Bahn, Nikolaus: Das unschuldig vergoßne Blut. [Pirna], [1701].Das unschuldig vergossene Blut. todt. Die Gelegenheit/ solche Mordthat hinaus zu führen/ wardie Einsamkeit: da sie auff dem Felde waren. Die Einsamkeit ist niemand zu rathen. Seneca schreibet: Solitudo omnia nobis ma- la persvadet, i. e. Die Einsamkeit rathet uns zu allen Bösen. Das bezeugen auch viel Exempel in heiliger Göttlicher Schrifft. Wenn der sonst fromme Loth alleine ist/ so begehet er mit seinen Töch- tern Blut-Schande/ Gen. 19, 30. 38. Wenn die Söhne Jacobs alleine sind/ so verkauffen sie ihren Bruder/ den Joseph/ Gen. 37, 28. Wenn König David alleine ist/ so verliebet er sich in die schöne Bath- sebam/ und bricht die Ehe/ 1. Sam. 11, 2. seqq. Wann Amnon al- leine ist/ so nothzüchtiget er seine leibliche Schwester/ die Thamar/ 2. Sam. 13, 14. Wenn Christus JEsus/ unser Heyland/ selbst al- leine in der Wüsten ist/ so wird er vom Teuffel hefftig versuchet/ Matth. 4, 1. seqq. Also/ wenn Cain hier auff dem Felde mit seinem Bru- der alleine ist/ so schläget er ihn todt. Crede mihi loca sola nocent, loca sola caveto, Qvo fugis? in populo tutior esse potes. vid. Bakii Exposition. Evangel. Dominieal. Dom. Invocavit, Parte 2 p. m. 29. Ausser allen Zweiffel sind diese beyde Brüder von ihren Eltern aufs Oder C 2
Das unſchuldig vergoſſene Blut. todt. Die Gelegenheit/ ſolche Mordthat hinaus zu fuͤhren/ wardie Einſamkeit: da ſie auff dem Felde waren. Die Einſamkeit iſt niemand zu rathen. Seneca ſchreibet: Solitudo omnia nobis ma- la perſvadet, i. e. Die Einſamkeit rathet uns zu allen Boͤſen. Das bezeugen auch viel Exempel in heiliger Goͤttlicher Schrifft. Wenn der ſonſt fromme Loth alleine iſt/ ſo begehet er mit ſeinen Toͤch- tern Blut-Schande/ Gen. 19, 30. 38. Wenn die Soͤhne Jacobs alleine ſind/ ſo verkauffen ſie ihren Bruder/ den Joſeph/ Gen. 37, 28. Wenn Koͤnig David alleine iſt/ ſo verliebet er ſich in die ſchoͤne Bath- ſebam/ und bricht die Ehe/ 1. Sam. 11, 2. ſeqq. Wann Amnon al- leine iſt/ ſo nothzuͤchtiget er ſeine leibliche Schweſter/ die Thamar/ 2. Sam. 13, 14. Wenn Chriſtus JEſus/ unſer Heyland/ ſelbſt al- leine in der Wuͤſten iſt/ ſo wird er vom Teuffel hefftig verſuchet/ Matth. 4, 1. ſeqq. Alſo/ wenn Cain hier auff dem Felde mit ſeinem Bru- der alleine iſt/ ſo ſchlaͤget er ihn todt. Crede mihi loca ſola nocent, loca ſola caveto, Qvo fugis? in populo tutior eſſe potes. vid. Bakii Expoſition. Evangel. Dominieal. Dom. Invocavit, Parte 2 p. m. 29. Auſſer allen Zweiffel ſind dieſe beyde Bruͤder von ihren Eltern aufs Oder C 2
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Das unſchuldig vergoſſene Blut.
todt. Die Gelegenheit/ ſolche Mordthat hinaus zu fuͤhren/ war
die Einſamkeit: da ſie auff dem Felde waren. Die Einſamkeit iſt
niemand zu rathen. Seneca ſchreibet: Solitudo omnia nobis ma-
la perſvadet, i. e. Die Einſamkeit rathet uns zu allen Boͤſen.
Das bezeugen auch viel Exempel in heiliger Goͤttlicher Schrifft.
Wenn der ſonſt fromme Loth alleine iſt/ ſo begehet er mit ſeinen Toͤch-
tern Blut-Schande/ Gen. 19, 30. 38. Wenn die Soͤhne Jacobs
alleine ſind/ ſo verkauffen ſie ihren Bruder/ den Joſeph/ Gen. 37, 28.
Wenn Koͤnig David alleine iſt/ ſo verliebet er ſich in die ſchoͤne Bath-
ſebam/ und bricht die Ehe/ 1. Sam. 11, 2. ſeqq. Wann Amnon al-
leine iſt/ ſo nothzuͤchtiget er ſeine leibliche Schweſter/ die Thamar/
2. Sam. 13, 14. Wenn Chriſtus JEſus/ unſer Heyland/ ſelbſt al-
leine in der Wuͤſten iſt/ ſo wird er vom Teuffel hefftig verſuchet/ Matth.
4, 1. ſeqq. Alſo/ wenn Cain hier auff dem Felde mit ſeinem Bru-
der alleine iſt/ ſo ſchlaͤget er ihn todt.
Crede mihi loca ſola nocent, loca ſola caveto,
Qvo fugis? in populo tutior eſſe potes.
vid. Bakii Expoſition. Evangel. Dominieal. Dom. Invocavit, Parte 2
p. m. 29.
Auſſer allen Zweiffel ſind dieſe beyde Bruͤder von ihren Eltern aufs
Feld geſchickt worden/ ihre gewoͤhnliche Arbeit zu verrichten/ Cain
wird geackert/ und Abel wird die Schaaffe gehuͤtet haben/ denn Abel
war ein Schaͤfer/ Cain aber war ein Ackermann/ v. 2. Und da ſie
nun alſo beyde gantz allein geweſen/ ſo hat der moͤrderiſche Cain die
Einſamkeit zu ſeinem Vortheil gebrauchet. In den vorhergehenden
Worten ſtehet/ daß Cain mit ſeinem Bruder Abel geredet/ welches wohl
auff das allerfreundlichſte wird geſchehen ſeyn. D. Lucas Oſiander
in Comment. in h. l. ſchreibet: Er bat ihm freundlich zugeſprochen/
und den Haß oder Groll verborgen/ biß er ſeine Gelegenheit erſehen/
da er ihm beykommen und ſchaden koͤnte. Denn ſonſten/ wenn Habel
im wenigſten etwas davon gemercket/ daß Cain im Sinn gehabt/ ihn
zu erwuͤrgen/ haͤtte er entweder bey den Eltern ſichs beklagt/ und be-
gehrt/ den Cain dahin zu halten/ daß er vor ihm moͤchte geſichert ſeyn:
Oder
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