Henel, Christoph: Die itzt abfallende und wandernde Blätter Als Ein Bilde des Lebens und Außganges. Schlichtingsheim, [1692].Die itzt fallende set sich auch alsdenn an ihrer Seele/ als die da von den irr-dischen Ketten und Banden dieses Leibes erlöset mit Freu- den auffflieget und sich in die Armen ihres JESU schwin- get: Adlers-Krafft soll und wird sich auch einst hernach erweisen an ihren Leibern/ als die am Jüngsten Tage der Seelen nachfahren und zu gleicher Herrligkeit und Seelig- keit mit ihnen werden erhoben werden. Und wie es sich nun itzo mit den abgefallenen Blättern verhält/ daß wenn ein starcker Wind auch nur etwas drein bläset/ es umb ein leich- tes geschiehet/ daß sie gerühret und turbiret/ daß sie empor gehoben und in die Höhe getrieben werden: Also wird es dermahleinsten am Ende der Welt auch geschehen/ daß wenn Gott mit seinem allmächtigem Athem unter die abgefallenen und verdorreten Blätter/ unter die Gebeine der Verbliche- nen/ blasen wird/ und die vertrocknete Krafft ihrer Leiber wiederumb begeistert machen; Sie alsdenn gleich leichte und noch leichter als jene werden neue Flügel kriegen und mit Adlers-Krafft aufffliegen. Was sie hier im Leben mit der Gottseeligen Monica, des Augustini Mutter/ gewünt- schet/ daß sie Flügel kriegen und zu ihrem GOtte aufffliegen möchten/ wenn Sie mit derselbigen in hertzlicher Andacht offt geseuffzet: Evolemus, Evolemus! Gebet mir doch Flügel her/ Daß ich bald bey JESU wär! Das werden sie da erlangen und erhalten/ es wird an ihnen Evolabunt! Ja
Die itzt fallende ſet ſich auch alsdenn an ihrer Seele/ als die da von den irꝛ-diſchen Ketten und Banden dieſes Leibes erloͤſet mit Freu- den auffflieget und ſich in die Armen ihres JESU ſchwin- get: Adlers-Krafft ſoll und wird ſich auch einſt hernach erweiſen an ihren Leibern/ als die am Juͤngſten Tage der Seelen nachfahren und zu gleicher Herꝛligkeit und Seelig- keit mit ihnen werden erhoben werden. Und wie es ſich nun itzo mit den abgefallenen Blaͤttern verhaͤlt/ daß wenn ein ſtarcker Wind auch nur etwas drein blaͤſet/ es umb ein leich- tes geſchiehet/ daß ſie geruͤhret und turbiret/ daß ſie empor gehoben und in die Hoͤhe getrieben werden: Alſo wird es dermahleinſten am Ende der Welt auch geſchehen/ daß weñ Gott mit ſeinem allmaͤchtigem Athem unter die abgefallenẽ und verdorꝛeten Blaͤtter/ unter die Gebeine der Verbliche- nen/ blaſen wird/ und die vertrocknete Krafft ihrer Leiber wiederumb begeiſtert machen; Sie alsdenn gleich leichte und noch leichter als jene werden neue Fluͤgel kriegen und mit Adlers-Krafft aufffliegen. Was ſie hier im Leben mit der Gottſeeligen Monica, des Auguſtini Mutter/ gewuͤnt- ſchet/ daß ſie Fluͤgel kriegen und zu ihrem GOtte aufffliegen moͤchten/ wenn Sie mit derſelbigen in hertzlicher Andacht offt geſeuffzet: Evolemus, Evolemus! Gebet mir doch Fluͤgel her/ Daß ich bald bey JESU waͤr! Das werden ſie da erlangen und erhalten/ es wird an ihnen Evolabunt! Ja
