Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hayn, Johann: Liebliches Seelen-Gespräch. Lissa, 1649.

Bild:
<< vorherige Seite

Christliche Abdanckung.
Gen. 2. v. 17.
c. 3. v.
3.
der HErr/ als der grösseste Monarch Himmels und Er-
den/ nach dem erbärmlichen Sündenfall gestellet und
gefället über das gantze menschliche Geschlecht/ und in
genere und specie zu einem jeglichen Menschen gesa-
get: Morte morieris, Du solt des Todes sterben.

Und gesetzt/ daß einer mit Mathusalem nahe auff
1000. Jahr käme/ würde doch es endlich heissen/ Mori-
endum est,
Du must sterben. Die H. Schrifft schrey-
et uns in unzehlich viel Orthen an/ und spricht: Morien-
dum est,
Du must sterben: Die tägliche Erfahrung wei-
set gleichsam mit Fingern auff den grossen und unermeß-
lichen Hauffen aller Todten/ und spricht: Moriendum
est,
du must sterben. Derhalben vermahnet Seneca
Nat. qq. lib.
6. in f.
gar recht: Hoc affigamus animo, hoc nobis subinde
dicamus: Moriendum est,
Das last uns fest einbilden/
und uns offte selbst anreden/ und sprechen: Du must ster-
ben. Darzu auch die Heilige Schrifft vermahnet/ wenn
Syr. 7. v. 40.Sie spricht: Was du thust/ so bedencke das Ende,
Ptolomaeus Philadelphus ließ allezeit auff seine Taffel
einen Todtenkopff nebenst andern Trachten auffsetzen.
Bapst Clemens der VIII. hatte gleichsfalls allezeit ne-
Mich. Sax.
in Chron.
Imperat. in
vita ejus.
benst seinem Bäpstlichen Stuele einen Todtenkopff ste-
hen. Käyser Maximilian, der I. führete drey Jahr für
seinem Tode überall mit sich einen Sarg herumb/ deß-
gleichen that Keyser Carl der V. welcher gantzer 5. Jahr
Leont. Cypr.
Episc. c. 18. in
vita Joannis.
seinen Sarg mit sich führte. Iohannes Patriarcha zu
Alexandrien ließ Jhm bey seinen Lebenszeiten sein
monumentun und Grab zurichten/ aber nicht gantz vol-

lenden/

Chriſtliche Abdanckung.
Gen. 2. v. 17.
c. 3. v.
3.
der HErr/ als der groͤſſeſte Monarch Himmels und Er-
den/ nach dem erbaͤrmlichen Suͤndenfall geſtellet und
gefaͤllet uͤber das gantze menſchliche Geſchlecht/ und in
genere und ſpecie zu einem jeglichen Menſchen geſa-
get: Morte morieris, Du ſolt des Todes ſterben.

Und geſetzt/ daß einer mit Mathuſalem nahe auff
1000. Jahr kaͤme/ wuͤrde doch es endlich heiſſen/ Mori-
endum eſt,
Du muſt ſterben. Die H. Schrifft ſchrey-
et uns in unzehlich viel Orthen an/ und ſpricht: Morien-
dum eſt,
Du muſt ſterben: Die taͤgliche Erfahrung wei-
ſet gleichſam mit Fingern auff den groſſen und unermeß-
lichen Hauffen aller Todten/ und ſpricht: Moriendum
eſt,
du muſt ſterben. Derhalben vermahnet Seneca
Nat. qq. lib.
6. in f.
gar recht: Hoc affigamus animo, hoc nobis ſubinde
dicamus: Moriendum eſt,
Das laſt uns feſt einbilden/
und uns offte ſelbſt anreden/ und ſprechen: Du muſt ſter-
ben. Darzu auch die Heilige Schrifft vermahnet/ weñ
Syr. 7. v. 40.Sie ſpricht: Was du thuſt/ ſo bedencke das Ende,
Ptolomæus Philadelphus ließ allezeit auff ſeine Taffel
einen Todtenkopff nebenſt andern Trachten auffſetzen.
Bapſt Clemens der VIII. hatte gleichsfalls allezeit ne-
Mich. Sax.
in Chron.
Imperat. in
vita ejus.
benſt ſeinem Baͤpſtlichen Stuele einen Todtenkopff ſte-
hen. Kaͤyſer Maximilian, der I. fuͤhrete drey Jahr fuͤr
ſeinem Tode uͤberall mit ſich einen Sarg herumb/ deß-
gleichen that Keyſer Carl der V. welcher gantzer 5. Jahr
Leont. Cypr.
Epiſc. c. 18. in
vita Joannis.
ſeinen Sarg mit ſich fuͤhrte. Iohannes Patriarcha zu
Alexandrien ließ Jhm bey ſeinen Lebenszeiten ſein
monumentũ und Grab zurichten/ aber nicht gantz vol-

