Güntzel, Albert: Die Hoffnung Jacobs. [Lissa], 1653.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

Christliche Leich-Predigt.

Tranck fraget: Also jemehr der Todt herbey nahet/
unnd sich die Natur schwächer befindet/ je mehr sie von
zeitlichen sachen ablassen/ umb den Himlischen Artzt und
beste Seelen-Speise sich bekümmern/ und dahin allein
sich wenden und halten sollen.

Es schreibet AElianus von einem Vielfuß oderAElian. l. 7.
c. 11.
langbeinichten Meerfisch/ so von jhm Polypus genand
wird/ daß er einen auff einem Felß im Meer sitzend gese-
hen/ zu dem ein Adler geflogen kommen jhn zu fressen.
Es habe sich aber der Villfuß bald an den Felß gehen-
get/ und feste daran gehalten/ daß jhn der Adler nicht loß
reissen können/ Endlichen aber habe er den Adler mit
etzlichen seinen Füssen ergriffen/ ins Wasser gedrucket/ und
ersäuffet: Alle rechtschaffene Christen sollens auch
also machen/ und wenn sie den Todt kommen sehen/ sich
fein feste an den Felß CHRistum/ mit wahren Glau-
ben halten/ so werden sie Jhn gewißlich auff solche weise
überwinden/ und daran zu Rittern werden. Denn thut
man das/ was man thun soll/ so wil GOtt auff seiner
Seite auch das seinige thun/ und die Sterbenden in wah-
rem Glauben stärcken und erhalten. Denn bey den
Heiligen ist Er Heilig/ bey den Fromen ist ErPsal. 18. 26. 27
Jac. 4. 8.
from/ bey den Reinen ist Er rein/ Psal. 18. GOtt
nahet sich zu denen/ die sich zu Jhm nahen/ lac. 4.
GOtt ehret/ die Jhn ehren/ und helt sich zu denen/
die sich zu jhm halten/ 1. Sam. 2. ler. 15. Summa/1. Sam. 2. 30.
Jerem. 15. 19
Simile.
GOtt ist wie ein Spiegel; Wie man da hinein siehet/
so siehet Er wider herauß in gleicher gestalt: Also wer auff

GOtt

Chriſtliche Leich-Predigt.

Tranck fraget: Alſo jemehr der Todt herbey nahet/
unnd ſich die Natur ſchwaͤcher befindet/ je mehr ſie von
zeitlichen ſachen ablaſſen/ umb den Himliſchen Artzt und
beſte Seelen-Speiſe ſich bekuͤmmern/ und dahin allein
ſich wenden und halten ſollen.

Es ſchreibet Ælianus von einem Vielfuß oderÆlian. l. 7.
c. 11.
langbeinichten Meerfiſch/ ſo von jhm Polypus genand
wird/ daß er einen auff einem Felß im Meer ſitzend geſe-
hen/ zu dem ein Adler geflogen kommen jhn zu freſſen.
Es habe ſich aber der Villfuß bald an den Felß gehen-
get/ und feſte daran gehalten/ daß jhn der Adler nicht loß
reiſſen koͤnnen/ Endlichen aber habe er den Adler mit
etzlichen ſeinen Fuͤſſen ergriffen/ ins Waſſer gedrucket/ und
erſaͤuffet: Alle rechtſchaffene Chriſten ſollens auch
alſo machen/ und wenn ſie den Todt kommen ſehen/ ſich
fein feſte an den Felß CHRiſtum/ mit wahren Glau-
ben halten/ ſo werden ſie Jhn gewißlich auff ſolche weiſe
uͤberwinden/ und daran zu Rittern werden. Denn thut
man das/ was man thun ſoll/ ſo wil GOtt auff ſeiner
Seite auch das ſeinige thun/ und die Sterbenden in wah-
rem Glauben ſtaͤrcken und erhalten. Denn bey den
Heiligen iſt Er Heilig/ bey den Fromen iſt ErPſal. 18. 26. 27
Jac. 4. 8.
from/ bey den Reinen iſt Er rein/ Pſal. 18. GOtt
nahet ſich zu denen/ die ſich zu Jhm nahen/ lac. 4.
GOtt ehret/ die Jhn ehren/ und helt ſich zu denen/
die ſich zu jhm halten/ 1. Sam. 2. ler. 15. Summa/1. Sam. 2. 30.
Jerem. 15. 19
Simile.
GOtt iſt wie ein Spiegel; Wie man da hinein ſiehet/
ſo ſiehet Er wider herauß in gleicher geſtalt: Alſo wer auff

