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Güntzel, Albert: Die Hoffnung Jacobs. [Lissa], 1653.

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Christliche Leich-Predigt.
leröfftern gesungen die gefangenen Juden auß dem 137.
Psalm des Königlichen Propheten Davids. Geben
wir aber auff solch sehnliches Trawer-Lied wol achtung/
so finden wir darinn

1. Gravissimum Exilium/ Das grosse Elend
und Jammer/ darinnen sie alß Exulanten schwe-
beten/
in dem sie auß Jhrem Vaterlande verjaget/ alß
Fremdlinge in deß Feindes Land/ ja alß Gefangene zu
Babel seyn/ unnd mit den Rücken ansehen musten Jhr
verwüstetes Land/ Jhr eingeäschretes Jerusalem/ den
Berg Zion/ das schöne Zweigelein/ deß sich das gantze
Land tröstete/ Psal. 48. Denn Jerusalem/ ach Jerusa-Psalm. 48. 3.
lem/ war eine vortreffliche Stadt/ und hatte vor allen
andern Städten in der Welt den Preiß unnd Vorzug/[de Hierosoly-
ma plus qvam
Lipsius de Ro-
ma scripsit, scri
bi posse, agno-
scit VValtherus
in Offic. Bibl.
p. 773.]
Ezech. 5. 5.
Georg Bruin
in Theatr Ur-
bium part. 2.
fol. 84.
Psal
m. 74. 11.

daß auch von Jhr weit mehr geschrieben werden könte/
alß jemalßvon Rom geschrieben ist. Denn sie war die auß-
erwälte Stadt Gottes/ und lage gleich in der mitte des Jü-
dischen Landes/ und der gantzen Welt/ Ez. 5 Daß sie sol-
cher Situation halber/ welche auch die Geographi nicht
leugnen können/ vom Heiligen Geiste Sinus, das ist/ eine
Schoß genennet worden/ Psal. 74. Sie thats allen an-
dern zuvor/ nicht allein wegen der Gelegenheit des von
Natur so vesten Orths/ der wol temperirten gesunden
Lufft/ des sehr fruchtbaren Bodens/ und der so überauß
herrlichen unnd schönen Gebäude; Sondern auch für-
nehmlich und insonderheit darumb/ daß der Herr
selber allda wohnete/ Psal. 135. Und sein Feuer und HerdPsal. 135. 21.
Esai.
31 9.

daselbsten hatte/ Esai. 31. Daß man nicht mit unrecht

von

Chriſtliche Leich-Predigt.
leroͤfftern geſungen die gefangenen Juden auß dem 137.
Pſalm des Koͤniglichen Propheten Davids. Geben
wir aber auff ſolch ſehnliches Trawer-Lied wol achtung/
ſo finden wir darinn

1. Graviſsimum Exilium/ Das groſſe Elend
und Jammer/ darinnen ſie alß Exulanten ſchwe-
beten/
in dem ſie auß Jhrem Vaterlande verjaget/ alß
Fremdlinge in deß Feindes Land/ ja alß Gefangene zu
Babel ſeyn/ unnd mit den Ruͤcken anſehen muſten Jhr
verwuͤſtetes Land/ Jhr eingeaͤſchretes Jeruſalem/ den
Berg Zion/ das ſchoͤne Zweigelein/ deß ſich das gantze
Land troͤſtete/ Pſal. 48. Denn Jeruſalem/ ach Jeruſa-Pſalm. 48. 3.
lem/ war eine vortreffliche Stadt/ und hatte vor allen
andern Staͤdten in der Welt den Preiß unnd Vorzug/[de Hieroſoly-
mâ plus qvàm
Lipſius de Ro-
mâ ſcripſit, ſcri
bi poſſe, agno-
ſcit VValtherus
in Offic. Bibl.
p. 773.]
Ezech. 5. 5.
Georg Bruin
in Theatr Ur-
bium part. 2.
fol. 84.
Pſal
m. 74. 11.

daß auch von Jhr weit mehr geſchrieben werden koͤnte/
alß jemalßvon Rom geſchrieben iſt. Denn ſie war die auß-
erwaͤlte Stadt Gottes/ und lage gleich in der mitte des Juͤ-
diſchen Landes/ und der gantzen Welt/ Ez. 5 Daß ſie ſol-
cher Situation halber/ welche auch die Geographi nicht
leugnen koͤnnen/ vom Heiligen Geiſte Sinus, das iſt/ eine
Schoß genennet worden/ Pſal. 74. Sie thats allen an-
dern zuvor/ nicht allein wegen der Gelegenheit des von
Natur ſo veſten Orths/ der wol temperirten geſunden
Lufft/ des ſehr fruchtbaren Bodens/ und der ſo uͤberauß
herrlichen unnd ſchoͤnen Gebaͤude; Sondern auch fuͤr-
nehmlich und inſonderheit darumb/ daß der Herr
ſelber allda wohnete/ Pſal. 135. Und ſein Feuer und HerdPſal. 135. 21.
Eſai.
31 9.

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Zitationshilfe: Güntzel, Albert: Die Hoffnung Jacobs. [Lissa], 1653, S. [7]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/360000/7>, abgerufen am 21.11.2024.