Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Freylinghausen, Johann Anastasius: Christliches Denckmaal, Welches Seinem Seligen Herrn Eydam, HERRN M. Georg Joh. Hencken. hrsg. v. Wiegleb, Johann Hieronymus. Halle, 1720.

Bild:
<< vorherige Seite
Leichen-Carmina.
Das wird man ietzo schon auf andern Blättern
lesen.

Das, was mich sonderlich an dir allzeit er-
getzt,

Jst nebst der Freundschafts-Huld dein Sinn
und Geist gewesen,

Der in gar reichem Maaß recht Evange-
lisch war;
Den rühm ich also auch bey deiner Todten-
Baar.

Der Christen beste Prob, die unverfälschte
Liebe,
Die leuchtete aus Dir in allem Thun hervor,
Das, was Dein Mund vortrug, das, was die
Feder schriebe

Daheim, bey anderen, auf Cantzeln und im
Chor,

Das war mit Lieb' gewürtzt, mit solcher Tau-
ben-Liebe,

Die bey dem Feinde selbst ohn alle Galle bliebe;
Die sonsten überhaupt des Nächsten
Schwachheit trug,

Und auf vielfache Art der Sünden Menge
deckte.

Daher war dieser Sinn wie ein Magneten-
Zug,

Der andre wiederum zur Gegen-Lieb erweckte.
Wen man nur hat um dich von Kindheit her
befragt,

Der
Leichen-Carmina.
Das wird man ietzo ſchon auf andern Blaͤttern
leſen.

Das, was mich ſonderlich an dir allzeit er-
getzt,

Jſt nebſt der Freundſchafts-Huld dein Sinn
und Geiſt geweſen,

Der in gar reichem Maaß recht Evange-
liſch war;
Den ruͤhm ich alſo auch bey deiner Todten-
Baar.

Der Chriſten beſte Prob, die unverfaͤlſchte
Liebe,
Die leuchtete aus Dir in allem Thun hervor,
Das, was Dein Mund vortrug, das, was die
Feder ſchriebe

Daheim, bey anderen, auf Cantzeln und im
Chor,

Das war mit Lieb’ gewuͤrtzt, mit ſolcher Tau-
ben-Liebe,

Die bey dem Feinde ſelbſt ohn alle Galle bliebe;
Die ſonſten uͤberhaupt des Naͤchſten
Schwachheit trug,

Und auf vielfache Art der Suͤnden Menge
deckte.

Daher war dieſer Sinn wie ein Magneten-
Zug,

Der andre wiederum zur Gegen-Lieb erweckte.
Wen man nur hat um dich von Kindheit her
befragt,

Der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsEpicedia" n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0064" n="64"/>
            <fw place="top" type="header">Leichen-<hi rendition="#aq">Carmina.</hi></fw><lb/>
            <l>Das wird man ietzo &#x017F;chon auf andern Bla&#x0364;ttern<lb/><hi rendition="#et">le&#x017F;en.</hi></l><lb/>
            <l>Das, was mich &#x017F;onderlich an dir allzeit er-<lb/><hi rendition="#et">getzt,</hi></l><lb/>
            <l>J&#x017F;t neb&#x017F;t der Freund&#x017F;chafts-Huld dein Sinn<lb/><hi rendition="#et">und <hi rendition="#fr">Gei&#x017F;t</hi> gewe&#x017F;en,</hi></l><lb/>
            <l>Der in gar reichem Maaß recht <hi rendition="#fr">Evange-</hi></l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">li&#x017F;ch</hi> war;</hi> </l><lb/>
            <l>Den ru&#x0364;hm ich al&#x017F;o auch bey deiner Todten-<lb/><hi rendition="#et">Baar.</hi></l><lb/>
            <l>Der Chri&#x017F;ten be&#x017F;te Prob, die unverfa&#x0364;l&#x017F;chte</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#fr">Liebe,</hi> </hi> </l><lb/>
            <l>Die leuchtete aus Dir in allem Thun hervor,</l><lb/>
            <l>Das, was Dein Mund vortrug, das, was die<lb/><hi rendition="#et">Feder &#x017F;chriebe</hi></l><lb/>
            <l>Daheim, bey anderen, auf Cantzeln und im<lb/><hi rendition="#et">Chor,</hi></l><lb/>
            <l>Das war mit Lieb&#x2019; gewu&#x0364;rtzt, mit &#x017F;olcher Tau-<lb/><hi rendition="#et">ben-Liebe,</hi></l><lb/>
            <l>Die bey dem Feinde &#x017F;elb&#x017F;t ohn alle Galle bliebe;</l><lb/>
            <l>Die &#x017F;on&#x017F;ten u&#x0364;berhaupt des Na&#x0364;ch&#x017F;ten<lb/><hi rendition="#et">Schwachheit trug,</hi></l><lb/>
            <l>Und auf vielfache Art der Su&#x0364;nden Menge<lb/><hi rendition="#et">deckte.</hi></l><lb/>
            <l>Daher war die&#x017F;er Sinn wie ein Magneten-<lb/><hi rendition="#et">Zug,</hi></l><lb/>
            <l>Der andre wiederum zur Gegen-Lieb erweckte.</l><lb/>
            <l>Wen man nur hat um dich von Kindheit her<lb/><hi rendition="#et">befragt,</hi></l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[64/0064] Leichen-Carmina. Das wird man ietzo ſchon auf andern Blaͤttern leſen. Das, was mich ſonderlich an dir allzeit er- getzt, Jſt nebſt der Freundſchafts-Huld dein Sinn und Geiſt geweſen, Der in gar reichem Maaß recht Evange- liſch war; Den ruͤhm ich alſo auch bey deiner Todten- Baar. Der Chriſten beſte Prob, die unverfaͤlſchte Liebe, Die leuchtete aus Dir in allem Thun hervor, Das, was Dein Mund vortrug, das, was die Feder ſchriebe Daheim, bey anderen, auf Cantzeln und im Chor, Das war mit Lieb’ gewuͤrtzt, mit ſolcher Tau- ben-Liebe, Die bey dem Feinde ſelbſt ohn alle Galle bliebe; Die ſonſten uͤberhaupt des Naͤchſten Schwachheit trug, Und auf vielfache Art der Suͤnden Menge deckte. Daher war dieſer Sinn wie ein Magneten- Zug, Der andre wiederum zur Gegen-Lieb erweckte. Wen man nur hat um dich von Kindheit her befragt, Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/376914
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/376914/64
Zitationshilfe: Freylinghausen, Johann Anastasius: Christliches Denckmaal, Welches Seinem Seligen Herrn Eydam, HERRN M. Georg Joh. Hencken. hrsg. v. Wiegleb, Johann Hieronymus. Halle, 1720, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/376914/64>, abgerufen am 21.11.2024.