GOtt

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0033" n="[33]"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#b">Chri&#x017F;tliche Leich-Predigt.</hi></fw><lb/>
Tranck fraget: Al&#x017F;o jemehr der Todt herbey nahet/<lb/>
unnd &#x017F;ich die Natur &#x017F;chwa&#x0364;cher befindet/ je mehr &#x017F;ie von<lb/>
zeitlichen &#x017F;achen abla&#x017F;&#x017F;en/ umb den Himli&#x017F;chen Artzt u<choice><abbr>n&#x0303;</abbr><expan>nd</expan></choice><lb/>
be&#x017F;te Seelen-Spei&#x017F;e &#x017F;ich beku&#x0364;mmern/ und dahin allein<lb/>
&#x017F;ich wenden und halten &#x017F;ollen.</p><lb/>
          <p>Es &#x017F;chreibet <hi rendition="#aq">Ælianus</hi> von einem <hi rendition="#fr">Vielfuß</hi> oder<note place="right"><hi rendition="#aq">Ælian. l. 7.<lb/>
c.</hi> 11.</note><lb/>
langbeinichten Meerfi&#x017F;ch/ &#x017F;o von jhm <hi rendition="#aq">Polypus</hi> genand<lb/>
wird/ daß er einen auff einem Felß im Meer &#x017F;itzend ge&#x017F;e-<lb/>
hen/ zu dem ein Adler geflogen kommen jhn zu fre&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Es habe &#x017F;ich aber der Villfuß bald an den Felß gehen-<lb/>
get/ und fe&#x017F;te daran gehalten/ daß jhn der Adler nicht loß<lb/>
rei&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nnen/ Endlichen aber habe er den Adler mit<lb/>
etzlichen &#x017F;einen Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en ergriffen/ ins Wa&#x017F;&#x017F;er gedrucket/ u<choice><abbr>n&#x0303;</abbr><expan>nd</expan></choice><lb/>
er&#x017F;a&#x0364;uffet: Alle recht&#x017F;chaffene Chri&#x017F;ten &#x017F;ollens auch<lb/>
al&#x017F;o machen/ und wenn &#x017F;ie den Todt ko<choice><abbr>m&#x0303;</abbr><expan>mm</expan></choice>en &#x017F;ehen/ &#x017F;ich<lb/>
fein fe&#x017F;te an den Felß CHRi&#x017F;tum/ mit wahren Glau-<lb/>
ben halten/ &#x017F;o werden &#x017F;ie Jhn gewißlich auff &#x017F;olche wei&#x017F;e<lb/>
u&#x0364;berwinden/ und daran zu Rittern werden. Denn thut<lb/>
man das/ was man thun &#x017F;oll/ &#x017F;o wil GOtt auff &#x017F;einer<lb/>
Seite auch das &#x017F;einige thun/ und die Sterbenden in wah-<lb/>
rem Glauben &#x017F;ta&#x0364;rcken und erhalten. <hi rendition="#fr">Denn bey den<lb/>
Heiligen i&#x017F;t Er Heilig/ bey den Fromen i&#x017F;t Er</hi><note place="right"><hi rendition="#aq">P&#x017F;al. 18. 26. 27<lb/>
Jac.</hi> 4. 8.</note><lb/><hi rendition="#fr">from/ bey den Reinen i&#x017F;t Er rein/</hi> <hi rendition="#aq">P&#x017F;al.</hi> 18. <hi rendition="#fr">GOtt<lb/>
nahet &#x017F;ich zu denen/ die &#x017F;ich zu Jhm nahen/</hi> <hi rendition="#aq">lac.</hi> 4.<lb/><hi rendition="#fr">GOtt ehret/ die Jhn ehren/ u<choice><abbr>n&#x0303;</abbr><expan>nd</expan></choice> helt &#x017F;ich zu denen/<lb/>
