Hayn, Johann: Liebliches Seelen-Gespräch. Lissa, 1649.Parentatio. don verzehren sollen? Ut felicior est, ref. Eras-quem ventus acrior cito in portum pertulit, quam quem venti segnes lentissimo taedio delassarunt, sta fortunatior, quem festinata mors, statim ex his vitae malis eximit. Dannenhero Jul. Caes. als Er im Xenophonte gelesen/ daß Cyrus der Persische Monarch auff seinem Todt-Bett allerhand anstalten wegen seines Begräbniß gemachet/ hat Er auffgefahren und gesagt: Nolo tam lentum mortis genus, Jch mag nicht ein so langwierigen/ Jch wünsche mir einen geschwinden Todt/ dessen Er auch hernach gewäret wor- den. Der hocherleuchte Plato saget: Wofern man das Leben/ welches man nur als ein Darlehen hat/ nicht zeitlich widergiebet/ so ist die Natur gleich einem graw- samen Wucherer/ bald hinter uns her/ und nimbt an statt des Wuchers von einem das Gehör/ vom andern das Gesicht/ von etlichen wol beydes/ verweilet man sich hernach noch weiter mit Erlegung des Hauptgutts/ so nimbt Sie vollend alle kräfften hinweg/ foltert und peiniget in allen Gliedern/ und macht uns entlich gar zu einer Larven eines Menschen. Wenn wir auch auß den Historien vernehmen/ Scham/
Parentatio. don verzehren ſollen? Ut felicior eſt, ref. Eraſ-quem ventus acrior citò in portum pertulit, quàm quem venti ſegnes lentiſſimo tædio delaſsârunt, ſta fortunatior, quem feſtinata mors, ſtatim ex his vitæ malis eximit. Dannenhero Jul. Cæſ. als Er im Xenophonte geleſen/ daß Cyrus der Perſiſche Monarch auff ſeinem Todt-Bett allerhand anſtalten wegen ſeines Begraͤbniß gemachet/ hat Er auffgefahren und geſagt: Nolo tàm lentum mortis genus, Jch mag nicht ein ſo langwierigen/ Jch wuͤnſche mir einen geſchwinden Todt/ deſſen Er auch hernach gewaͤret wor- den. Der hocherleuchte Plato ſaget: Wofern man das Leben/ welches man nur als ein Darlehen hat/ nicht zeitlich widergiebet/ ſo iſt die Natur gleich einem graw- ſamen Wucherer/ bald hinter uns her/ und nimbt an ſtatt des Wuchers von einem das Gehoͤr/ vom andern das Geſicht/ von etlichen wol beydes/ verweilet man ſich hernach noch weiter mit Erlegung des Hauptgutts/ ſo nimbt Sie vollend alle kraͤfften hinweg/ foltert und peiniget in allen Gliedern/ und macht uns entlich gar zu einer Larven eines Menſchen. Wenn wir auch auß den Hiſtorien vernehmen/ Scham/
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Parentatio.
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quem ventus acrior citò in portum pertulit, quàm
quem venti ſegnes lentiſſimo tædio delaſsârunt,
ſta fortunatior, quem feſtinata mors, ſtatim ex
his vitæ malis eximit. Dannenhero Jul. Cæſ. als
Er im Xenophonte geleſen/ daß Cyrus der Perſiſche
Monarch auff ſeinem Todt-Bett allerhand anſtalten
wegen ſeines Begraͤbniß gemachet/ hat Er auffgefahren
und geſagt: Nolo tàm lentum mortis genus, Jch
mag nicht ein ſo langwierigen/ Jch wuͤnſche mir einen
geſchwinden Todt/ deſſen Er auch hernach gewaͤret wor-
den. Der hocherleuchte Plato ſaget: Wofern man
das Leben/ welches man nur als ein Darlehen hat/ nicht
zeitlich widergiebet/ ſo iſt die Natur gleich einem graw-
ſamen Wucherer/ bald hinter uns her/ und nimbt an
ſtatt des Wuchers von einem das Gehoͤr/ vom andern
das Geſicht/ von etlichen wol beydes/ verweilet man
ſich hernach noch weiter mit Erlegung des Hauptgutts/
ſo nimbt Sie vollend alle kraͤfften hinweg/ foltert und
peiniget in allen Gliedern/ und macht uns entlich gar zu
einer Larven eines Menſchen.
Wenn wir auch auß den Hiſtorien vernehmen/
wie Diagoras und Chilon fuͤr Frewden geſtorben; Plau-
tus Numidius fuͤr Trawren: Artemiſia fuͤr Harm
umb Jhren Herren Mauſolum: Herodes Antipas
fuͤr Kummer: Herenus ein Conſpirant fuͤr Furcht
der Execution: Eratoſthenes fuͤr Ungedult/ daß Er
nicht ſehen kondt: Homerus unnd Ariſtoteles fuͤr
Scham/
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