teuffel/ uͤbel geplaget/ und ſie ſelbſt dergeſtalt/ an ihrem/ zarten/ Mutter-Hertzen/ wo- her jene kommen war und wieder dahin gieng/ mit ſehr ſchweren Creutze/ rechtſchaffen angegriffen. Und da war alle menſchliche Huͤlffe aus; Darumb ſuchete Sie die Goͤtt- liche. Aber die ſchiene auch ſehr ferne zu ſeyn/ und CHri- ſtus ſeine holde Menſchen-Freundligkeit und heylſame Helffer-Art gaͤntzlich abgeleget zu haben; Daß ſie wol ſa- gen moͤgen: Hat denn GOtt vergeſſen/ gnaͤdig zu ſeyn/ und ſeine Barmhertzigkeit/ vor Zorn/ verſchloſſen? Pſalm. LXXVII, 10. Dann zum Theil wolte Er gar nicht antwor- ten; Zum Theil antwortete Er/ aber alſo/ daß ſie ſich deſ- ſen wenig zu erfreuen hatte/ in dem Er ſie nicht allein/ vor eine Heydin/ ſondern/ gar Huͤndin/ ſchalt; So/ nach dem Urtheil eines alten Theologi, wol ein harter/ erſchroͤckli- cher/ Donnerſchlag geweſen/ welcher/ dem armen betruͤb- ten Weibe/ das Hertz/ im Leibe/ zerſchmettern moͤgen. Doch iſt ihr Glaube ſo groß/ daß ſie ſich das alles nicht anfechten laͤſſet; ſondern/ bey ihrem Anſuchen/ ſo lange beharꝛet/ bis ſie dem unuͤberwindlichen HErꝛn das Hertze gewinnet/ und dieſes Lob abpreſſet: O Weib/ dein Glaube iſt groß! Ja/ ihn gar/ zu ſagen/ noͤthiget: Dir geſchehe/ wie du wilt; So auch wuͤrck- und hoͤchſt vergnuͤglich er- folgete. Dann ihre Tochter ward geſund/ zu derſelbi- gen Stunde. Wir leiſten heute den letzten Ehren-Dienſt nicht ei- ner Cananaͤerin/ ſondern wiedergebohrnen Chriſtin; Jſt die Weyland Hoch-Edel-gebohrne/ und von allen/

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Zitationshilfe: Langen, Samuel: Die Selige Glaubitzin. Schlichtingsheim, 1693, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/359520/6>, abgerufen am 21.11.2024.