Hayn, Johann: Liebliches Seelen-Gespräch. Lissa, 1649.All's gutt/ im Leben und im Todt. fert: Also sind in der Welt allhier viel Sünden-Was-ser/ der Mensch ist ein grewel und schnöde/ und seufft in sich das Unrecht/ wie Wasser/ wie Eliphas Jobs Freund redet. Darauff kompt grosser Frost der Job. xv, 16. erkalteten Liebe/ wie Christus zeuget/ daß vor dem Ende der Welt also gehen würde. Dieweil die UngerechtigkeitMatth. xxiv, 12. wird überhand nehmen/ wird die Liebe in vielen erkal- ten. Wie es nu leicht geschehen ist/ daß einer so auff dem Eyß gehen muß/ mit den Füssen gleitet/ unnd einen gefärlichen Fall thut/ massen wir zu andern zeiten hew- er und jetzt/ viel solche betrübte Fälle hier und anderswo hören/ daß etliche dermassen gefallen/ das Sie nicht nur Hände und Füsse zerquetschet und zerbrochen/ sondern auch wol gar die Hirnschalen zerschellet/ daß Sie auff der Stelle todt blieben: Also gehets mit den Menschen/ daß Sie in dem Wandel dieses Lebens auß Menschli- cher Schwachheit und durch des Sathans List und Ver- führung der Welt Kinder straucheln/ gleiten/ und in Jrr- thumb der Lehre oder Laster des Lebens fallen/ wie denn die Heilige Schrifft uns viel Exempel fürhelt/ auch Hei- liger/ hoher Leute/ die schreckliche fälle gethan/ als Mo-4. B. Mos. xx, 11. ses/ Aaron/ David/ Petrus/ und andere. xxxii, 2, 3. Oder/ wir wandeln allhier/ als in einem dicken Aber D ij
All’s gutt/ im Leben und im Todt. fert: Alſo ſind in der Welt allhier viel Suͤnden-Waſ-ſer/ der Menſch iſt ein grewel und ſchnoͤde/ und ſeufft in ſich das Unrecht/ wie Waſſer/ wie Eliphas Jobs Freund redet. Darauff kompt groſſer Froſt der Job. xv, 16. erkalteten Liebe/ wie Chriſtus zeuget/ daß vor dem Ende der Welt alſo gehen wuͤrde. Dieweil die UngerechtigkeitMatth. xxiv, 12. wird uͤberhand nehmen/ wird die Liebe in vielen erkal- ten. Wie es nu leicht geſchehen iſt/ daß einer ſo auff dem Eyß gehen muß/ mit den Fuͤſſen gleitet/ unnd einen gefaͤrlichen Fall thut/ maſſen wir zu andern zeiten hew- er und jetzt/ viel ſolche betruͤbte Faͤlle hier und anderswo hoͤren/ daß etliche dermaſſen gefallen/ das Sie nicht nur Haͤnde und Fuͤſſe zerquetſchet und zerbrochen/ ſondern auch wol gar die Hirnſchalen zerſchellet/ daß Sie auff der Stelle todt blieben: Alſo gehets mit den Menſchen/ daß Sie in dem Wandel dieſes Lebens auß Menſchli- cher Schwachheit und durch des Sathans Liſt und Ver- fuͤhrung der Welt Kinder ſtraucheln/ gleiten/ und in Jrr- thumb der Lehre oder Laſter des Lebens fallen/ wie denn die Heilige Schrifft uns viel Exempel fuͤrhelt/ auch Hei- liger/ hoher Leute/ die ſchreckliche faͤlle gethan/ als Mo-4. B. Moſ. xx, 11. ſes/ Aaron/ David/ Petrus/ und andere. xxxii, 2, 3. Oder/ wir wandeln allhier/ als in einem dicken Aber D ij
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All’s gutt/ im Leben und im Todt.
fert: Alſo ſind in der Welt allhier viel Suͤnden-Waſ-
ſer/ der Menſch iſt ein grewel und ſchnoͤde/ und
ſeufft in ſich das Unrecht/ wie Waſſer/ wie Eliphas
Jobs Freund redet. Darauff kompt groſſer Froſt der
erkalteten Liebe/ wie Chriſtus zeuget/ daß vor dem Ende
der Welt alſo gehen wuͤrde. Dieweil die Ungerechtigkeit
wird uͤberhand nehmen/ wird die Liebe in vielen erkal-
ten. Wie es nu leicht geſchehen iſt/ daß einer ſo auff
dem Eyß gehen muß/ mit den Fuͤſſen gleitet/ unnd einen
gefaͤrlichen Fall thut/ maſſen wir zu andern zeiten hew-
er und jetzt/ viel ſolche betruͤbte Faͤlle hier und anderswo
hoͤren/ daß etliche dermaſſen gefallen/ das Sie nicht nur
Haͤnde und Fuͤſſe zerquetſchet und zerbrochen/ ſondern
auch wol gar die Hirnſchalen zerſchellet/ daß Sie auff der
Stelle todt blieben: Alſo gehets mit den Menſchen/
daß Sie in dem Wandel dieſes Lebens auß Menſchli-
cher Schwachheit und durch des Sathans Liſt und Ver-
fuͤhrung der Welt Kinder ſtraucheln/ gleiten/ und in Jrr-
thumb der Lehre oder Laſter des Lebens fallen/ wie denn
die Heilige Schrifft uns viel Exempel fuͤrhelt/ auch Hei-
liger/ hoher Leute/ die ſchreckliche faͤlle gethan/ als Mo-
ſes/ Aaron/ David/ Petrus/ und andere.
Job. xv, 16.
Matth. xxiv,
12.
4. B. Moſ.
xx, 11.
Oder/ wir wandeln allhier/ als in einem dicken
finſtern Walde; oder andern finſtern Ortern/ da man
uͤber Stock und Stein lauffet/ und bald hie/ bald dort
anſtoͤſſet/ an Baͤumen oder Waͤnden etc. auch wol gar
gleitet und faͤllet.
2. B. Sam.
xi, 13.
Matt. xxvi.
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