<TEI> <text> <body> <div type="fsThanks" n="1"> <p><pb facs="#f0046" n="46"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#b">Die itzt fallende</hi></fw><lb/> ſet ſich auch alsdenn an ihrer Seele/ als die da von den irꝛ-<lb/> diſchen Ketten und Banden dieſes Leibes erloͤſet mit Freu-<lb/> den auffflieget und ſich in die Armen ihres JESU ſchwin-<lb/> get: Adlers-Krafft ſoll und wird ſich auch einſt hernach<lb/> erweiſen an ihren Leibern/ als die am Juͤngſten Tage der<lb/> Seelen nachfahren und zu gleicher Herꝛligkeit und Seelig-<lb/> keit mit ihnen werden erhoben werden. Und wie es ſich nun<lb/> itzo mit den abgefallenen Blaͤttern verhaͤlt/ daß wenn ein<lb/> ſtarcker Wind auch nur etwas drein blaͤſet/ es umb ein leich-<lb/> tes geſchiehet/ daß ſie geruͤhret und <hi rendition="#aq">turbi</hi>ret/ daß ſie empor<lb/> gehoben und in die Hoͤhe getrieben werden: Alſo wird es<lb/> dermahleinſten am Ende der Welt auch geſchehen/ daß weñ<lb/> Gott mit ſeinem allmaͤchtigem Athem unter die abgefallenẽ<lb/> und verdorꝛeten Blaͤtter/ unter die Gebeine der Verbliche-<lb/> nen/ blaſen wird/ und die vertrocknete Krafft ihrer Leiber<lb/> wiederumb begeiſtert machen; Sie alsdenn gleich leichte<lb/> und noch leichter als jene werden neue Fluͤgel kriegen und<lb/> mit Adlers-Krafft aufffliegen. Was ſie hier im Leben mit<lb/> der Gottſeeligen <hi rendition="#aq">Monica,</hi> des <hi rendition="#aq">Auguſtini</hi> Mutter/ gewuͤnt-<lb/> ſchet/ daß ſie Fluͤgel kriegen und zu ihrem GOtte aufffliegen<lb/> moͤchten/ wenn Sie mit derſelbigen in hertzlicher Andacht<lb/> offt geſeuffzet:</p><lb/> <p> <hi rendition="#aq">Evolemus, Evolemus!</hi><lb/> <lg type="poem"> <l> <hi rendition="#fr">Gebet mir doch Fluͤgel her/</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Daß ich bald bey JESU waͤr!</hi> </l> </lg> </p><lb/> <p>Das werden ſie da erlangen und erhalten/ es wird an ihnen<lb/> da in der That erfuͤllet werden:</p><lb/> <lg type="poem"> <l> <hi rendition="#aq">Evolabunt!</hi> </l><lb/> <fw type="catch" place="bottom"> <hi rendition="#fr">Ja</hi> </fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [46/0046]
Die itzt fallende
ſet ſich auch alsdenn an ihrer Seele/ als die da von den irꝛ-
diſchen Ketten und Banden dieſes Leibes erloͤſet mit Freu-
den auffflieget und ſich in die Armen ihres JESU ſchwin-
get: Adlers-Krafft ſoll und wird ſich auch einſt hernach
erweiſen an ihren Leibern/ als die am Juͤngſten Tage der
Seelen nachfahren und zu gleicher Herꝛligkeit und Seelig-
keit mit ihnen werden erhoben werden. Und wie es ſich nun
itzo mit den abgefallenen Blaͤttern verhaͤlt/ daß wenn ein
ſtarcker Wind auch nur etwas drein blaͤſet/ es umb ein leich-
tes geſchiehet/ daß ſie geruͤhret und turbiret/ daß ſie empor
gehoben und in die Hoͤhe getrieben werden: Alſo wird es
dermahleinſten am Ende der Welt auch geſchehen/ daß weñ
Gott mit ſeinem allmaͤchtigem Athem unter die abgefallenẽ
und verdorꝛeten Blaͤtter/ unter die Gebeine der Verbliche-
nen/ blaſen wird/ und die vertrocknete Krafft ihrer Leiber
wiederumb begeiſtert machen; Sie alsdenn gleich leichte
und noch leichter als jene werden neue Fluͤgel kriegen und
mit Adlers-Krafft aufffliegen. Was ſie hier im Leben mit
der Gottſeeligen Monica, des Auguſtini Mutter/ gewuͤnt-
ſchet/ daß ſie Fluͤgel kriegen und zu ihrem GOtte aufffliegen
moͤchten/ wenn Sie mit derſelbigen in hertzlicher Andacht
offt geſeuffzet:
Evolemus, Evolemus!
Gebet mir doch Fluͤgel her/
Daß ich bald bey JESU waͤr!
Das werden ſie da erlangen und erhalten/ es wird an ihnen
da in der That erfuͤllet werden:
Evolabunt!
Ja
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |