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Rollius, Johannes: Letztes Ehren-Gedächtnis. Liegnitz, 1667.

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Aber mit danck und demut gegen GOtt/ mit treu und wilfäh-
rigkeit gegen die Menschen gezieret. Sintemahl Er so bereitVirtut. De-
functi.

war/ das ihm vertraute Pfund iedermänniglich mizutheilen/
das ihrer viel auch seines Sichbettes/ als einer Catheder ge-
nossen haben. Gottes Amt hat Er/ nach dem dargereichten
vermögen/ verwaltet/ seine Warheit geprediget/ über seiner
Ehre geeifert/ den Himmel geweiset/ vor seine Gemeine gesor-
get/ und seine anvertraute Kirche möglichsten/ und eusersten
Fleisses gewachet. Sein Malum Arthriticum, und ande-
re zugestossene Affectus, hat Er ihm zur Gedult/ Demut und
Gottesfurcht dienen/ im Amte aber nicht verhindern lassen/
so sie ihn nur nicht gantz und gar anfesselten: Daher Er denn
ofte das Gottes-Hauß auch durch Träger besuchet/ und die
Kantzel mit bebenden Schenckeln betreten hat. Sein vor-
nehmster Wuntseh war auch: Recte credere, pie vivere,
abstrusa intelligere;
Recht zu gläuben/ from zu leben/ tun-
ckele Sachen zuverstehen. Der glückseligen Ehe/ Erzihung
und versorgung seiner Kinder/ wie alles andern zeitlichen Se-
gens/ hat Er sich mit Ruhm und Preiß gegen GOtt hertzlich
gefreuet. Mit seinen Herren Collegen hat Er gelebet fried-
lich/ gegen iedermann aufrichtig/ gegen seine Ehe Liebste ver-
treulich/ und die liebsten Seinigen sehr sorgfältig: Ehrerbi-
tig gegen die Erhabenen/ freundlich gegen die Nidrigen/ mit-
leydig gegen die Betrübten; Milde und Gutthätig gegen die
Nothdürfftigen: Deß alles Er auch wohl von Denen/ die
draussen sind/ ein guttes Zeugniß haben wird. Zumahl be-
stand Er feste in Christo dem Gekreutzigten/ dehn Er in der H.
Tauffe angezogen/ in seinem Amte geprediget/ im Glauben
wieder alles verdammliche ergriffen/ und biß ans Ende feste
gehalten hat. Daß derentwegen nicht nur die liebsten Sei-
nigen/ sondern auch wohl die gantze Gemeine/ hertzlich ge-
wüntschet hetten/ Denselben/ nebst andern Ursachen/ alß ein
Vorbild des Christlichen Lebens länger zu behalten.

Aber
L ij

Aber mit danck und demut gegen GOtt/ mit treu und wilfaͤh-
rigkeit gegen die Menſchen gezieret. Sintemahl Er ſo bereitVirtut. De-
functi.

war/ das ihm vertraute Pfund iedermaͤnniglich mizutheilen/
das ihrer viel auch ſeines Sichbettes/ als einer Catheder ge-
noſſen haben. Gottes Amt hat Er/ nach dem dargereichten
vermoͤgen/ verwaltet/ ſeine Warheit geprediget/ uͤber ſeiner
Ehre geeifert/ den Himmel geweiſet/ vor ſeine Gemeine geſor-
get/ und ſeine anvertraute Kirche moͤglichſten/ und euſerſten
Fleiſſes gewachet. Sein Malum Arthriticum, und ande-
re zugeſtoſſene Affectus, hat Er ihm zur Gedult/ Demut und
Gottesfurcht dienen/ im Amte aber nicht verhindern laſſen/
ſo ſie ihn nur nicht gantz und gar anfeſſelten: Daher Er deñ
ofte das Gottes-Hauß auch durch Traͤger beſuchet/ und die
Kantzel mit bebenden Schenckeln betreten hat. Sein vor-
nehmſter Wuntſeh war auch: Rectè credere, pie vivere,
abſtruſa intelligere;
Recht zu glaͤuben/ from zu leben/ tun-
ckele Sachen zuverſtehen. Der gluͤckſeligen Ehe/ Erzihung
und verſorgung ſeiner Kinder/ wie alles andern zeitlichen Se-
gens/ hat Er ſich mit Ruhm und Preiß gegen GOtt hertzlich
gefreuet. Mit ſeinen Herren Collegen hat Er gelebet fried-
lich/ gegen iedermann aufrichtig/ gegen ſeine Ehe Liebſte ver-
treulich/ und die liebſten Seinigen ſehr ſorgfaͤltig: Ehrerbi-
tig gegen die Erhabenen/ freundlich gegen die Nidrigen/ mit-
leydig gegen die Betruͤbten; Milde und Gutthaͤtig gegen die
Nothduͤrfftigen: Deß alles Er auch wohl von Denen/ die
drauſſen ſind/ ein guttes Zeugniß haben wird. Zumahl be-
ſtand Er feſte in Chriſto dem Gekreutzigten/ dehn Er in der H.
Tauffe angezogen/ in ſeinem Amte geprediget/ im Glauben
wieder alles verdammliche ergriffen/ und biß ans Ende feſte
gehalten hat. Daß derentwegen nicht nur die liebſten Sei-
nigen/ ſondern auch wohl die gantze Gemeine/ hertzlich ge-
wuͤntſchet hetten/ Denſelben/ nebſt andern Urſachen/ alß ein
Vorbild des Chriſtlichen Lebens laͤnger zu behalten.

