Schöttgen, Christian: Leben und letzte Stunden HERRN Christoph Theodosii Walthers. Halle, 1742.§. 42. Dieses und noch mehr, welches mir nicht alles mehr beywoh- §. 43. Gleichwie nun der selige Mann verordnet hatte, daß man ihn schen E
§. 42. Dieſes und noch mehr, welches mir nicht alles mehr beywoh- §. 43. Gleichwie nun der ſelige Mann verordnet hatte, daß man ihn ſchen E
<TEI> <text> <body> <div type="fsOtherPublication" n="1"> <div type="fsPersonalia" n="2"> <pb facs="#f0033" n="33"/> <div n="3"> <head>§. 42.</head><lb/> <p>Dieſes und noch mehr, welches mir nicht alles mehr beywoh-<lb/> net, hat gewaͤhret bis um 12 Uhr, nach welcher Zeit er ſtille ward,<lb/> und etwas zu ruhen ſchien. So lag er zuweilen eine Viertel- auch<lb/> wol halbe Stunde; ſo oft er aber erwachte, fing er entweder ſelbſt<lb/> etwas erbauliches an, oder man ſagte ihm einen ſchoͤnen Spruch<lb/> vor, welchen er allezeit mit dem Amen verſiegelte. Als es nun<lb/> nach 1 Uhr war, legte ich mich, weil ich vom Reden abgemattet war,<lb/> etwas zur Ruhe. Jndeſſen hat der Bruder, ſo oft er erwacht, ihm<lb/> vorgebetet, und allerhand ſchoͤne Troſt-Spruͤche vorgehalten. Ge-<lb/> gen 5 Uhr kam ich wieder, da fand ich nun, daß die Sprache ſchwer<lb/> geworden, das Roͤcheln auf der Bruſt zugenommen, die Farbe des<lb/> Angeſichts ſich ſehr geaͤndert, und die Sinne, ausgenommen das<lb/> Gehoͤr, ziemlich abgenommen. Wir fuhren ſaͤmtlich fort mit<lb/> Gebet und Anfuͤhrung ſchoͤner Spruͤche aus GOttes Wort und er-<lb/> baulichen Liedern, welche er mit ſeinem gewoͤhnlichen Amen, wie-<lb/> wol mit ſchwacher Stimme, verſiegelte. Endlich kam der HErr<lb/> JESUS, zu welchem er oft geſeuftzet hatte: Ja, komm, HErr<lb/> JESU! und ſpannte dieſen ſeinen getreuen Knecht aus, indem er<lb/> halb 6 Uhr die Seele zu ſich nahm, und ihr den Gnaden-Groſchen<lb/> der ewigen Seligkeit zuſtellte. Solches geſchahe in aller Stille,<lb/> ohne einiges Ungebuͤhr, nachdem er die Zeit ſeiner Wallfahrt auf<lb/> 41 Jahr, 7 Monat und 10 Tage gebracht.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 43.</head><lb/> <p>Gleichwie nun der ſelige Mann verordnet hatte, daß man ihn<lb/> ohne Pracht und gantz ſimpel (das war ſein Wort) begraben ſolte:<lb/> alſo hat man ihm ein modeſt Sterbe-Kleid verfertigen, und ihn in<lb/> dem groſſen Auditorio der Creutz-Schulen Sonntags Abends und<lb/> den gantzen Montag ſehen laſſen, da ſich denn eine groſſe Menge<lb/> Zuſchauer eingefunden, und ſich uͤber die ſchoͤne und modeſte Mine<lb/> ſeines Angeſichts (zumal da er einem von unſern Herren Predigern<lb/> ziemlich gleich ſahe) verwundert. Montags den 1. Maͤy ward er<lb/> Nachmittags um 5 Uhr von der Creutz Schule aus zu ſeiner Ruhe-<lb/> Staͤtte gebracht, und zwar auf den weiten Kirch-Hof vor dem Pirni-<lb/> <fw type="sig" place="bottom">E</fw><fw type="catch" place="bottom">ſchen</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [33/0033]
§. 42.
Dieſes und noch mehr, welches mir nicht alles mehr beywoh-
net, hat gewaͤhret bis um 12 Uhr, nach welcher Zeit er ſtille ward,
und etwas zu ruhen ſchien. So lag er zuweilen eine Viertel- auch
wol halbe Stunde; ſo oft er aber erwachte, fing er entweder ſelbſt
etwas erbauliches an, oder man ſagte ihm einen ſchoͤnen Spruch
vor, welchen er allezeit mit dem Amen verſiegelte. Als es nun
nach 1 Uhr war, legte ich mich, weil ich vom Reden abgemattet war,
etwas zur Ruhe. Jndeſſen hat der Bruder, ſo oft er erwacht, ihm
vorgebetet, und allerhand ſchoͤne Troſt-Spruͤche vorgehalten. Ge-
gen 5 Uhr kam ich wieder, da fand ich nun, daß die Sprache ſchwer
geworden, das Roͤcheln auf der Bruſt zugenommen, die Farbe des
Angeſichts ſich ſehr geaͤndert, und die Sinne, ausgenommen das
Gehoͤr, ziemlich abgenommen. Wir fuhren ſaͤmtlich fort mit
Gebet und Anfuͤhrung ſchoͤner Spruͤche aus GOttes Wort und er-
baulichen Liedern, welche er mit ſeinem gewoͤhnlichen Amen, wie-
wol mit ſchwacher Stimme, verſiegelte. Endlich kam der HErr
JESUS, zu welchem er oft geſeuftzet hatte: Ja, komm, HErr
JESU! und ſpannte dieſen ſeinen getreuen Knecht aus, indem er
halb 6 Uhr die Seele zu ſich nahm, und ihr den Gnaden-Groſchen
der ewigen Seligkeit zuſtellte. Solches geſchahe in aller Stille,
ohne einiges Ungebuͤhr, nachdem er die Zeit ſeiner Wallfahrt auf
41 Jahr, 7 Monat und 10 Tage gebracht.
§. 43.
Gleichwie nun der ſelige Mann verordnet hatte, daß man ihn
ohne Pracht und gantz ſimpel (das war ſein Wort) begraben ſolte:
alſo hat man ihm ein modeſt Sterbe-Kleid verfertigen, und ihn in
dem groſſen Auditorio der Creutz-Schulen Sonntags Abends und
den gantzen Montag ſehen laſſen, da ſich denn eine groſſe Menge
Zuſchauer eingefunden, und ſich uͤber die ſchoͤne und modeſte Mine
ſeines Angeſichts (zumal da er einem von unſern Herren Predigern
ziemlich gleich ſahe) verwundert. Montags den 1. Maͤy ward er
Nachmittags um 5 Uhr von der Creutz Schule aus zu ſeiner Ruhe-
Staͤtte gebracht, und zwar auf den weiten Kirch-Hof vor dem Pirni-
ſchen
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