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Rollius, Johannes: Annulus Dei signatorius. Frankfurt (Oder), 1670.

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Christliche Leichpredigt.
Es gehet denn/ wie Boethius saget: Imperante florentequeBoeth. lib.
4. Consol.
Phil.

nequitia, virtus non solum praemiis caret, verum etiam sce-
leratorum pedibus subjecta calcatur, & in locum facinorum
supplicia luit.
Weil der Gottlose Ubermuth trei-
bet/ muß der Elende leiden/
Psal. 10. Der Klu-Psal. 10, 2.
ge muß zur selbigen Zeit schweigen/ denn es
ist eine böse Zeit/
saget der Prophet Amos. c. 5. In-Amos. 5, 13.
telligens tempore illo silebit, qvum tempus mali erit. Lu-
therus
sagt dabey: Man darff nicht predigen/ es wills niemandVatabl. h. l.
in Not.

leiden noch hören. Vatablus mercket dabey an: Wegen grosser
Ungerechtigkeit und Unbußfertigkeit der Menschen zur selbigen
Zeit/ die die Warheit nicht leiden wollen/ werden auch die Pro-
pheten schweigen/ denn sie würden nur verlacht werden/ und ihr
predigen würde nicht zur Besserung/ sondern nur zur Vermeh-
[r]ung der Sünden und Boßheit gerathen. Damit nun solch
Ubel verhütet werde/ ist von nöthen ein SeruBabel/ der alie-
nus
sey a Confusione, ein tapfferer verständiger Mann/ der
frembde sey und entgegen allen Verwirrungen und Empörungen/
bey dem es heisse: Salus Reipublicae suprema Lex esto. Das
Heyl der gemeinen Stadt/ muß das Ziel und die Maaßgebung
seyn aller Anschläge; Und denn ist da von nöthen/ daß Mose
und Aaron beysammen stehen/ daß die Obrigkeit halte über dem
Predigtampt/ und dieses über der Obrigkeit/ in billichen Sachen.
Unserm Seeligen Herrn Hoffmanni können wir wol das Zeug-
niß geben mit Bestand der Wahrheit/ daß Er in dem Fall ein
SeruBabel gewesen/ dem alle Mißhelligkeit zu wieder gewesen/
und der seinem Vaterlande treulich mit Hülff und Rath beyge-
[st]anden/ Er sagte auffrichtig heraus/ wo es hier und dar fehlete/
gieng unpartheiisch durch/ und gab Rath nach Wissen und Ge-
wissen. Wie schmertzte Jhn aller Zwist und Mißhelligkeit/
Sein Zweck war allezeit die Beförderung des gemeinen Besten.
SoroBabel war ein Sohn Sealthiels/ welcher Nahme ver-

dol-
G 3

Chriſtliche Leichpredigt.
Es gehet denn/ wie Boethius ſaget: Imperante florentequeBoeth. lib.
4. Conſol.
Phil.

nequitia, virtus non ſolum præmiis caret, verum etiam ſce-
leratorum pedibus ſubjecta calcatur, & in locum facinorum
ſupplicia luit.
Weil der Gottloſe Ubermuth trei-
bet/ muß der Elende leiden/
Pſal. 10. Der Klu-Pſal. 10, 2.
ge muß zur ſelbigen Zeit ſchweigen/ denn es
iſt eine boͤſe Zeit/
ſaget der Prophet Amos. c. 5. In-Amos. 5, 13.
telligens tempore illo ſilebit, qvum tempus mali erit. Lu-
therus
ſagt dabey: Man darff nicht predigen/ es wills niemandVatabl. h. l.
in Not.