Aber
L ij
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[0083] Aber mit danck und demut gegen GOtt/ mit treu und wilfaͤh- rigkeit gegen die Menſchen gezieret. Sintemahl Er ſo bereit war/ das ihm vertraute Pfund iedermaͤnniglich mizutheilen/ das ihrer viel auch ſeines Sichbettes/ als einer Catheder ge- noſſen haben. Gottes Amt hat Er/ nach dem dargereichten vermoͤgen/ verwaltet/ ſeine Warheit geprediget/ uͤber ſeiner Ehre geeifert/ den Himmel geweiſet/ vor ſeine Gemeine geſor- get/ und ſeine anvertraute Kirche moͤglichſten/ und euſerſten Fleiſſes gewachet. Sein Malum Arthriticum, und ande- re zugeſtoſſene Affectus, hat Er ihm zur Gedult/ Demut und Gottesfurcht dienen/ im Amte aber nicht verhindern laſſen/ ſo ſie ihn nur nicht gantz und gar anfeſſelten: Daher Er deñ ofte das Gottes-Hauß auch durch Traͤger beſuchet/ und die Kantzel mit bebenden Schenckeln betreten hat. Sein vor- nehmſter Wuntſeh war auch: Rectè credere, pie vivere, abſtruſa intelligere; Recht zu glaͤuben/ from zu leben/ tun- ckele Sachen zuverſtehen. Der gluͤckſeligen Ehe/ Erzihung und verſorgung ſeiner Kinder/ wie alles andern zeitlichen Se- gens/ hat Er ſich mit Ruhm und Preiß gegen GOtt hertzlich gefreuet. Mit ſeinen Herren Collegen hat Er gelebet fried- lich/ gegen iedermann aufrichtig/ gegen ſeine Ehe Liebſte ver- treulich/ und die liebſten Seinigen ſehr ſorgfaͤltig: Ehrerbi- tig gegen die Erhabenen/ freundlich gegen die Nidrigen/ mit- leydig gegen die Betruͤbten; Milde und Gutthaͤtig gegen die Nothduͤrfftigen: Deß alles Er auch wohl von Denen/ die drauſſen ſind/ ein guttes Zeugniß haben wird. Zumahl be- ſtand Er feſte in Chriſto dem Gekreutzigten/ dehn Er in der H. Tauffe angezogen/ in ſeinem Amte geprediget/ im Glauben wieder alles verdammliche ergriffen/ und biß ans Ende feſte gehalten hat. Daß derentwegen nicht nur die liebſten Sei- nigen/ ſondern auch wohl die gantze Gemeine/ hertzlich ge- wuͤntſchet hetten/ Denſelben/ nebſt andern Urſachen/ alß ein Vorbild des Chriſtlichen Lebens laͤnger zu behalten. Virtut. De- functi. Aber L ij

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Zitationshilfe: Rollius, Johannes: Letztes Ehren-Gedächtnis. Liegnitz, 1667, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/360155/83>, abgerufen am 21.11.2024.