Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sommer, Caspar: Das unter der Creutzes Last ächtzende Christen-Hertz. Schlichtingsheim, [1704].

Bild:
<< vorherige Seite

PERSONALIA.
get kosten. Zehn mahl die Geburths-Arbeit an-
treten/ heist so vielmahl in den Tod gehen. Wann
Homo toties moritur qvoties amittit suos. Der
Mensch so offtmahl stirbet/ als ihm die Seinigen
durch den Tod genommen werden: Wie vielmahl
ist Sie gestorben/ da Sie nicht nur Eltern/ Ge-
schwister/ sondern was von Jhrem Leibe kommen/
überlassen müssen/ der Zahl derer die nicht mehr
hier sind. So grosse Freude die Kinder machen/
so grosses Leid und Betrübniß können sie auch ver-
ursachen. Wenn der HERR über alles Fleisch
ihr Kinder oder Enckel/ so ohne dem zärtlicher von
den Groß-Müttern geliebet werden/ wegnahm/
griff er Jhr ans Hertze/ und rieß ein Stück von
demselbigen mit höchst empfindlichen Schmertzen.
Also war Jhre Freude an den Kindern damit Sie
beglückt war wie Honig in welchen viel Aloe und
Myrrhen der Höchste gethan. Es lies die Seeli-
ge Frau sich offt bedüncken/ Sie sey zu Leyden ge-
a Ps. 38, 18macht/ und Jhr Schmertz sey immer vor Jhr. a
Allein/ es diente Jhr zur Verwesung des cusserli-
b 2. Cor. 4chen/ und Erneurung des innerlichen Meinschen. b
Dadurch wurde befördert das Maximum vitae bo-
num Mors:
Nicht allein/ daß sie mit Paulo Lust hat-
c Phil. 1, 23te abzuscheyden und bey Christo zu seyn: c Son-

dern

PERSONALIA.
get koſten. Zehn mahl die Geburths-Arbeit an-
treten/ heiſt ſo vielmahl in den Tod gehen. Wañ
Homo toties moritur qvoties amittit ſuos. Der
Menſch ſo offtmahl ſtirbet/ als ihm die Seinigen
durch den Tod genommen werden: Wie vielmahl
iſt Sie geſtorben/ da Sie nicht nur Eltern/ Ge-
ſchwiſter/ ſondern was von Jhrem Leibe kommen/
uͤberlaſſen muͤſſen/ der Zahl derer die nicht mehr
hier ſind. So groſſe Freude die Kinder machen/
ſo groſſes Leid und Betruͤbniß koͤnnen ſie auch ver-
urſachen. Wenn der HERR uͤber alles Fleiſch
ihr Kinder oder Enckel/ ſo ohne dem zaͤrtlicher von
den Groß-Muͤttern geliebet werden/ wegnahm/
griff er Jhr ans Hertze/ und rieß ein Stuͤck von
demſelbigen mit hoͤchſt empfindlichen Schmertzen.
Alſo war Jhre Freude an den Kindern damit Sie
begluͤckt war wie Honig in welchen viel Aloe und
Myrꝛhen der Hoͤchſte gethan. Es lies die Seeli-
ge Frau ſich offt beduͤncken/ Sie ſey zu Leyden ge-
a Pſ. 38, 18macht/ und Jhr Schmertz ſey immer vor Jhr. a
Allein/ es diente Jhr zur Verweſung des cuſſerli-
b 2. Cor. 4chen/ und Erneurung des innerlichen Meinſchen. b
Dadurch wurde befoͤrdert das Maximum vitæ bo-
num Mors:
Nicht allein/ daß ſie mit Paulo Luſt hat-
c Phil. 1, 23te abzuſcheyden und bey Chriſto zu ſeyn: c Son-

