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Rollius, Johannes: Letztes Ehren-Gedächtnis. Liegnitz, 1667.

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I. N. J.

GEneigter Lieber Leser; Jn un-
sern Gärten erfahren wir dieses/ daß die

Weinreben ihren Stock/ aus dem sie wachsen/
oder auch wol den Baum/ neben den sie gepflan-
tzet sind/ so er verdorret/ mit ihren Blättern be-
decken/ und gleichsam Grüne oder lebendig ma-
chen. Eben das brauchet ein gelehrter Mann/ als ein schönesM. Zach.
Theobald
belli Huss.
part. 2. c.
8.

Bildnis der jenigen treue/ welche alle verwandten ihren todten
schuldig sind/ und schleust daher fast also: Das auch diese gegen
dem Strumpffe oder der Asche ihres verstorbenen/ sie seien aus
seinem Geblütte entsprossen oder in dasselbe gepflantzet worden/
sich gleich diesen Reben erweisen/ ihre Blätter über ihn aus-
breiten/ daß ist alle Kräffte anwenden sollen. Darmit er so bey
ihnen/ als anderen/ seinem Gedächtnis nach grüne und gestor-
ben leben. Das auch dieser Schluß nicht uneben sey/ weiset die
Natur in vielen andern dergleichen Bildnissen: Viel herrlicher
aber das Wort unsers GOttes inunterschiedenen Oertern/
welche ein wenig drunten in merck licher Anzahl stehen werden.

Solches Grundes halber/ hat er uns stets sorgfältig ge-
machet/ wie wir deß Weiland WolEhrw. Großachtb. Hoch-
und Wolgelahrten Herren Matthaei Hoffmanns/ Messer-
schmid genennt/ ersten und obersten Predigers/ auch Oberauf-
sehers der reinen Evangel. Kirchen zur H. Dreyfaltigkeit vor
Schweidnitz/ würdiges Andencken unentfallen erhalten möchten:
Die wir zum Theil aus des seel. Mannes Geblütte/ als Reben
aus dem natürlichen Stocke/ entsprungen/ zum Theil an diesen
gelibten Stamm zimlich nahe versetzt worden sind.

Doch haben wir nie gemeinet/ jhme mit jenen abergläubi-Abrah. Zo-
gerius part,
1. c.
21.

schen Heiden auf sein Grab eine Lagode zu bauen/ oder mit der
gelehrten Secte in China/ ihm als unserm Vater und Vor-

fahren

I. N. J.

GEneigter Lieber Leſer; Jn un-
ſern Gaͤrten erfahren wir dieſes/ daß die

Weinreben ihren Stock/ aus dem ſie wachſen/
oder auch wol den Baum/ neben den ſie gepflan-
tzet ſind/ ſo er verdorret/ mit ihren Blaͤttern be-
decken/ und gleichſam Gruͤne oder lebendig ma-
chen. Eben das brauchet ein gelehrter Mann/ als ein ſchoͤnesM. Zach.
Theobaldꝰ
belli Huſs.
part. 2. c.
8.

Bildnis der jenigen treue/ welche alle verwandten ihren todten
ſchuldig ſind/ und ſchleuſt daher faſt alſo: Das auch dieſe gegen
dem Strumpffe oder der Aſche ihres verſtorbenen/ ſie ſeien aus
ſeinem Gebluͤtte entſproſſen oder in daſſelbe gepflantzet worden/
ſich gleich dieſen Reben erweiſen/ ihre Blaͤtter uͤber ihn aus-
breiten/ daß iſt alle Kraͤffte anwenden ſollen. Darmit er ſo bey
ihnen/ als anderen/ ſeinem Gedaͤchtnis nach gruͤne und geſtor-
ben leben. Das auch dieſer Schluß nicht uneben ſey/ weiſet die
Natur in vielen andern dergleichen Bildniſſen: Viel herrlicher
aber das Wort unſers GOttes inunterſchiedenen Oertern/
welche ein wenig drunten in merck licher Anzahl ſtehen werden.

