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Lazarus, Joachim: Christliche Leichpredigt. Oels, 1635.

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Christliches Ehren-Zeugnüß.
das Gebetbüchlein auß seinen Henden genommen/ vnd dar-
auß das Gebetlein mit Andacht wiederholet/ vnd als er
gefraget wardt/ ob ers auch lesen könte/ Er geantwortet/
gar wol. Nach dem hat er seinen Eltesten Sohn zu sich
gefordert/ jhm das Gebetbüchlein in seine Hand gegeben/
vnd begehret/ er solle jhm auch vorbetten/ darauff er jhme
vorgebetet/ daß schöne Gebethlein/ welches Intituliret
wirdt/ das Letzte Testament eines Glaubigen Christen.
Demnach er seiner hertzliebsten Frawen die Hand gebo-
ten/ vnd gesaget: Nun liebes Hertz/ der liebe Gott mach
es nach seinem willen/ nur Seliglich. Ach du hertzliebste
Liese/ Jch habe eine schwere Reise vor mir/ aber ich hoffe/
Gott wird mirs anch vberwinden helffen. Drauff er sich ein
wenig zu ruhe begeben vnd gantz stille gelegen.

Nach Mitternacht aber so bald offt gemelter H. Pfarrer
zu jhm kam/ waren diß seine erste Wore zu jhm/ Jhr habt
mir gestern eine Lust zum sterben gemacht/ vnd mir gleich-
sam das Leben abgesprochen/ Wo bleibet aber mein liebes
Weib vnd Kinder/ darauff als jhme geantwortet wardt/
Er sol sie GOtt befehlen/ der aller betrübten Wittiben
Schutz vnd aller Weiselein Vater ist/ wie Er sich in seinen
Worten erkläret/ Er bald darauff gesaget/ Ey so geschehe
des HERRN wille.

Den Dienstag nach Cantate, welcher der 8 May ge-
wesen. Ließ Er abermal seine hertzliebste Kinder zu sich
fodern/ welche mit weinenden Augen vor seinem Bethe
stunden/ vnd jhnen seine Väterliche Handt gebothen/
vnd sich gleichsam mit jhnen gesegnen wolten. Als er aber
von seiner hertzliebsten Frawen angeredet war? Liebster
Schatz/ ob Gott wil/ jhr werdet noch lenger mir vnd meinen
Kindern zum besten leben. Jsts euch nicht leid von mir vnd
meinen lieben Kindern zuscheiden.

Darauff

Chriſtliches Ehren-Zeugnuͤß.
das Gebetbuͤchlein auß ſeinen Henden genommen/ vnd dar-
auß das Gebetlein mit Andacht wiederholet/ vnd als er
gefraget wardt/ ob ers auch leſen koͤnte/ Er geantwortet/
gar wol. Nach dem hat er ſeinen Elteſten Sohn zu ſich
gefordert/ jhm das Gebetbuͤchlein in ſeine Hand gegeben/
vnd begehret/ er ſolle jhm auch vorbetten/ darauff er jhme
vorgebetet/ daß ſchoͤne Gebethlein/ welches Intituliret
wirdt/ das Letzte Teſtament eines Glaubigen Chriſten.
Demnach er ſeiner hertzliebſten Frawen die Hand gebo-
ten/ vnd geſaget: Nun liebes Hertz/ der liebe Gott mach
es nach ſeinem willen/ nur Seliglich. Ach du hertzliebſte
Lieſe/ Jch habe eine ſchwere Reiſe vor mir/ aber ich hoffe/
Gott wird mirs anch vberwinden helffen. Drauff er ſich ein
wenig zu ruhe begeben vnd gantz ſtille gelegen.

