Freylinghausen, Johann Anastasius: Christliches Denckmaal, Welches Seinem Seligen Herrn Eydam, HERRN M. Georg Joh. Hencken. hrsg. v. Wiegleb, Johann Hieronymus. Halle, 1720.Leichen-Carmina. Doch schien die Schwierigkeit in etwas zu ver-schwinden; Jch dachte, würde ich dich doch zur Stütze fin- den, Und hatte nun in Gott mir einen Muth gefaßt. Da aber ging dein Geist zur frohen Ewigkeit, Nun wird die gantze Last von dir auf mich bereit. Die Augen schlossen sich im Fried und Freu- de zu, Nachdem du höretest, ich sey dir zugegeben, Und solte nun mit dir in deinem Amte leben Und Mit-Arbeiter seyn. Da giengest du zur Ruh. Nun weiset GOtt mich gantz in deine Ernd- te ein: Ach! ich Unwürdiger soll dein Nachfolger seyn. Ach! käme nur dein Geist zwiefältig über mich! Doch, wollte ich hiemit auch etwas hartes ha- ben; () Wird doch ein halbes Maaß mein blödes Hertz begaben. GOtt, gib mir diesen Geist! gib mir, ich bitte dich, Die Kraft, in welcher ich die Schaafe wei- den kan! O guter Hirte! nimm dich selbst der Heerde an! Du aber, treuer Knecht, des Tod mich itzo beugt, Gehst () 2 Reg. II. 9. 10.
Leichen-Carmina. Doch ſchien die Schwierigkeit in etwas zu ver-ſchwinden; Jch dachte, wuͤrde ich dich doch zur Stuͤtze fin- den, Und hatte nun in Gott mir einen Muth gefaßt. Da aber ging dein Geiſt zuꝛ frohen Ewigkeit, Nun wird die gantze Laſt von dir auf mich bereit. Die Augen ſchloſſen ſich im Fried und Freu- de zu, Nachdem du hoͤreteſt, ich ſey dir zugegeben, Und ſolte nun mit dir in deinem Amte leben Und Mit-Arbeiter ſeyn. Da giengeſt du zur Ruh. Nun weiſet GOtt mich gantz in deine Ernd- te ein: Ach! ich Unwuͤrdiger ſoll dein Nachfolger ſeyn. Ach! kaͤme nur dein Geiſt zwiefaͤltig uͤber mich! Doch, wollte ich hiemit auch etwas hartes ha- ben; (✝) Wird doch ein halbes Maaß mein bloͤdes Hertz begaben. GOtt, gib mir dieſen Geiſt! gib mir, ich bitte dich, Die Kraft, in welcher ich die Schaafe wei- den kan! O guter Hirte! nim̃ dich ſelbſt der Heerde an! Du aber, treuer Knecht, des Tod mich itzo beugt, Gehſt (✝) 2 Reg. II. 9. 10.
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Leichen-Carmina.
Doch ſchien die Schwierigkeit in etwas zu ver-
ſchwinden;
Jch dachte, wuͤrde ich dich doch zur Stuͤtze fin-
den,
Und hatte nun in Gott mir einen Muth gefaßt.
Da aber ging dein Geiſt zuꝛ frohen Ewigkeit,
Nun wird die gantze Laſt von dir auf mich
bereit.
Die Augen ſchloſſen ſich im Fried und Freu-
de zu,
Nachdem du hoͤreteſt, ich ſey dir zugegeben,
Und ſolte nun mit dir in deinem Amte leben
Und Mit-Arbeiter ſeyn. Da giengeſt du zur
Ruh.
Nun weiſet GOtt mich gantz in deine Ernd-
te ein:
Ach! ich Unwuͤrdiger ſoll dein Nachfolger
ſeyn.
Ach! kaͤme nur dein Geiſt zwiefaͤltig uͤber mich!
Doch, wollte ich hiemit auch etwas hartes ha-
ben; (✝)
Wird doch ein halbes Maaß mein bloͤdes
Hertz begaben.
GOtt, gib mir dieſen Geiſt! gib mir, ich bitte
dich,
Die Kraft, in welcher ich die Schaafe wei-
den kan!
O guter Hirte! nim̃ dich ſelbſt der Heerde an!
Du aber, treuer Knecht, des Tod mich itzo
beugt,
Gehſt
(✝) 2 Reg. II. 9. 10.
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