Posselt, August: I. N. J. Den sich selbst/ und die ihn hören/ seelig zu machen bemüheten Schul-Lehrer. Bautzen, [1712].Trauer-Rede. Es gedencket der berühmte Käyserl. Historicus, Jacobus Typotius dem
Trauer-Rede. Es gedencket der beruͤhmte Kaͤyſerl. Hiſtoricus, Jacobus Typotius dem
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <floatingText> <body> <div type="fsThanks" n="1"> <pb facs="#f0058" n="56"/> <fw type="header" place="top"> <hi rendition="#b">Trauer-Rede.</hi> </fw><lb/> <p>Es gedencket der beruͤhmte Kaͤyſerl. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Hiſtoricus, Jacobus Typotius</hi></hi><lb/> in ſeinem <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Symbol.</hi></hi> das <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Petrus II.</hi></hi> Koͤnig in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Arragoni</hi></hi>en/ auf eine Muͤntze<lb/> einen Adler praͤgen laſſen/ und daruͤber dieſe Worte geſchrieben: <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Sub um-<lb/> bra alarum tuarum.</hi></hi> Unter dem Schatten deiner Fluͤgel. Wohin die-<lb/> ſer Großmaͤchtige Monarch mit dieſem <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Emblemate</hi></hi> gezielet/ begehre ich<lb/> jetzund nicht zu entwerffen. Genung/ daß unſere Muſen-Soͤhne unter<lb/> denen ausgebreiteteu Fluͤgeln des ſeeligen Herrn <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Rectoris</hi></hi> zu ruhen kein Be-<lb/> dencken getragen. Es ſchaͤtzeten ſich gluͤckſeelig die Einheimiſchen/ und<lb/> hielten ſich zu dieſem Adler/ daß ſie unter ſeinen ausgebreiteten Fluͤgeln ſi-<lb/> chern Schatten haben konten. Es ſucheten ſolchen die Auslaͤndiſchen/ und<lb/> kamen in ungemeiner Menge in das hieſige <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Gymnaſium,</hi></hi> daß ſie ebenfalls<lb/> dieſer Gluͤckſeeligkeit theilhafftig wuͤrden. Mit der ſonderbaren <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Authori-<lb/> tæ</hi></hi>t unſers getreuen Lehrers war gleichſam in einem Bande verknuͤpffet die<lb/> hohe <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Prudenz,</hi></hi> welche ſowohl in einem genauen Erkaͤntniß/ als auch in ei-<lb/> ner ungemeinen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Application</hi></hi> beruhete. Dieſes war ſeine erſte Sorge bey<lb/> denen geliebten Untergebenen/ daß er ihre <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ingenia</hi></hi> recht erkennen lernete.<lb/> Er wuſte anders denen langſamen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ingeniis</hi></hi> auffzuhelffen/ und ſchrieb ihnen<lb/> gleichſam dieſe Regul vor: <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Non multa, Sed multum.</hi></hi> Er nahm einen<lb/> andern <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Proceſſ</hi></hi> vor mit denen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">mediocribus ingeniis,</hi></hi> und wuſte/ daß bey<lb/> denenſelben das gute <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Judicium</hi></hi> gemeiniglich erſetzete/ was dem ſchwachen<lb/> Gedaͤchtnis nicht gegeben war. Er wuſte/ daß die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ingenia Heroica</hi></hi> aus<lb/> einem innerlichen Trieb niemahls ruhig ſeyn/ ſondern immerfort eine gewiſ-<lb/> ſe <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Materiam</hi></hi> haben wollen/ in welcher ſie ihre <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">vires exerci</hi></hi>ren koͤnnen.<lb/> Er begegnete dieſen mit ſonderbarer Auffmunterung/ und brachte ſie deſto<lb/> weiter; je mehr ſie fortgehen wolten. Er erforſchete in allerhand ſchoͤnen<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Exercitiis</hi></hi> wohin einen jeden ſein <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Naturell</hi></hi> trieb/ und war dieſen zuwieder<lb/> welche auf etwas boͤſes ihr Abſehen hatten. Begegnete aber denen andern<lb/> mit ſonderbahrer <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Dexteritæt</hi></hi> und unermuͤdetem Fleiß/ welche was gutes<lb/> unternahmen/ und darinne beſtaͤndig fortgiengen. Er wuſte wie die Lehre<lb/> auf den <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">ſtatum idealem:</hi></hi> die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Experienz</hi></hi> aber auf den <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Statum poſſibilem</hi></hi><lb/> gieng/ und war denenjenigen Schul-Feinden hoͤchſt<supplied>z</supplied>uwieder/ welche in<lb/> <fw type="catch" place="bottom">dem</fw><lb/></p> </div> </body> </floatingText> </div> </body> </text> </TEI> [56/0058]
Trauer-Rede.