lenden/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsThanks" n="1">
        <p><pb facs="#f0054"/><fw place="top" type="header">Chri&#x017F;tliche Abdanckung.</fw><lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Gen. 2. v. 17.<lb/>
c. 3. v.</hi> 3.</note>der HErr/ als der gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x017F;te Monarch Himmels und Er-<lb/>
den/ nach dem erba&#x0364;rmlichen Su&#x0364;ndenfall ge&#x017F;tellet und<lb/>
gefa&#x0364;llet u&#x0364;ber das gantze men&#x017F;chliche Ge&#x017F;chlecht/ und in<lb/><hi rendition="#aq">genere</hi> und <hi rendition="#aq">&#x017F;pecie</hi> zu einem jeglichen Men&#x017F;chen ge&#x017F;a-<lb/>
get: <hi rendition="#aq">Morte morieris,</hi> Du &#x017F;olt des Todes &#x017F;terben.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#aq">U</hi>nd ge&#x017F;etzt/ daß einer mit Mathu&#x017F;alem nahe auff<lb/>
1000. Jahr ka&#x0364;me/ wu&#x0364;rde doch es endlich hei&#x017F;&#x017F;en/ <hi rendition="#aq">Mori-<lb/>
endum e&#x017F;t,</hi> Du mu&#x017F;t &#x017F;terben. Die H. Schrifft &#x017F;chrey-<lb/>
et uns in unzehlich viel Orthen an/ und &#x017F;pricht: <hi rendition="#aq">Morien-<lb/>
dum e&#x017F;t,</hi> Du mu&#x017F;t &#x017F;terben: Die ta&#x0364;gliche Erfahrung wei-<lb/>
&#x017F;et gleich&#x017F;am mit Fingern auff den gro&#x017F;&#x017F;en und unermeß-<lb/>
lichen Hauffen aller Todten/ und &#x017F;pricht: <hi rendition="#aq">Moriendum<lb/>
e&#x017F;t,</hi> du mu&#x017F;t &#x017F;terben. Derhalben vermahnet <hi rendition="#aq">Seneca</hi><lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Nat. qq. lib.<lb/>
6. in f.</hi></note>gar recht: <hi rendition="#aq">Hoc affigamus animo, hoc nobis &#x017F;ubinde<lb/>
dicamus: Moriendum e&#x017F;t,</hi> Das la&#x017F;t uns fe&#x017F;t einbilden/<lb/>
und uns offte &#x017F;elb&#x017F;t anreden/ und &#x017F;prechen: Du mu&#x017F;t &#x017F;ter-<lb/>
ben. Darzu auch die Heilige Schrifft vermahnet/ wen&#x0303;<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Syr. 7. v.</hi> 40.</note>Sie &#x017F;pricht: Was du thu&#x017F;t/ &#x017F;o bedencke das Ende,<lb/><hi rendition="#aq">Ptolomæus Philadelphus</hi> ließ allezeit auff &#x017F;eine Taffel<lb/>
einen Todtenkopff neben&#x017F;t andern Trachten auff&#x017F;etzen.<lb/>
Bap&#x017F;t <hi rendition="#aq">Clemens</hi> der <hi rendition="#aq">VIII.</hi> hatte gleichsfalls allezeit ne-<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Mich. Sax.<lb/>
in Chron.<lb/>
Imperat. in<lb/>
vita ejus.</hi></note>ben&#x017F;t &#x017F;einem Ba&#x0364;p&#x017F;tlichen Stuele einen Todtenkopff &#x017F;te-<lb/>
hen. Ka&#x0364;y&#x017F;er <hi rendition="#aq">Maximilian,</hi> der <hi rendition="#aq">I.</hi> fu&#x0364;hrete drey Jahr fu&#x0364;r<lb/>
