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Rollius, Johannes: Annulus Dei signatorius. Frankfurt (Oder), 1670.

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ChristlicherLebensLauff.
mellouses zoes, wie es die Patres nennen; Dabey vergab Er
nun auch dem Nechsten seine Sünde.

VII.Denn weil das Siebende Gnadenstücke Gottes an Jhm
war Crucis Exercitium, daß Jhn GOtt der HErr mit Creutze
auch heimsuchte/ mit Pressuren in gefährlichen Zeiten/ mit Ver-
folgung und Wiederwärtigkeit/ denn wo Tugend ist/ da ist
Neid. Neid ist/ sagte der von Essex, eine Gefährtin der Tugend.
Non tam Modesta est ulla felicitas, aut Virtus suis utilis
mitisve exstitit, quam invidia non vellicet,
sagt Sabellicus.
Ehrliche Leute sind wie Bäume am Wege/ die von den Vorüber-
gehenden berupffet und angetastet werden. Das hat Er nun
auch von Hertzen vergeben. Er sagte noch in der letzten Nacht/
man muß vergeben/ man muß verzeihen/ wir sind arme sünd-
haffte Menschen/ Christen sollen auch ihren Feinden gutes thun
Zu seinem Creutze gehören auch die unterschiedliche Kranckheiten/
damit Jhn Gott unter seine Zucht-Ruthe genommen/ wie Er denn
im vergangenen Sommer eine harte Niederlage an einem Fieber
6. Wochen lang gehabt/ welches Jhn seiner Sterbligkeit erinnert.

VIII.Denn da ist nun das Achte Gnadenstück Gottes/ das Gott
der HErr dem Seeligen Herrn erwiesen/ Beatus ex hac Vita
Exitus,
oder Placida Obdormitio, daß Jhm GOtt ein sanff-
tes und Seeliges Ende bescheret/ eine rechte euthanasian, wie
Augustus gewüntschet. Jener beym Xiphilino saget: Impe-
ratorem oportet stantem mori.
Ein Regent muß stehend ster-
ben. Es hatte der Seelige Herr Hoffmann zu guter letzte eine
Reise auf sich genommen/ wie bewust/ nach Crackaw, in anlie-
genden Geschäfften der gantze Stadt betreffende. Unser Gebeth
erhörete GOtt/ daß Er Jhn glücklich wiederumb nach Vollen-
dung fast mehr denn 6. Wochen/ nach Hause brachte. Er war
nur von seiner Eheliebsten und uns kaum recht empfangen/ Wir
hatten uns noch nicht mit dem Seeligen Herrn sattsam von sei-
ner gefuhrten Reise unterredet/ so traff Jhn ein Casus Fatalis,
ein unverhoffter Zufall/ sintemahl bey Jhme den 13. Novemb.

war

ChriſtlicherLebensLauff.
μελλούσης ζωῆς, wie es die Patres nennen; Dabey vergab Er
nun auch dem Nechſten ſeine Suͤnde.

VII.Denn weil das Siebende Gnadenſtuͤcke Gottes an Jhm
war Crucis Exercitium, daß Jhn GOtt der HErr mit Creutze
auch heimſuchte/ mit Presſuren in gefaͤhrlichen Zeiten/ mit Ver-
folgung und Wiederwaͤrtigkeit/ denn wo Tugend iſt/ da iſt
Neid. Neid iſt/ ſagte der von Esſex, eine Gefaͤhrtin der Tugend.
Non tam Modeſta eſt ulla felicitas, aut Virtus ſuis utilis
mitisve exſtitit, quam invidia non vellicet,
ſagt Sabellicus.
Ehrliche Leute ſind wie Baͤume am Wege/ die von den Voruͤber-
gehenden berupffet und angetaſtet werden. Das hat Er nun
auch von Hertzen vergeben. Er ſagte noch in der letzten Nacht/
man muß vergeben/ man muß verzeihen/ wir ſind arme ſuͤnd-
haffte Menſchen/ Chriſten ſollen auch ihren Feinden gutes thun
Zu ſeinem Creutze gehoͤren auch die unterſchiedliche Kranckheiten/
damit Jhn Gott unter ſeine Zucht-Ruthe genom̃en/ wie Er denn
im vergangenen Sommer eine harte Niederlage an einem Fieber
6. Wochen lang gehabt/ welches Jhn ſeiner Sterbligkeit erinnert.

VIII.Denn da iſt nun das Achte Gnadenſtuͤck Gottes/ das Gott
der HErr dem Seeligen Herrn erwieſen/ Beatus ex hac Vita
Exitus,
oder Placida Obdormitio, daß Jhm GOtt ein ſanff-
tes und Seeliges Ende beſcheret/ eine rechte ἔυϑανασίαν, wie
Auguſtus gewuͤntſchet. Jener beym Xiphilino ſaget: Impe-
ratorem oportet ſtantem mori.
Ein Regent muß ſtehend ſter-
ben. Es hatte der Seelige Herr Hoffmann zu guter letzte eine
Reiſe auf ſich genommen/ wie bewuſt/ nach Crackaw, in anlie-
genden Geſchaͤfften der gantze Stadt betreffende. Unſer Gebeth
erhoͤrete GOtt/ daß Er Jhn gluͤcklich wiederumb nach Vollen-
dung faſt mehr denn 6. Wochen/ nach Hauſe brachte. Er war
nur von ſeiner Eheliebſten und uns kaum recht empfangen/ Wir
hatten uns noch nicht mit dem Seeligen Herrn ſattſam von ſei-
ner gefuhrten Reiſe unterredet/ ſo traff Jhn ein Caſus Fatalis,
ein unverhoffter Zufall/ ſintemahl bey Jhme den 13. Novemb.

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Zitationshilfe: Rollius, Johannes: Annulus Dei signatorius. Frankfurt (Oder), 1670, S. 82.[82]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/360156/82>, abgerufen am 11.05.2024.