Posselt, August: I. N. J. Den sich selbst/ und die ihn hören/ seelig zu machen bemüheten Schul-Lehrer. Bautzen, [1712].Trauer-Rede. Hochgeehrteste und Hochbetrübte Anwesende! SO muß unser werthes Gymnasium einen solchen Mann tzen
Trauer-Rede. Hochgeehrteſte und Hochbetruͤbte Anweſende! SO muß unſer werthes Gymnaſium einen ſolchen Mann tzen
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <floatingText> <pb facs="#f0052" n="50"/> <body> <fw type="header" place="top"> <hi rendition="#b">Trauer-Rede.</hi> </fw><lb/> <div type="fsThanks" n="1"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Hochgeehrteſte und Hochbetruͤbte Anweſende!</hi> </hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#in">S</hi>O muß unſer werthes <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Gymnaſium</hi></hi> einen ſolchen Mann<lb/> vermiſſen/ deſſen getreue Lehre/ ungemeiner Verſtand/<lb/> ſonderbahre <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Dexteri</hi></hi>taͤt und unermuͤdeter Fleiß nicht<lb/> allein denen geliebten Einwohnern dieſer Stadt bekant/<lb/> ſondern auch von denen Frembden hoͤchſt geruͤhmet<lb/> wird. So ſtehen unſere <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Muſen-</hi></hi>Soͤhne betruͤbt/ und<lb/> ſind gleich denen verlaſſenen Schaafen/ welche ihren<lb/> Hirten verlohren/ und denſelben vergebens durch ihr<lb/> wehmuͤthiges Schreyen wieder fuchen. Es gehet nun mit dem Ausgang<lb/> dieſes Monaths das vierdte Jahr zum Ende/ da ich dem ſeeligen Herrn<lb/> Weiſen/ Hoch-<hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">meritir</hi></hi>ten <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Rectori,</hi></hi> um das beruͤhmte hieſige <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Gymnaſi-<lb/> um,</hi></hi> bey einer <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">ſolennen</hi></hi> Trauer-Verſammlung/ eben auf dieſem Platz/ den<lb/> letzten Ehren-und Liebes-Dienſt/ in einer kurtzen und geringen Rede ab-<lb/> ſtatten muſte. Nun gieng der inbruͤnſtige Wunſch dazumahl dahin/ es<lb/> wolle der groſſe GOTT ſeinem allbereit beruffenen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Succeſſori</hi></hi> diejenigen<lb/> Jahre in ſeinem Lehr-Ambte beylegen/ welche der wohlgedachte Herr <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Re-<lb/> ctor</hi></hi> Weiſe mit hoͤchſten Ruhm erfuͤllet. Allein ich habe mehr gewuͤnſchet/<lb/> als der verborgene GOtt in ſeinem heiligen Rathe beſchloſſen hatte. Denn<lb/> da der ſeelige Herr Weiſe in ſeinem Lehr-Amt 30. Jahr zugebracht/ und<lb/> alſo alle ſeine <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Anteceſſores</hi></hi> an der Zahl der Jahre uͤbertroffen; So hat un-<lb/> ſer Hochverdienter <hi rendition="#fr">Herr Hoffmann</hi> hingegen unter allen die wenigſten<lb/> Jahre in ſeiner Rechnung/ und kan leider! das vierte Jahr ſeines loͤblich<lb/> verwalteten <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Rectorats</hi></hi> nicht zu den erwuͤnſchten Ende bringen. Doch<lb/> was ſoll ich bey dem ungemeinen Verluſt eines ſo unvergleichlichen Man-<lb/> nes ſagen? Vergebens iſt es mit vielfaͤltigen Klagen den groſſen Schmer-<lb/> <fw type="catch" place="bottom">tzen</fw><lb/></p> </div> </body> </floatingText> </div> </body> </text> </TEI> [50/0052]
Trauer-Rede.
Hochgeehrteſte und Hochbetruͤbte Anweſende!
SO muß unſer werthes Gymnaſium einen ſolchen Mann
vermiſſen/ deſſen getreue Lehre/ ungemeiner Verſtand/
ſonderbahre Dexteritaͤt und unermuͤdeter Fleiß nicht
allein denen geliebten Einwohnern dieſer Stadt bekant/
ſondern auch von denen Frembden hoͤchſt geruͤhmet
wird. So ſtehen unſere Muſen-Soͤhne betruͤbt/ und
ſind gleich denen verlaſſenen Schaafen/ welche ihren
Hirten verlohren/ und denſelben vergebens durch ihr
wehmuͤthiges Schreyen wieder fuchen. Es gehet nun mit dem Ausgang
dieſes Monaths das vierdte Jahr zum Ende/ da ich dem ſeeligen Herrn
Weiſen/ Hoch-meritirten Rectori, um das beruͤhmte hieſige Gymnaſi-
um, bey einer ſolennen Trauer-Verſammlung/ eben auf dieſem Platz/ den
letzten Ehren-und Liebes-Dienſt/ in einer kurtzen und geringen Rede ab-
ſtatten muſte. Nun gieng der inbruͤnſtige Wunſch dazumahl dahin/ es
wolle der groſſe GOTT ſeinem allbereit beruffenen Succeſſori diejenigen
Jahre in ſeinem Lehr-Ambte beylegen/ welche der wohlgedachte Herr Re-
ctor Weiſe mit hoͤchſten Ruhm erfuͤllet. Allein ich habe mehr gewuͤnſchet/
als der verborgene GOtt in ſeinem heiligen Rathe beſchloſſen hatte. Denn
da der ſeelige Herr Weiſe in ſeinem Lehr-Amt 30. Jahr zugebracht/ und
alſo alle ſeine Anteceſſores an der Zahl der Jahre uͤbertroffen; So hat un-
ſer Hochverdienter Herr Hoffmann hingegen unter allen die wenigſten
Jahre in ſeiner Rechnung/ und kan leider! das vierte Jahr ſeines loͤblich
verwalteten Rectorats nicht zu den erwuͤnſchten Ende bringen. Doch
was ſoll ich bey dem ungemeinen Verluſt eines ſo unvergleichlichen Man-
nes ſagen? Vergebens iſt es mit vielfaͤltigen Klagen den groſſen Schmer-
tzen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |