Hayn, Johann: Liebliches Seelen-Gespräch. Lissa, 1649.All's gutt im Leben und im Todt. in diesem Leben so viel Thränen auß Jhren Augen überdie Backen fliessen lassen! a Es rinnen Jhnen die Augen von Gebets-Thrä- b Sie lassen auß Jhren Augen fliessen Creutz-Thrä- baoth/
All’s gutt im Leben und im Todt. in dieſem Leben ſo viel Thraͤnen auß Jhren Augen uͤberdie Backen flieſſen laſſen! a Es rinnen Jhnen die Augen von Gebets-Thraͤ- b Sie laſſen auß Jhren Augen flieſſen Creutz-Thraͤ- baoth/
<TEI> <text> <body> <div type="fsSermon" n="1"> <div type="fsMainPart" n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0023"/><fw place="top" type="header">All’s gutt im Leben und im Todt.</fw><lb/> in dieſem Leben ſo viel Thraͤnen auß Jhren Augen uͤber<lb/> die Backen flieſſen laſſen<hi rendition="#i">!</hi></p><lb/> <p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">a</hi></hi> Es rinnen Jhnen die Augen von Gebets-Thraͤ-<lb/> nen/ wenn Sie Jhre Gebeth und flehen dem HErren<lb/> mit Thraͤnen opffern/ wie der Meiſter der Epiſtel an<note place="right">Hebre. <hi rendition="#aq">V.</hi> 7.</note><lb/> die Hebreer von Chriſto redet/ und mit David ſeufftzen:<note place="right">Pſal. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">xxxix.<lb/> v.</hi></hi> 13.</note><lb/> Hoͤre mein Gebeth/ HErr/ und verniem mein<lb/> ſchreyen/ und ſchweige nicht uͤber meinen Thraͤ-<note place="right">Judith. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">xiii,</hi></hi><lb/> 6.</note><lb/> nen. Wie auch thaͤt die Judith/ der alte Tobias/ die<lb/> Wittibe Sara/ Raguel/ und Hißkias/ dehme GOtt<note place="right">Tobi. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">iii,</hi></hi> 1.<lb/> 11.</note><lb/> durch den Propheten Eſaiam ließ ſagen: Jch habe<lb/> dein Gebeth gehoͤret/ und deine Thraͤnen geſehen:<note place="right">Eſai. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">xxxviii<lb/> v.</hi></hi> 5.</note><lb/><hi rendition="#aq">U</hi>nd viel andere Heiligen mehr: Maſſen auch Herr<lb/> Philippus Melanchthon zu dem Herren <hi rendition="#aq">Camerario</hi><lb/> ſol geſaget haben: <hi rendition="#aq">Si non plorarem, non orarem.</hi><lb/> Wenn Jch nicht weinete/ ſo wehre es als wenn Jch<lb/> nicht betete.</p><lb/> <p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">b</hi></hi> Sie laſſen auß Jhren Augen flieſſen Creutz-Thraͤ-<lb/> nen/ wenn Sie unter der Creutz- und Angſt-Preſſe ſich<lb/> muͤſſen druͤcken und qvetſchen laſſen/ daß die Thraͤnen<lb/> nachgehen. Wie David in ſolcher Noth-Preſſe ſtackte/<note place="right">Pſal. <hi rendition="#aq">XLII,</hi><lb/> 4.</note><lb/> da Er muſte klagen: Meine Thraͤnẽ ſind meine Spei-<lb/> ſe Tag und Nacht/ weil man taͤglich zu mir ſagt/<lb/> wo iſt nun dein Gott? <hi rendition="#aq">U</hi>nd anderswo betete: Zeh-<note place="right">und <hi rendition="#aq">L VI,</hi> 9.</note><lb/> le meine Flucht/ faſſe meine Thraͤnen in deinen<lb/> Sack: Ohne Zweifel/ du zehleſt Sie: Deßglei-<lb/> chen Aſſaph von den Gottſeeligen: HErr GOtt Ze-<note place="right">und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">lxxx,</hi></hi> 6.</note><lb/> <fw place="bottom" type="catch">baoth/</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0023]
All’s gutt im Leben und im Todt.
in dieſem Leben ſo viel Thraͤnen auß Jhren Augen uͤber
die Backen flieſſen laſſen!
a Es rinnen Jhnen die Augen von Gebets-Thraͤ-
nen/ wenn Sie Jhre Gebeth und flehen dem HErren
mit Thraͤnen opffern/ wie der Meiſter der Epiſtel an
die Hebreer von Chriſto redet/ und mit David ſeufftzen:
Hoͤre mein Gebeth/ HErr/ und verniem mein
ſchreyen/ und ſchweige nicht uͤber meinen Thraͤ-
nen. Wie auch thaͤt die Judith/ der alte Tobias/ die
Wittibe Sara/ Raguel/ und Hißkias/ dehme GOtt
durch den Propheten Eſaiam ließ ſagen: Jch habe
dein Gebeth gehoͤret/ und deine Thraͤnen geſehen:
Und viel andere Heiligen mehr: Maſſen auch Herr
Philippus Melanchthon zu dem Herren Camerario
ſol geſaget haben: Si non plorarem, non orarem.
Wenn Jch nicht weinete/ ſo wehre es als wenn Jch
nicht betete.
Hebre. V. 7.
Pſal. xxxix.
v. 13.
Judith. xiii,
6.
Tobi. iii, 1.
11.
Eſai. xxxviii
v. 5.
b Sie laſſen auß Jhren Augen flieſſen Creutz-Thraͤ-
nen/ wenn Sie unter der Creutz- und Angſt-Preſſe ſich
muͤſſen druͤcken und qvetſchen laſſen/ daß die Thraͤnen
nachgehen. Wie David in ſolcher Noth-Preſſe ſtackte/
da Er muſte klagen: Meine Thraͤnẽ ſind meine Spei-
ſe Tag und Nacht/ weil man taͤglich zu mir ſagt/
wo iſt nun dein Gott? Und anderswo betete: Zeh-
le meine Flucht/ faſſe meine Thraͤnen in deinen
Sack: Ohne Zweifel/ du zehleſt Sie: Deßglei-
chen Aſſaph von den Gottſeeligen: HErr GOtt Ze-
baoth/
Pſal. XLII,
4.
und L VI, 9.
und lxxx, 6.
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