Es gedencket der beruͤhmte Kaͤyſerl. Hiſtoricus, Jacobus Typotius
in ſeinem Symbol. das Petrus II. Koͤnig in Arragonien/ auf eine Muͤntze
einen Adler praͤgen laſſen/ und daruͤber dieſe Worte geſchrieben: Sub um-
bra alarum tuarum. Unter dem Schatten deiner Fluͤgel. Wohin die-
ſer Großmaͤchtige Monarch mit dieſem Emblemate gezielet/ begehre ich
jetzund nicht zu entwerffen. Genung/ daß unſere Muſen-Soͤhne unter
denen ausgebreiteteu Fluͤgeln des ſeeligen Herrn Rectoris zu ruhen kein Be-
dencken getragen. Es ſchaͤtzeten ſich gluͤckſeelig die Einheimiſchen/ und
hielten ſich zu dieſem Adler/ daß ſie unter ſeinen ausgebreiteten Fluͤgeln ſi-
chern Schatten haben konten. Es ſucheten ſolchen die Auslaͤndiſchen/ und
kamen in ungemeiner Menge in das hieſige Gymnaſium, daß ſie ebenfalls
dieſer Gluͤckſeeligkeit theilhafftig wuͤrden. Mit der ſonderbaren Authori-
tæt unſers getreuen Lehrers war gleichſam in einem Bande verknuͤpffet die
hohe Prudenz, welche ſowohl in einem genauen Erkaͤntniß/ als auch in ei-
ner ungemeinen Application beruhete. Dieſes war ſeine erſte Sorge bey
denen geliebten Untergebenen/ daß er ihre Ingenia recht erkennen lernete.
Er wuſte anders denen langſamen Ingeniis auffzuhelffen/ und ſchrieb ihnen
gleichſam dieſe Regul vor: Non multa, Sed multum. Er nahm einen
andern Proceſſ vor mit denen mediocribus ingeniis, und wuſte/ daß bey
denenſelben das gute Judicium gemeiniglich erſetzete/ was dem ſchwachen
Gedaͤchtnis nicht gegeben war. Er wuſte/ daß die Ingenia Heroica aus
einem innerlichen Trieb niemahls ruhig ſeyn/ ſondern immerfort eine gewiſ-
ſe Materiam haben wollen/ in welcher ſie ihre vires exerciren koͤnnen.
Er begegnete dieſen mit ſonderbarer Auffmunterung/ und brachte ſie deſto
weiter; je mehr ſie fortgehen wolten. Er erforſchete in allerhand ſchoͤnen
Exercitiis wohin einen jeden ſein Naturell trieb/ und war dieſen zuwieder
welche auf etwas boͤſes ihr Abſehen hatten. Begegnete aber denen andern
mit ſonderbahrer Dexteritæt und unermuͤdetem Fleiß/ welche was gutes
unternahmen/ und darinne beſtaͤndig fortgiengen. Er wuſte wie die Lehre
auf den ſtatum idealem: die Experienz aber auf den Statum poſſibilem
gieng/ und war denenjenigen Schul-Feinden hoͤchſtzuwieder/ welche in
dem
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |