Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hayn, Johann: Liebliches Seelen-Gespräch. Lissa, 1649.

Bild:
<< vorherige Seite

Christliche Abdanckung.
auff dem Dorffe in einer geringen Hütte wohnet. Wenn
es dir nun auch nicht gienge wie andern Menschen/ wür-
dest du ein Wurm und kein Mensch seyn. Aber das sind
alles elende Tröster. Am besten/ Jch weise denselben ad
corpus Scripturae Sacrae,
in die Heilige Schrifft/ zu
den Exempeln der heiligen Patriarchen/ Abrahams/ Ja-
cobs/ etc. Wie sich dieselben in dergleichen fällen ver-
halten. Er weiß auch/ daß Er wol werde zu seinem lie-
1. Reg. 2. v 2.ben Ehegenoß dermahleines fahren/ aber Sie kommet
nicht wider zu Jhm in dieses Leben. Er ist auch besser
als Artaxerxes vorgewissert/ daß sein lieber Ehe-Schatz
[J]ob. 19. v. 25.werde widerumb lebendig werden/ massen Er mit Hiob
gläubet/ und spricht: Scio quod Redemptor meus
Hieronymusvivit. Jch weiß daß mein Erlöserlebt/ etc.

Jch wil Jhm nur des Heiligen Hieronymi Wor-
te fürhalten/ derselbe tröstete einen von seinen guttes
Freunden in solchem Falle mit diesen Worten: Rapta
est conjux, durum quidem, sed tamen tolerabile,
rapuit enim is, qui dederat.
Mein Freund/ daß dir
dein Ehgenoß genommen/ ist zwar schmertzlich/ jedoch
erträglich/ dann der jenige hat Sie genommen/ der Sie
Job. 1. v. 21.dir gegeben. Mag derhalben der hochbetrübte Herr
Wittwer auch mit Hiob sagen: Dominus dedit, Do-
minus abstulit. Sed docto satis, pio etiam plus
satis!

Solat. pro
moestiss. mat.
Amas. consol.
ad Amicum.

Die hochbetrübte Fraw Mutter wil Jch auch
jetzo nicht trösten/ wie der König Amasis in Egypten/
welcher einen seiner gutten Freunde in dergleichen falle

mit

Chriſtliche Abdanckung.
auff dem Dorffe in einer geringen Huͤtte wohnet. Weñ
es dir nun auch nicht gienge wie andern Menſchen/ wuͤr-
deſt du ein Wurm und kein Menſch ſeyn. Aber das ſind
alles elende Troͤſter. Am beſten/ Jch weiſe denſelben ad
corpus Scripturæ Sacræ,
in die Heilige Schrifft/ zu
den Exempeln der heiligen Patriarchen/ Abrahams/ Ja-
cobs/ etc. Wie ſich dieſelben in dergleichen faͤllen ver-
halten. Er weiß auch/ daß Er wol werde zu ſeinem lie-
1. Reg. 2. v 2.ben Ehegenoß dermahleines fahren/ aber Sie kommet
nicht wider zu Jhm in dieſes Leben. Er iſt auch beſſer
als Artaxerxes vorgewiſſert/ daß ſein lieber Ehe-Schatz
[J]ob. 19. v. 25.werde widerumb lebendig werden/ maſſen Er mit Hiob
glaͤubet/ und ſpricht: Scio quod Redemptor meus
Hieronymusvivit. Jch weiß daß mein Erloͤſerlebt/ etc.

Jch wil Jhm nur des Heiligen Hieronymi Wor-
te fuͤrhalten/ derſelbe troͤſtete einen von ſeinen guttes
Freunden in ſolchem Falle mit dieſen Worten: Rapta
eſt conjux, durum quidem, ſed tamen tolerabile,
rapuit enim is, qui dederat.
Mein Freund/ daß dir
dein Ehgenoß genommen/ iſt zwar ſchmertzlich/ jedoch
ertraͤglich/ dann der jenige hat Sie genommen/ der Sie
Job. 1. v. 21.dir gegeben. Mag derhalben der hochbetruͤbte Herr
Wittwer auch mit Hiob ſagen: Dominus dedit, Do-
minus abſtulit. Sed docto ſatis, pio etiam plus
ſatis!

Solat. pro
mœſtiſſ. mat.
Amaſ. cõſol.
ad Amicum.

Die hochbetruͤbte Fraw Mutter wil Jch auch
jetzo nicht troͤſten/ wie der Koͤnig Amaſis in Egypten/
welcher einen ſeiner gutten Freunde in dergleichen falle

mit
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsThanks" n="1">
        <p><pb facs="#f0070"/><fw place="top" type="header">Chri&#x017F;tliche Abdanckung.</fw><lb/>
auff dem Dorffe in einer geringen Hu&#x0364;tte wohnet. Wen&#x0303;<lb/>
es dir nun auch nicht gienge wie andern Men&#x017F;chen/ wu&#x0364;r-<lb/>
de&#x017F;t du ein Wurm und kein Men&#x017F;ch &#x017F;eyn. Aber das &#x017F;ind<lb/>
alles elende Tro&#x0364;&#x017F;ter. Am be&#x017F;ten/ Jch wei&#x017F;e den&#x017F;elben <hi rendition="#aq">ad<lb/>
corpus Scripturæ Sacræ,</hi> in die Heilige Schrifft/ zu<lb/>
den Exempeln der heiligen Patriarchen/ Abrahams/ Ja-<lb/>
cobs/ etc. Wie &#x017F;ich die&#x017F;elben in dergleichen fa&#x0364;llen ver-<lb/>
halten. Er weiß auch/ daß Er wol werde zu &#x017F;einem lie-<lb/><note place="left">1. <hi rendition="#aq">Reg. 2. v</hi> 2.</note>ben Ehegenoß dermahleines fahren/ aber Sie kommet<lb/>
nicht wider zu Jhm in die&#x017F;es Leben. Er i&#x017F;t auch be&#x017F;&#x017F;er<lb/>
als <hi rendition="#aq">Artaxerxes</hi> vorgewi&#x017F;&#x017F;ert/ daß &#x017F;ein lieber Ehe-Schatz<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq"><supplied>J</supplied>ob. 19. v.</hi> 25.</note>werde widerumb lebendig werden/ ma&#x017F;&#x017F;en Er mit Hiob<lb/>
gla&#x0364;ubet/ und &#x017F;pricht: <hi rendition="#aq">Scio quod Redemptor meus</hi><lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Hieronymus</hi></note><hi rendition="#aq">vivit.</hi> Jch weiß daß mein Erlo&#x0364;&#x017F;erlebt/ etc.</p><lb/>
        <p>Jch wil Jhm nur des Heiligen Hieronymi Wor-<lb/>
te fu&#x0364;rhalten/ der&#x017F;elbe tro&#x0364;&#x017F;tete einen von &#x017F;einen guttes<lb/>
Freunden in &#x017F;olchem Falle mit die&#x017F;en Worten: <hi rendition="#aq">Rapta<lb/>
e&#x017F;t conjux, durum quidem, &#x017F;ed tamen tolerabile,<lb/>
rapuit enim is, qui dederat.</hi> Mein Freund/ daß dir<lb/>
dein Ehgenoß genommen/ i&#x017F;t zwar &#x017F;chmertzlich/ jedoch<lb/>
ertra&#x0364;glich/ dann der jenige hat Sie genommen/ der Sie<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Job. 1. v.</hi> 21.</note>dir gegeben. Mag derhalben der hochbetru&#x0364;bte Herr<lb/>
Wittwer auch mit Hiob &#x017F;agen: <hi rendition="#aq">Dominus dedit, Do-<lb/>
minus ab&#x017F;tulit. Sed docto &#x017F;atis, pio etiam plus<lb/>
&#x017F;atis<hi rendition="#i">!</hi></hi></p><lb/>
        <note place="left"> <hi rendition="#aq">Solat. pro<lb/>
m&#x0153;&#x017F;ti&#x017F;&#x017F;. <hi rendition="#k">m</hi>at.<lb/>
Ama&#x017F;. co&#x0303;&#x017F;ol.<lb/>
ad Amicum.</hi> </note>
        <p>Die hochbetru&#x0364;bte Fraw Mutter wil Jch auch<lb/>
jetzo nicht tro&#x0364;&#x017F;ten/ wie der Ko&#x0364;nig <hi rendition="#aq">Ama&#x017F;is</hi> in Egypten/<lb/>
welcher einen &#x017F;einer gutten Freunde in dergleichen falle<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">mit</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0070] Chriſtliche Abdanckung. auff dem Dorffe in einer geringen Huͤtte wohnet. Weñ es dir nun auch nicht gienge wie andern Menſchen/ wuͤr- deſt du ein Wurm und kein Menſch ſeyn. Aber das ſind alles elende Troͤſter. Am beſten/ Jch weiſe denſelben ad corpus Scripturæ Sacræ, in die Heilige Schrifft/ zu den Exempeln der heiligen Patriarchen/ Abrahams/ Ja- cobs/ etc. Wie ſich dieſelben in dergleichen faͤllen ver- halten. Er weiß auch/ daß Er wol werde zu ſeinem lie- ben Ehegenoß dermahleines fahren/ aber Sie kommet nicht wider zu Jhm in dieſes Leben. Er iſt auch beſſer als Artaxerxes vorgewiſſert/ daß ſein lieber Ehe-Schatz werde widerumb lebendig werden/ maſſen Er mit Hiob glaͤubet/ und ſpricht: Scio quod Redemptor meus vivit. Jch weiß daß mein Erloͤſerlebt/ etc. 1. Reg. 2. v 2. Job. 19. v. 25. Hieronymus Jch wil Jhm nur des Heiligen Hieronymi Wor- te fuͤrhalten/ derſelbe troͤſtete einen von ſeinen guttes Freunden in ſolchem Falle mit dieſen Worten: Rapta eſt conjux, durum quidem, ſed tamen tolerabile, rapuit enim is, qui dederat. Mein Freund/ daß dir dein Ehgenoß genommen/ iſt zwar ſchmertzlich/ jedoch ertraͤglich/ dann der jenige hat Sie genommen/ der Sie dir gegeben. Mag derhalben der hochbetruͤbte Herr Wittwer auch mit Hiob ſagen: Dominus dedit, Do- minus abſtulit. Sed docto ſatis, pio etiam plus ſatis! Job. 1. v. 21. Die hochbetruͤbte Fraw Mutter wil Jch auch jetzo nicht troͤſten/ wie der Koͤnig Amaſis in Egypten/ welcher einen ſeiner gutten Freunde in dergleichen falle mit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/360994
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/360994/70
Zitationshilfe: Hayn, Johann: Liebliches Seelen-Gespräch. Lissa, 1649, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/360994/70>, abgerufen am 24.11.2024.