dern
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsPersonalia" n="2">
          <p><pb facs="#f0052" n="52"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#aq">PERSONALIA.</hi></fw><lb/>
get ko&#x017F;ten. Zehn mahl die Geburths-Arbeit an-<lb/>
treten/ hei&#x017F;t &#x017F;o vielmahl in den Tod gehen. Wan&#x0303;<lb/><hi rendition="#aq">Homo toties moritur qvoties amittit &#x017F;uos.</hi> Der<lb/>
Men&#x017F;ch &#x017F;o offtmahl &#x017F;tirbet/ als ihm die Seinigen<lb/>
durch den Tod genommen werden: Wie vielmahl<lb/>
i&#x017F;t Sie ge&#x017F;torben/ da Sie nicht nur Eltern/ Ge-<lb/>
&#x017F;chwi&#x017F;ter/ &#x017F;ondern was von Jhrem Leibe kommen/<lb/>
u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ der Zahl derer die nicht mehr<lb/>
hier &#x017F;ind. So gro&#x017F;&#x017F;e Freude die Kinder machen/<lb/>
&#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;es Leid und Betru&#x0364;bniß ko&#x0364;nnen &#x017F;ie auch ver-<lb/>
ur&#x017F;achen. Wenn der <hi rendition="#g">HERR</hi> u&#x0364;ber alles Flei&#x017F;ch<lb/>
ihr Kinder oder Enckel/ &#x017F;o ohne dem za&#x0364;rtlicher von<lb/>
den Groß-Mu&#x0364;ttern geliebet werden/ wegnahm/<lb/>
griff <hi rendition="#k">e</hi>r Jhr ans Hertze/ und rieß ein Stu&#x0364;ck von<lb/>
dem&#x017F;elbigen mit ho&#x0364;ch&#x017F;t empfindlichen Schmertzen.<lb/>
Al&#x017F;o war Jhre Freude an den Kindern damit Sie<lb/>
beglu&#x0364;ckt war wie Honig in welchen viel Aloe und<lb/>
Myr&#xA75B;hen der Ho&#x0364;ch&#x017F;te gethan. Es lies die Seeli-<lb/>
ge Frau &#x017F;ich offt bedu&#x0364;ncken/ Sie &#x017F;ey zu Leyden ge-<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">a</hi> P&#x017F;.</hi> 38, 18</note>macht/ und Jhr Schmertz &#x017F;ey immer vor Jhr. <hi rendition="#aq">a</hi><lb/>
Allein/ es diente Jhr zur Verwe&#x017F;ung des cu&#x017F;&#x017F;erli-<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">b</hi> 2. Cor.</hi> 4</note>chen/ und Erneurung des innerlichen Mein&#x017F;chen. <hi rendition="#aq">b</hi><lb/>
Dadurch wurde befo&#x0364;rdert das <hi rendition="#aq">Maximum vitæ bo-<lb/>
num Mors:</hi> Nicht allein/ daß &#x017F;ie mit <hi rendition="#aq">Paulo</hi> Lu&#x017F;t hat-<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">c</hi> Phil.</hi> 1, 23</note>te abzu&#x017F;cheyden und bey Chri&#x017F;to zu &#x017F;eyn: <hi rendition="#aq">c</hi> Son-<lb/>
<fw type="catch" place="bottom">dern</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[52/0052] PERSONALIA. get koſten. Zehn mahl die Geburths-Arbeit an- treten/ heiſt ſo vielmahl in den Tod gehen. Wañ Homo toties moritur qvoties amittit ſuos. Der Menſch ſo offtmahl ſtirbet/ als ihm die Seinigen durch den Tod genommen werden: Wie vielmahl iſt Sie geſtorben/ da Sie nicht nur Eltern/ Ge- ſchwiſter/ ſondern was von Jhrem Leibe kommen/ uͤberlaſſen muͤſſen/ der Zahl derer die nicht mehr hier ſind. So groſſe Freude die Kinder machen/ ſo groſſes Leid und Betruͤbniß koͤnnen ſie auch ver- urſachen. Wenn der HERR uͤber alles Fleiſch ihr Kinder oder Enckel/ ſo ohne dem zaͤrtlicher von den Groß-Muͤttern geliebet werden/ wegnahm/ griff er Jhr ans Hertze/ und rieß ein Stuͤck von demſelbigen mit hoͤchſt empfindlichen Schmertzen. Alſo war Jhre Freude an den Kindern damit Sie begluͤckt war wie Honig in welchen viel Aloe und Myrꝛhen der Hoͤchſte gethan. Es lies die Seeli- ge Frau ſich offt beduͤncken/ Sie ſey zu Leyden ge- macht/ und Jhr Schmertz ſey immer vor Jhr. a Allein/ es diente Jhr zur Verweſung des cuſſerli- chen/ und Erneurung des innerlichen Meinſchen. b Dadurch wurde befoͤrdert das Maximum vitæ bo- num Mors: Nicht allein/ daß ſie mit Paulo Luſt hat- te abzuſcheyden und bey Chriſto zu ſeyn: c Son- dern a Pſ. 38, 18 b 2. Cor. 4 c Phil. 1, 23

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/392455
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/392455/52
Zitationshilfe: Sommer, Caspar: Das unter der Creutzes Last ächtzende Christen-Hertz. Schlichtingsheim, [1704], S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/392455/52>, abgerufen am 04.12.2024.