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Henel, Christoph: Die itzt abfallende und wandernde Blätter Als Ein Bilde des Lebens und Außganges. Schlichtingsheim, [1692].

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Die itzt fallende
Decke und Schutz wären. Cardanus hat vermeinet/ sie wä-
ren den Bäumen und Pflantzen/ fürnemlich aber ihren
Früchten/ gleichsam eine Schutz-Decke. Der Hochgelehrte
Scaliger aber will behaubten/ daß sie nur eine Zierde seyn.
(Exercit. 177.) Allein ich halte/ die Erfahrung lehre wohl/
daß beydes zugleich war seyn könne. Denn daß die Bäume
nicht ohne Zierde/ und die Früchte nicht ohne Schutz sein
möchten; So lässet Gott eben die Blätter jährlich wachsen.
Was nun die Blätter sonsten insgemein; Eben das sind die-
se Blätter besonders den Jhrigen auch gewesen: Nemlich
ein so guter Schutz und grosse Hülffe/ als schöne Zierde; Ja
ich setze noch darzu: Eine so heilsame Artzney/ als schöne
Zierde. Denn überdiß daß Sie ihrem Haubt und Hause
als eine rechte Ehe- und Ehren-Krone alle wolanständige
Zierde gegeben; So hat sie auch den Jhrigen allen annehm-
lichen Schutz ertheilet/ und Jhnen nach Art der Artzneyen-
den und heilsamen Blätter vielfältig mit aller erfreulichen
Hülffe willigst gedienet. Absonderlich war Sie/ die Seelig-
ste/ darauf bedacht und befliessen/ wie sie ihren wehrtesten
Ehe-Herrn
mit Freundligkeit trösten/ mit Häußligkeit er-
freuen/ mit Liebe sättigen und mit dem lieblichen Geruche
guten Verstandes laben möchte; Dann auch wiederum: Wie
die Jenigen/ so von Jhr entsprossen und ihren Namen führ-
ten/ auch Jhre Tugenden und gute löbliche Art haben und
führen möchten/ und diese auf Sie mit glückseeligen Fort-
gange möchten fortgepflantzet werden. Hieher war vor
allen Dingen Jhre rühmliche Vorsorge/ Jhr Mühe und
Fleiß zu ihrem grossen Lobe gerichtet. Alleine den Anfang

solte

Die itzt fallende
Decke und Schutz waͤren. Cardanus hat vermeinet/ ſie waͤ-
ren den Baͤumen und Pflantzen/ fuͤrnemlich aber ihren
Fruͤchten/ gleichſam eine Schutz-Decke. Der Hochgelehrte
Scaliger aber will behaubten/ daß ſie nur eine Zierde ſeyn.
(Exercit. 177.) Allein ich halte/ die Erfahrung lehre wohl/
daß beydes zugleich war ſeyn koͤnne. Deñ daß die Baͤume
nicht ohne Zierde/ und die Fruͤchte nicht ohne Schutz ſein
moͤchten; So laͤſſet Gott eben die Blaͤtter jaͤhrlich wachſen.
Was nun die Blaͤtter ſonſten insgemein; Eben das ſind die-
ſe Blaͤtter beſonders den Jhrigen auch geweſen: Nemlich
ein ſo guter Schutz und groſſe Huͤlffe/ als ſchoͤne Zierde; Ja
ich ſetze noch darzu: Eine ſo heilſame Artzney/ als ſchoͤne
Zierde. Denn uͤberdiß daß Sie ihrem Haubt und Hauſe
als eine rechte Ehe- und Ehren-Krone alle wolanſtaͤndige
Zierde gegeben; So hat ſie auch den Jhrigen allen annehm-
lichen Schutz ertheilet/ und Jhnen nach Art der Artzneyen-
den und heilſamen Blaͤtter vielfaͤltig mit aller erfreulichen
Huͤlffe willigſt gedienet. Abſonderlich war Sie/ die Seelig-
ſte/ darauf bedacht und beflieſſen/ wie ſie ihren wehrteſten
Ehe-Herꝛn
mit Freundligkeit troͤſten/ mit Haͤußligkeit er-
freuen/ mit Liebe ſaͤttigen und mit dem lieblichen Geruche
guten Veꝛſtandes laben moͤchte; Dañ auch wiederum: Wie
die Jenigen/ ſo von Jhr entſproſſen und ihren Namen fuͤhr-
ten/ auch Jhre Tugenden und gute loͤbliche Art haben und
fuͤhren moͤchten/ und dieſe auf Sie mit gluͤckſeeligen Fort-
gange moͤchten fortgepflantzet werden. Hieher war vor
allen Dingen Jhre ruͤhmliche Vorſorge/ Jhr Muͤhe und
Fleiß zu ihrem groſſen Lobe gerichtet. Alleine den Anfang

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[30/0030] Die itzt fallende Decke und Schutz waͤren. Cardanus hat vermeinet/ ſie waͤ- ren den Baͤumen und Pflantzen/ fuͤrnemlich aber ihren Fruͤchten/ gleichſam eine Schutz-Decke. Der Hochgelehrte Scaliger aber will behaubten/ daß ſie nur eine Zierde ſeyn. (Exercit. 177.) Allein ich halte/ die Erfahrung lehre wohl/ daß beydes zugleich war ſeyn koͤnne. Deñ daß die Baͤume nicht ohne Zierde/ und die Fruͤchte nicht ohne Schutz ſein moͤchten; So laͤſſet Gott eben die Blaͤtter jaͤhrlich wachſen. Was nun die Blaͤtter ſonſten insgemein; Eben das ſind die- ſe Blaͤtter beſonders den Jhrigen auch geweſen: Nemlich ein ſo guter Schutz und groſſe Huͤlffe/ als ſchoͤne Zierde; Ja ich ſetze noch darzu: Eine ſo heilſame Artzney/ als ſchoͤne Zierde. Denn uͤberdiß daß Sie ihrem Haubt und Hauſe als eine rechte Ehe- und Ehren-Krone alle wolanſtaͤndige Zierde gegeben; So hat ſie auch den Jhrigen allen annehm- lichen Schutz ertheilet/ und Jhnen nach Art der Artzneyen- den und heilſamen Blaͤtter vielfaͤltig mit aller erfreulichen Huͤlffe willigſt gedienet. Abſonderlich war Sie/ die Seelig- ſte/ darauf bedacht und beflieſſen/ wie ſie ihren wehrteſten Ehe-Herꝛn mit Freundligkeit troͤſten/ mit Haͤußligkeit er- freuen/ mit Liebe ſaͤttigen und mit dem lieblichen Geruche guten Veꝛſtandes laben moͤchte; Dañ auch wiederum: Wie die Jenigen/ ſo von Jhr entſproſſen und ihren Namen fuͤhr- ten/ auch Jhre Tugenden und gute loͤbliche Art haben und fuͤhren moͤchten/ und dieſe auf Sie mit gluͤckſeeligen Fort- gange moͤchten fortgepflantzet werden. Hieher war vor allen Dingen Jhre ruͤhmliche Vorſorge/ Jhr Muͤhe und Fleiß zu ihrem groſſen Lobe gerichtet. Alleine den Anfang ſolte

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Zitationshilfe: Henel, Christoph: Die itzt abfallende und wandernde Blätter Als Ein Bilde des Lebens und Außganges. Schlichtingsheim, [1692], S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/359521/30>, abgerufen am 09.11.2024.