Solches Grundes halber/ hat er uns ſtets ſorgfaͤltig ge-
machet/ wie wir deß Weiland WolEhrw. Großachtb. Hoch-
und Wolgelahrten Herren Matthæi Hoffmanns/ Meſſer-
ſchmid genennt/ erſten und oberſten Predigers/ auch Oberauf-
ſehers der reinen Evangel. Kirchen zur H. Dreyfaltigkeit vor
Schweidnitz/ wuͤrdiges Andencken unentfallen erhalten moͤchten:
Die wir zum Theil aus des ſeel. Mannes Gebluͤtte/ als Reben
aus dem natuͤrlichen Stocke/ entſprungen/ zum Theil an dieſen
gelibten Stamm zimlich nahe verſetzt worden ſind.

Doch haben wir nie gemeinet/ jhme mit jenen aberglaͤubi-Abrah. Zo-
gerius part,
1. c.
21.

ſchen Heiden auf ſein Grab eine Lagode zu bauen/ oder mit der
gelehrten Secte in China/ ihm als unſerm Vater und Vor-

fahren
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[0003] I. N. J. GEneigter Lieber Leſer; Jn un- ſern Gaͤrten erfahren wir dieſes/ daß die Weinreben ihren Stock/ aus dem ſie wachſen/ oder auch wol den Baum/ neben den ſie gepflan- tzet ſind/ ſo er verdorret/ mit ihren Blaͤttern be- decken/ und gleichſam Gruͤne oder lebendig ma- chen. Eben das brauchet ein gelehrter Mann/ als ein ſchoͤnes Bildnis der jenigen treue/ welche alle verwandten ihren todten ſchuldig ſind/ und ſchleuſt daher faſt alſo: Das auch dieſe gegen dem Strumpffe oder der Aſche ihres verſtorbenen/ ſie ſeien aus ſeinem Gebluͤtte entſproſſen oder in daſſelbe gepflantzet worden/ ſich gleich dieſen Reben erweiſen/ ihre Blaͤtter uͤber ihn aus- breiten/ daß iſt alle Kraͤffte anwenden ſollen. Darmit er ſo bey ihnen/ als anderen/ ſeinem Gedaͤchtnis nach gruͤne und geſtor- ben leben. Das auch dieſer Schluß nicht uneben ſey/ weiſet die Natur in vielen andern dergleichen Bildniſſen: Viel herrlicher aber das Wort unſers GOttes inunterſchiedenen Oertern/ welche ein wenig drunten in merck licher Anzahl ſtehen werden. M. Zach. Theobaldꝰ belli Huſs. part. 2. c. 8. Solches Grundes halber/ hat er uns ſtets ſorgfaͤltig ge- machet/ wie wir deß Weiland WolEhrw. Großachtb. Hoch- und Wolgelahrten Herren Matthæi Hoffmanns/ Meſſer- ſchmid genennt/ erſten und oberſten Predigers/ auch Oberauf- ſehers der reinen Evangel. Kirchen zur H. Dreyfaltigkeit vor Schweidnitz/ wuͤrdiges Andencken unentfallen erhalten moͤchten: Die wir zum Theil aus des ſeel. Mannes Gebluͤtte/ als Reben aus dem natuͤrlichen Stocke/ entſprungen/ zum Theil an dieſen gelibten Stamm zimlich nahe verſetzt worden ſind. Doch haben wir nie gemeinet/ jhme mit jenen aberglaͤubi- ſchen Heiden auf ſein Grab eine Lagode zu bauen/ oder mit der gelehrten Secte in China/ ihm als unſerm Vater und Vor- fahren Abrah. Zo- gerius part, 1. c. 21.

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Zitationshilfe: Rollius, Johannes: Letztes Ehren-Gedächtnis. Liegnitz, 1667, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/360155/3>, abgerufen am 24.11.2024.