die &#x017F;ich zu jhm halten/</hi> 1. <hi rendition="#aq">Sam. 2. ler.</hi> 15. Summa/<note place="right">1. <hi rendition="#aq">Sam. 2. 30.<lb/>
Jerem. 15. 19<lb/>
Simile.</hi></note><lb/>
GOtt i&#x017F;t wie ein <hi rendition="#fr">Spiegel;</hi> Wie man da hinein &#x017F;iehet/<lb/>
&#x017F;o &#x017F;iehet Er wider herauß in gleicher ge&#x017F;talt: Al&#x017F;o wer auff<lb/>
<fw type="sig" place="bottom">E</fw><fw type="catch" place="bottom">GOtt</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[[33]/0033] Chriſtliche Leich-Predigt. Tranck fraget: Alſo jemehr der Todt herbey nahet/ unnd ſich die Natur ſchwaͤcher befindet/ je mehr ſie von zeitlichen ſachen ablaſſen/ umb den Himliſchen Artzt uñ beſte Seelen-Speiſe ſich bekuͤmmern/ und dahin allein ſich wenden und halten ſollen. Es ſchreibet Ælianus von einem Vielfuß oder langbeinichten Meerfiſch/ ſo von jhm Polypus genand wird/ daß er einen auff einem Felß im Meer ſitzend geſe- hen/ zu dem ein Adler geflogen kommen jhn zu freſſen. Es habe ſich aber der Villfuß bald an den Felß gehen- get/ und feſte daran gehalten/ daß jhn der Adler nicht loß reiſſen koͤnnen/ Endlichen aber habe er den Adler mit etzlichen ſeinen Fuͤſſen ergriffen/ ins Waſſer gedrucket/ uñ erſaͤuffet: Alle rechtſchaffene Chriſten ſollens auch alſo machen/ und wenn ſie den Todt kom̃en ſehen/ ſich fein feſte an den Felß CHRiſtum/ mit wahren Glau- ben halten/ ſo werden ſie Jhn gewißlich auff ſolche weiſe uͤberwinden/ und daran zu Rittern werden. Denn thut man das/ was man thun ſoll/ ſo wil GOtt auff ſeiner Seite auch das ſeinige thun/ und die Sterbenden in wah- rem Glauben ſtaͤrcken und erhalten. Denn bey den Heiligen iſt Er Heilig/ bey den Fromen iſt Er from/ bey den Reinen iſt Er rein/ Pſal. 18. GOtt nahet ſich zu denen/ die ſich zu Jhm nahen/ lac. 4. GOtt ehret/ die Jhn ehren/ uñ helt ſich zu denen/ die ſich zu jhm halten/ 1. Sam. 2. ler. 15. Summa/ GOtt iſt wie ein Spiegel; Wie man da hinein ſiehet/ ſo ſiehet Er wider herauß in gleicher geſtalt: Alſo wer auff GOtt Ælian. l. 7. c. 11. Pſal. 18. 26. 27 Jac. 4. 8. 1. Sam. 2. 30. Jerem. 15. 19 Simile. E

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): Dieses Werk steht unter der „Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland Lizenz“ (CC BY-SA).
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/360000
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/360000/33
Zitationshilfe:	Güntzel, Albert: Die Hoffnung Jacobs. [Lissa], 1653, S. [33]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/360000/33>, abgerufen am 03.12.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.