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Strobach, Johann Georg: Den Groß-Schatz-Meister Jesum. Pirna, 1701.

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Abdanckungs-Rede.
Sie müssen vor des Blutes Zeichen
Mit Schimpff und Spott zurücke weichen.

Verstehe die vielen Löwen/ die auff den gläubigen Strei-
ter hinzu gelauffen kommen. Die Bedeutung kan man leicht
Eph. 6, 16.
17.
machen/ man findet sie in des Apostels Pauli Schrifften/ daß
nehmlich der Helm sey die Hoffnung/ die uns im Kampff er-
halten muß; Die Strahlen drauff sind die Gaben des Heil.
Geistes/ womit er uns zum Kampff ausrüstet! Das Schwerd
ist das Wort GOttes; und der Schild bedeut den Glauben;
die Löwen sind nicht nur der höllische Löwe; sondern auch al-
le irrdische Feinde/ die wie Löwen unsere Seele erhaschen und
zureissen wollen; wider diese streitet ein Christ mit Glauben/
Gebeth/ GOttes Wort/ Hoffnung/ und überwindet durch das
Blut des Lammes GOttes. Unsere Wohlseelige Frau
Pfarrin
war jederzeit/ und sonderlich in ihrer letzten Kranck-
heit eine solche Streiterin: Kam der Satan mit seinen giff-
tigen Anfechtungs-Pfeilen an ihre Seele/ ja kam GOtt selbst
mit seiner schweren Hand/ und drückte ihren matten Leib/ daß
alle Glieder zitterten und bebeten/ so kämpffte Sie mit Gebeth
und Glauben ritterlich/ wie ich nebst andern Christlichen See-
len dessen Zeuge seyn kan. Sie war bereits so abgemattet
und krafftloß worden/ daß Sie kein einiges Wort mit mir
reden konte; hat aber gleichwohl viel mit mir gebetet/ so bald
wir ein Gebeth zu GOtt anfingen; so gleich regeten sich ihre
Lippen und sprachen alle Worte mit leiser Stimme nach: Jn-
sonderheit/ als ich unter andern das schöne Creutz-Trost- und
JEsus-Lied: Ach GOtt wie manches Hertzeleid/ begeg-
net mir zu dieser Zeit etc.
anfing/ habe ich mit Verwunderung
gehöret/ wie sie es von Anfang biß zum Ende nicht nur mit
heller Stimme mitgesprochen; sondern auch wohl uns Be-
thenden darinne vorkommen ist. Worüber ich mich hertzlich
freuete/ und bey mir gedachte/ auch denen Anwesenden Be-

trüb-
Abdanckungs-Rede.
Sie muͤſſen vor des Blutes Zeichen
Mit Schimpff und Spott zuruͤcke weichen.

Verſtehe die vielen Loͤwen/ die auff den glaͤubigen Strei-
ter hinzu gelauffen kommen. Die Bedeutung kan man leicht
Eph. 6, 16.
17.
machen/ man findet ſie in des Apoſtels Pauli Schrifften/ daß
nehmlich der Helm ſey die Hoffnung/ die uns im Kampff er-
halten muß; Die Strahlen drauff ſind die Gaben des Heil.
Geiſtes/ womit er uns zum Kampff ausruͤſtet! Das Schwerd
iſt das Wort GOttes; und der Schild bedeut den Glauben;
die Loͤwen ſind nicht nur der hoͤlliſche Loͤwe; ſondern auch al-
le irrdiſche Feinde/ die wie Loͤwen unſere Seele erhaſchen und
zureiſſen wollen; wider dieſe ſtreitet ein Chriſt mit Glauben/
Gebeth/ GOttes Wort/ Hoffnung/ und uͤberwindet durch das
Blut des Lammes GOttes. Unſere Wohlſeelige Frau
Pfarrin
war jederzeit/ und ſonderlich in ihrer letzten Kranck-
heit eine ſolche Streiterin: Kam der Satan mit ſeinen giff-
tigen Anfechtungs-Pfeilen an ihre Seele/ ja kam GOtt ſelbſt
mit ſeiner ſchweren Hand/ und druͤckte ihren matten Leib/ daß
alle Glieder zitterten und bebeten/ ſo kaͤmpffte Sie mit Gebeth
und Glauben ritterlich/ wie ich nebſt andern Chriſtlichen See-
len deſſen Zeuge ſeyn kan. Sie war bereits ſo abgemattet
und krafftloß worden/ daß Sie kein einiges Wort mit mir
reden konte; hat aber gleichwohl viel mit mir gebetet/ ſo bald
wir ein Gebeth zu GOtt anfingen; ſo gleich regeten ſich ihre
Lippen und ſprachen alle Worte mit leiſer Stimme nach: Jn-
ſonderheit/ als ich unter andern das ſchoͤne Creutz-Troſt- und
JEſus-Lied: Ach GOtt wie manches Hertzeleid/ begeg-
net mir zu dieſer Zeit ꝛc.
anfing/ habe ich mit Verwunderung
gehoͤret/ wie ſie es von Anfang biß zum Ende nicht nur mit
heller Stimme mitgeſprochen; ſondern auch wohl uns Be-
thenden darinne vorkommen iſt. Woruͤber ich mich hertzlich
freuete/ und bey mir gedachte/ auch denen Anweſenden Be-