leiden noch hoͤren. Vatablus mercket dabey an: Wegen groſſer
Ungerechtigkeit und Unbußfertigkeit der Menſchen zur ſelbigen
Zeit/ die die Warheit nicht leiden wollen/ werden auch die Pro-
pheten ſchweigen/ denn ſie wuͤrden nur verlacht werden/ und ihr
predigen wuͤrde nicht zur Beſſerung/ ſondern nur zur Vermeh-
[r]ung der Suͤnden und Boßheit gerathen. Damit nun ſolch
Ubel verhuͤtet werde/ iſt von noͤthen ein SeruBabel/ der alie-
nus
ſey à Confuſione, ein tapfferer verſtaͤndiger Mann/ der
frembde ſey und entgegen allen Verwirrungen und Empoͤrungen/
bey dem es heiſſe: Salus Reipublicæ ſuprema Lex eſto. Das
Heyl der gemeinen Stadt/ muß das Ziel und die Maaßgebung
ſeyn aller Anſchlaͤge; Und denn iſt da von noͤthen/ daß Moſe
und Aaron beyſammen ſtehen/ daß die Obrigkeit halte uͤber dem
Predigtampt/ und dieſes uͤber der Obrigkeit/ in billichen Sachen.
Unſerm Seeligen Herrn Hoffmanni koͤnnen wir wol das Zeug-
niß geben mit Beſtand der Wahrheit/ daß Er in dem Fall ein
SeruBabel geweſen/ dem alle Mißhelligkeit zu wieder geweſen/
und der ſeinem Vaterlande treulich mit Huͤlff und Rath beyge-
[ſt]anden/ Er ſagte auffrichtig heraus/ wo es hier und dar fehlete/
gieng unpartheiiſch durch/ und gab Rath nach Wiſſen und Ge-
wiſſen. Wie ſchmertzte Jhn aller Zwiſt und Mißhelligkeit/
Sein Zweck war allezeit die Befoͤrderung des gemeinen Beſten.
SoroBabel war ein Sohn Sealthiels/ welcher Nahme ver-

dol-
G 3
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[53.[53]/0053] Chriſtliche Leichpredigt. Es gehet denn/ wie Boethius ſaget: Imperante florenteque nequitia, virtus non ſolum præmiis caret, verum etiam ſce- leratorum pedibus ſubjecta calcatur, & in locum facinorum ſupplicia luit. Weil der Gottloſe Ubermuth trei- bet/ muß der Elende leiden/ Pſal. 10. Der Klu- ge muß zur ſelbigen Zeit ſchweigen/ denn es iſt eine boͤſe Zeit/ ſaget der Prophet Amos. c. 5. In- telligens tempore illo ſilebit, qvum tempus mali erit. Lu- therus ſagt dabey: Man darff nicht predigen/ es wills niemand leiden noch hoͤren. Vatablus mercket dabey an: Wegen groſſer Ungerechtigkeit und Unbußfertigkeit der Menſchen zur ſelbigen Zeit/ die die Warheit nicht leiden wollen/ werden auch die Pro- pheten ſchweigen/ denn ſie wuͤrden nur verlacht werden/ und ihr predigen wuͤrde nicht zur Beſſerung/ ſondern nur zur Vermeh- rung der Suͤnden und Boßheit gerathen. Damit nun ſolch Ubel verhuͤtet werde/ iſt von noͤthen ein SeruBabel/ der alie- nus ſey à Confuſione, ein tapfferer verſtaͤndiger Mann/ der frembde ſey und entgegen allen Verwirrungen und Empoͤrungen/ bey dem es heiſſe: Salus Reipublicæ ſuprema Lex eſto. Das Heyl der gemeinen Stadt/ muß das Ziel und die Maaßgebung ſeyn aller Anſchlaͤge; Und denn iſt da von noͤthen/ daß Moſe und Aaron beyſammen ſtehen/ daß die Obrigkeit halte uͤber dem Predigtampt/ und dieſes uͤber der Obrigkeit/ in billichen Sachen. Unſerm Seeligen Herrn Hoffmanni koͤnnen wir wol das Zeug- niß geben mit Beſtand der Wahrheit/ daß Er in dem Fall ein SeruBabel geweſen/ dem alle Mißhelligkeit zu wieder geweſen/ und der ſeinem Vaterlande treulich mit Huͤlff und Rath beyge- ſtanden/ Er ſagte auffrichtig heraus/ wo es hier und dar fehlete/ gieng unpartheiiſch durch/ und gab Rath nach Wiſſen und Ge- wiſſen. Wie ſchmertzte Jhn aller Zwiſt und Mißhelligkeit/ Sein Zweck war allezeit die Befoͤrderung des gemeinen Beſten. SoroBabel war ein Sohn Sealthiels/ welcher Nahme ver- dol- Boeth. lib. 4. Conſol. Phil. Pſal. 10, 2. Amos. 5, 13. Vatabl. h. l. in Not. G 3

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Zitationshilfe: Rollius, Johannes: Annulus Dei signatorius. Frankfurt (Oder), 1670, S. 53.[53]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/360156/53>, abgerufen am 21.11.2024.