Nach Mitternacht aber ſo bald offt gemelter H. Pfarꝛer
zu jhm kam/ waren diß ſeine erſte Wore zu jhm/ Jhr habt
mir geſtern eine Luſt zum ſterben gemacht/ vnd mir gleich-
ſam das Leben abgeſprochen/ Wo bleibet aber mein liebes
Weib vnd Kinder/ darauff als jhme geantwortet wardt/
Er ſol ſie GOtt befehlen/ der aller betruͤbten Wittiben
Schutz vnd aller Weiſelein Vater iſt/ wie Er ſich in ſeinen
Worten erklaͤret/ Er bald darauff geſaget/ Ey ſo geſchehe
des HERRN wille.

Den Dienſtag nach Cantate, welcher der 8 May ge-
weſen. Ließ Er abermal ſeine hertzliebſte Kinder zu ſich
fodern/ welche mit weinenden Augen vor ſeinem Bethe
ſtunden/ vnd jhnen ſeine Vaͤterliche Handt gebothen/
vnd ſich gleichſam mit jhnen geſegnen wolten. Als er aber
von ſeiner hertzliebſten Frawen angeredet war? Liebſter
Schatz/ ob Gott wil/ jhr werdet noch lenger mir vnd meinen
Kindern zum beſten leben. Jſts euch nicht leid von mir vnd
meinen lieben Kindern zuſcheiden.

Darauff
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[[44]/0044] Chriſtliches Ehren-Zeugnuͤß. das Gebetbuͤchlein auß ſeinen Henden genom̃en/ vnd dar- auß das Gebetlein mit Andacht wiederholet/ vnd als er gefraget wardt/ ob ers auch leſen koͤnte/ Er geantwortet/ gar wol. Nach dem hat er ſeinen Elteſten Sohn zu ſich gefordert/ jhm das Gebetbuͤchlein in ſeine Hand gegeben/ vnd begehret/ er ſolle jhm auch vorbetten/ darauff er jhme vorgebetet/ daß ſchoͤne Gebethlein/ welches Intituliret wirdt/ das Letzte Teſtament eines Glaubigen Chriſten. Demnach er ſeiner hertzliebſten Frawen die Hand gebo- ten/ vnd geſaget: Nun liebes Hertz/ der liebe Gott mach es nach ſeinem willen/ nur Seliglich. Ach du hertzliebſte Lieſe/ Jch habe eine ſchwere Reiſe vor mir/ aber ich hoffe/ Gott wird mirs anch vberwindẽ helffen. Drauff er ſich ein wenig zu ruhe begeben vnd gantz ſtille gelegen. Nach Mitternacht aber ſo bald offt gemelter H. Pfarꝛer zu jhm kam/ waren diß ſeine erſte Wore zu jhm/ Jhr habt mir geſtern eine Luſt zum ſterben gemacht/ vnd mir gleich- ſam das Leben abgeſprochen/ Wo bleibet aber mein liebes Weib vnd Kinder/ darauff als jhme geantwortet wardt/ Er ſol ſie GOtt befehlen/ der aller betruͤbten Wittiben Schutz vñ aller Weiſelein Vater iſt/ wie Er ſich in ſeinen Worten erklaͤret/ Er bald darauff geſaget/ Ey ſo geſchehe des HERRN wille. Den Dienſtag nach Cantate, welcher der 8 May ge- weſen. Ließ Er abermal ſeine hertzliebſte Kinder zu ſich fodern/ welche mit weinenden Augen vor ſeinem Bethe ſtunden/ vnd jhnen ſeine Vaͤterliche Handt gebothen/ vnd ſich gleichſam mit jhnen geſegnen wolten. Als er aber von ſeiner hertzliebſten Frawen angeredet war? Liebſter Schatz/ ob Gott wil/ jhr werdet noch lenger mir vñ meinen Kindern zum beſten leben. Jſts euch nicht leid von mir vnd meinen lieben Kindern zuſcheiden. Darauff

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Zitationshilfe: Lazarus, Joachim: Christliche Leichpredigt. Oels, 1635, S. [44]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508142/44>, abgerufen am 21.11.2024.