truͤb-
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[52/0052] Abdanckungs-Rede. Sie muͤſſen vor des Blutes Zeichen Mit Schimpff und Spott zuruͤcke weichen. Verſtehe die vielen Loͤwen/ die auff den glaͤubigen Strei- ter hinzu gelauffen kommen. Die Bedeutung kan man leicht machen/ man findet ſie in des Apoſtels Pauli Schrifften/ daß nehmlich der Helm ſey die Hoffnung/ die uns im Kampff er- halten muß; Die Strahlen drauff ſind die Gaben des Heil. Geiſtes/ womit er uns zum Kampff ausruͤſtet! Das Schwerd iſt das Wort GOttes; und der Schild bedeut den Glauben; die Loͤwen ſind nicht nur der hoͤlliſche Loͤwe; ſondern auch al- le irrdiſche Feinde/ die wie Loͤwen unſere Seele erhaſchen und zureiſſen wollen; wider dieſe ſtreitet ein Chriſt mit Glauben/ Gebeth/ GOttes Wort/ Hoffnung/ und uͤberwindet durch das Blut des Lammes GOttes. Unſere Wohlſeelige Frau Pfarrin war jederzeit/ und ſonderlich in ihrer letzten Kranck- heit eine ſolche Streiterin: Kam der Satan mit ſeinen giff- tigen Anfechtungs-Pfeilen an ihre Seele/ ja kam GOtt ſelbſt mit ſeiner ſchweren Hand/ und druͤckte ihren matten Leib/ daß alle Glieder zitterten und bebeten/ ſo kaͤmpffte Sie mit Gebeth und Glauben ritterlich/ wie ich nebſt andern Chriſtlichen See- len deſſen Zeuge ſeyn kan. Sie war bereits ſo abgemattet und krafftloß worden/ daß Sie kein einiges Wort mit mir reden konte; hat aber gleichwohl viel mit mir gebetet/ ſo bald wir ein Gebeth zu GOtt anfingen; ſo gleich regeten ſich ihre Lippen und ſprachen alle Worte mit leiſer Stimme nach: Jn- ſonderheit/ als ich unter andern das ſchoͤne Creutz-Troſt- und JEſus-Lied: Ach GOtt wie manches Hertzeleid/ begeg- net mir zu dieſer Zeit ꝛc. anfing/ habe ich mit Verwunderung gehoͤret/ wie ſie es von Anfang biß zum Ende nicht nur mit heller Stimme mitgeſprochen; ſondern auch wohl uns Be- thenden darinne vorkommen iſt. Woruͤber ich mich hertzlich freuete/ und bey mir gedachte/ auch denen Anweſenden Be- truͤb- Eph. 6, 16. 17.

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Zitationshilfe: Strobach, Johann Georg: Den Groß-Schatz-Meister Jesum. Pirna, 1701, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/392438/52>, abgerufen am 21.11.2024.