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Holfeld, Johannes: Heilige Auffgabe der Seelen. Polnisch Lissa, 1645.

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Christliche Leich-Predigt.
lute. O du liebes Fleisch/ welch einen edlen Gast
hast du in dir/ edel genungsam/ vnd deine gan-
tze Wolfahrt ist an seiner Wolfahrt gelegen.
Jn seinen Meditationibus redet er/ cap. 3. von der
Würde der Seelen gar beweglich/ vnd spricht: Cur
carnem tuam pretiosis rebus impingvas & ador-

Id. in Medi-
tat. devotiss.
cap. 3. col,
1051. K. L.
nas, quam post paucos dies vermes devoraturi
sunt in sepulchro; Animam vero tuam non ador-
nas bonis operibus, quae Deo & Angelis ejus prae-
sentenda est in coelis?
Was ist es/ daß du dein
Fleisch so köstlich mästest vnd schmückest/ welches
in kurtzer Zeit die Würme im Grabe werden fres-
sen; Aber deine Seele schmückest du nicht mit
gutten Wercken/ die GOtt vnnd seinen Engeln
sol dargestellet werden im Himmel? Ach wie
Qvare ani-
mam tuam
vili pendis,
& eicarnem
prae[p]onis?
kompt es/ fähret der fromme Vater weiter fort/ daß
du deine Seele so gering schätzest/ vnnd zeuchst
jhr dein Fleisch für?

Wir/ jhr meine Geliebten/ lassen vns diß heu-
te auch billich gesaget seyn/ vnd achten im Leben vnd
Sterben nichts höher/ als vnsere Seele/ vnd vberge-
ben dahero auch solche vnsere Seele desto frewdiger vnd
williger/ wenn es dermaleines jetzo mit vns zum Ster-
Vnruhe der
Seelen/ so
lange sie mit
mit dem Lei-
be vereini-
get ist Weiß-
heit 9 . 15.
ben kompt.

So lange der Geist/ oder die Seele im Leibe
wohnet/ hat sie Vnruhe voll auff: Der sterbliche
Leichnam beschweret die Seele/ saget die Weißheit/
cap. 9. Es ist ein elend jämmerlich Ding vmb

aller

Chriſtliche Leich-Predigt.
lute. O du liebes Fleiſch/ welch einen edlen Gaſt
haſt du in dir/ edel genungſam/ vnd deine gan-
tze Wolfahrt iſt an ſeiner Wolfahrt gelegen.
Jn ſeinen Meditationibus redet er/ cap. 3. von der
Wuͤrde der Seelen gar beweglich/ vnd ſpricht: Cur
carnem tuam pretioſis rebus impingvas & ador-

Id. in Medi-
tat. devotiſſ.
cap. 3. col,
1051. K. L.
nas, quam poſt paucos dies vermes devoraturi
ſunt in ſepulchro; Animam verò tuam non ador-
nas bonis operibus, quæ Deo & Angelis ejus præ-
ſentenda eſt in cœlis?
Was iſt es/ daß du dein
Fleiſch ſo koͤſtlich maͤſteſt vnd ſchmuͤckeſt/ welches
in kurtzer Zeit die Wuͤrme im Grabe werden freſ-
ſen; Aber deine Seele ſchmuͤckeſt du nicht mit
gutten Wercken/ die GOtt vnnd ſeinen Engeln
ſol dargeſtellet werden im Himmel? Ach wie
Qvare ani-
mam tuam
vili pendis,
& eicarnem
præ[p]onis?
kompt es/ faͤhret der fromme Vater weiter fort/ daß
du deine Seele ſo gering ſchaͤtzeſt/ vnnd zeuchſt
jhr dein Fleiſch fuͤr?

Wir/ jhr meine Geliebten/ laſſen vns diß heu-
te auch billich geſaget ſeyn/ vnd achten im Leben vnd
Sterben nichts hoͤher/ als vnſere Seele/ vnd vberge-
ben dahero auch ſolche vnſere Seele deſto frewdiger vnd
williger/ wenn es dermaleines jetzo mit vns zum Ster-
Vnruhe der
Seelen/ ſo
lange ſie mit
mit dem Lei-
be vereini-
get iſt Weiß-
heit 9 ꝟ. 15.
ben kompt.

So lange der Geiſt/ oder die Seele im Leibe
wohnet/ hat ſie Vnruhe voll auff: Der ſterbliche
Leichnam beſchweret die Seele/ ſaget die Weißheit/
cap. 9. Es iſt ein elend jaͤmmerlich Ding vmb

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Zitationshilfe: Holfeld, Johannes: Heilige Auffgabe der Seelen. Polnisch Lissa, 1645, S. [18]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/359997/18>, abgerufen am 03.12.2024.