Sommer, Caspar: Das unter der Creutzes Last ächtzende Christen-Hertz. Schlichtingsheim, [1704].Leichen-Predigt. Und also preisen wir seelig/ die erduldet haben/ a wir [gr]atu-a Jat. 5, [15] O wie seelig seyd ihr doch ihr Frommen/ Die Jhr durch den Tod zu GOtt gekommen. Jhr seyd entgangen/ Aller Noth/ die uns noch hält gefangen. Und zwar ist deshalben bey denen HochLeidtragenden kein Bevorauß fällt dem HochAdel. Herren Wittiber die- Allein/ er bedencke/ wer Jhn in eine solche Cameram ob- den F 2
Leichen-Predigt. Und alſo preiſen wir ſeelig/ die erduldet haben/ a wir [gr]atu-a Jat. 5, [15] O wie ſeelig ſeyd ihr doch ihr Frommen/ Die Jhr durch den Tod zu GOtt gekommen. Jhr ſeyd entgangen/ Aller Noth/ die uns noch haͤlt gefangen. Und zwar iſt deshalben bey denen HochLeidtragenden kein Bevorauß faͤllt dem HochAdel. Herꝛen Wittiber die- Allein/ er bedencke/ wer Jhn in eine ſolche Cameram ob- den F 2
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Leichen-Predigt.
Und alſo preiſen wir ſeelig/ die erduldet haben/ a wir gratu-
liren vielmehr/ als daß wir ſolten beklagen die zu klagen auf-
gehoͤret: Wir ruffen Jhr zu:
a Jat. 5, 15
O wie ſeelig ſeyd ihr doch ihr Frommen/
Die Jhr durch den Tod zu GOtt gekommen.
Jhr ſeyd entgangen/
Aller Noth/ die uns noch haͤlt gefangen.
Und zwar iſt deshalben bey denen HochLeidtragenden kein
Zweiffel/ denn Sie ſind wiedergebohren zu einer lebendigen
Hoffnung/ durch die Aufferſtehung JEſu CHriſti von den
Todten. b Auch der Urſachen wegen/ ſind ſie nicht betruͤbet/
ſondern die wahre Urſache Jhres Traurens iſt das Verlan-
gen/ ſo ſie nach Jhr haben. Fieri non poteſt, qvin Mors ejus
ſit acerba, cujus vita fuit dulcis. Es kan anders nicht ſeyn/ es
faͤllt das Abſterben deſſen herbe/ deſſen Leben uns angenehm
gefallen. Allein/ ſie haben Hoffnung zu Jhr zu kom̃en/ und
in unaußſprechlicher Freude ſich mit Jhr zuerfreuen.
b 1. Petr. _.
v. 1.
Bevorauß faͤllt dem HochAdel. Herꝛen Wittiber die-
ſer Abgang am allerſchwereſten/ daß er mit dem Propheten
außrufft: c Jch bin ein elender Mann/ der die Ruthe dei-
nes Grimmes ſehen muß. Daß er bey nahe in der Seel. Fr.
Gemahlin Fußſtapffen zutreten beginnet: Weñ man mei-
nen Jammer waͤge/ und mein Leyden in eine Wage legete/
ſo wuͤrde es ſchwerer ſeyn denn Sand am Meer.
c Thr. 3, 1.
Allein/ er bedencke/ wer Jhn in eine ſolche Cameram ob-
ſcuram gefuͤhret/ das iſt der HErꝛ/ der hiemit ſeinẽ Glauben/
Hoffnung/ Gedult und Liebe/ wie das Gold durchs Feuer
bewehret. d Deswegen hat Jhm GOtt/ das was ihm das
Liebſte auf der Welt geweſen/ entzogen/ ihn zu pruͤfen/ ob er
Jhn uͤber alles auf Erden liebe/ wie er dort den Vater aller
Glaͤubigen den Abraham zuverſuchen/ nicht Gold odeꝛSil-
ber/ oder Viehe und dergleichen/ ſondern den einigen Sohn/
den
d 1. Petr. 1.
v. 7.
F 2
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