&#x017F;einem Tode u&#x0364;berall mit &#x017F;ich einen Sarg herumb/ deß-<lb/>
gleichen that Key&#x017F;er <hi rendition="#aq">Carl</hi> der <hi rendition="#aq">V.</hi> welcher gantzer 5. Jahr<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Leont. Cypr.<lb/>
Epi&#x017F;c. c. 18. in<lb/>
vita Joannis.</hi></note>&#x017F;einen Sarg mit &#x017F;ich fu&#x0364;hrte. <hi rendition="#aq">Iohannes Patriarcha</hi> zu<lb/><hi rendition="#aq">Alexandrien</hi> ließ Jhm bey &#x017F;einen Lebenszeiten &#x017F;ein<lb/><hi rendition="#aq">monumentu&#x0303;</hi> und Grab zurichten/ aber nicht gantz vol-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">lenden/</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0054] Chriſtliche Abdanckung. der HErr/ als der groͤſſeſte Monarch Himmels und Er- den/ nach dem erbaͤrmlichen Suͤndenfall geſtellet und gefaͤllet uͤber das gantze menſchliche Geſchlecht/ und in genere und ſpecie zu einem jeglichen Menſchen geſa- get: Morte morieris, Du ſolt des Todes ſterben. Gen. 2. v. 17. c. 3. v. 3. Und geſetzt/ daß einer mit Mathuſalem nahe auff 1000. Jahr kaͤme/ wuͤrde doch es endlich heiſſen/ Mori- endum eſt, Du muſt ſterben. Die H. Schrifft ſchrey- et uns in unzehlich viel Orthen an/ und ſpricht: Morien- dum eſt, Du muſt ſterben: Die taͤgliche Erfahrung wei- ſet gleichſam mit Fingern auff den groſſen und unermeß- lichen Hauffen aller Todten/ und ſpricht: Moriendum eſt, du muſt ſterben. Derhalben vermahnet Seneca gar recht: Hoc affigamus animo, hoc nobis ſubinde dicamus: Moriendum eſt, Das laſt uns feſt einbilden/ und uns offte ſelbſt anreden/ und ſprechen: Du muſt ſter- ben. Darzu auch die Heilige Schrifft vermahnet/ weñ Sie ſpricht: Was du thuſt/ ſo bedencke das Ende, Ptolomæus Philadelphus ließ allezeit auff ſeine Taffel einen Todtenkopff nebenſt andern Trachten auffſetzen. Bapſt Clemens der VIII. hatte gleichsfalls allezeit ne- benſt ſeinem Baͤpſtlichen Stuele einen Todtenkopff ſte- hen. Kaͤyſer Maximilian, der I. fuͤhrete drey Jahr fuͤr ſeinem Tode uͤberall mit ſich einen Sarg herumb/ deß- gleichen that Keyſer Carl der V. welcher gantzer 5. Jahr ſeinen Sarg mit ſich fuͤhrte. Iohannes Patriarcha zu Alexandrien ließ Jhm bey ſeinen Lebenszeiten ſein monumentũ und Grab zurichten/ aber nicht gantz vol- lenden/ Nat. qq. lib. 6. in f. Syr. 7. v. 40. Mich. Sax. in Chron. Imperat. in vita ejus. Leont. Cypr. Epiſc. c. 18. in vita Joannis.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/360994
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/360994/54
Zitationshilfe: Hayn, Johann: Liebliches Seelen-Gespräch. Lissa, 1649, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/360994/54>, abgerufen am 22.11.2024.