Gebauer, Johann: Geistl. Ring und Leibliche Sterbkunst. Oels, 1617.Trostreiche Leichpredigt. [Beginn Spaltensatz]
Der Nahm JESV im Hertzen mein/ Daß durch deß Wunderbare krafft/ [Spaltenumbruch] So gar tieff ist gewurtzelt ein/ Kein Marter etwas an mit schafft. [Ende Spaltensatz] Theodor. Jch heng zwar hier hoch an der Sonn/ Vnd fühle weder Pein noch Schmertz/ [Spaltenumbruch] Hab abr im Hertzen frewd vnd wonn/ Darein mich steckt ewr Teufflisch hertz. [Ende Spaltensatz] Laurentius hieß inn solchem Glauben sich auff dem glüenden Rost vmb Von diesem Glauben sagt Christus/ das wenn sie Glauben hetten als ein Jn der Welt wir nichts eygnes han/ [Spaltenumbruch] Als Glaubn vnd guttn Gewissens ban. [Ende Spaltensatz] Das Gewissen ist der rechte Syllogismus practicus, dessen Consequentz fehlet Diese beyde Stück hat nun vnser seliger Herr/ Freund vnd Bruder auch Ewigen
Troſtreiche Leichpredigt. [Beginn Spaltensatz]
Der Nahm JESV im Hertzen mein/ Daß durch deß Wunderbare krafft/ [Spaltenumbruch] So gar tieff iſt gewurtzelt ein/ Kein Marter etwas an mit ſchafft. [Ende Spaltensatz] Theodor. Jch heng zwar hier hoch an der Sonn/ Vnd fuͤhle weder Pein noch Schmertz/ [Spaltenumbruch] Hab abr im Hertzen frewd vnd wonn/ Darein mich ſteckt ewr Teuffliſch hertz. [Ende Spaltensatz] Laurentius hieß inn ſolchem Glauben ſich auff dem glüenden Roſt vmb Von dieſem Glauben ſagt Chꝛiſtus/ das wenn ſie Glauben hetten als ein Jn der Welt wir nichts eygnes han/ [Spaltenumbruch] Als Glaubn vnd guttn Gewiſſens ban. [Ende Spaltensatz] Das Gewiſſen iſt der rechte Syllogiſmus practicus, deſſen Conſequentz fehlet Dieſe beyde Stuͤck hat nun vnſer ſeliger Herꝛ/ Freund vnd Bꝛuder auch Ewigen
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Troſtreiche Leichpredigt.
Der Nahm JESV im Hertzen mein/
Daß durch deß Wunderbare krafft/
So gar tieff iſt gewurtzelt ein/
Kein Marter etwas an mit ſchafft.
Vnnd Marcus der H. Biſchoff zu Arethuſa in Syrien, als er nach vieler
groſſen Marter nackent in einem Koꝛb an die Sonne gehengt/ vn̄ mit Honig
beſtrichen ward/ das er von den Weſpen/ Fliegen vn̄ anderm Gewuͤrm ſolte
zu Tode gemartert werden/ Schꝛie zu denen/ ſo ſeinem Elende zuſahen:
Ego ſublimis ſum & vos humi jacentes animo lœtus deſpicio, Das heiſt:
Theodor.
lib. 3. c. 7.
Jch heng zwar hier hoch an der Sonn/
Vnd fuͤhle weder Pein noch Schmertz/
Hab abr im Hertzen frewd vnd wonn/
Darein mich ſteckt ewr Teuffliſch hertz.
Laurentius hieß inn ſolchem Glauben ſich auff dem glüenden Roſt vmb
wenden/ vnd den Tyꝛannen von jhm freſſen.
Von dieſem Glauben ſagt Chꝛiſtus/ das wenn ſie Glauben hetten als ein
Senffkoꝛn/ vnd ſagten zu dieſem Berg falle hierüber/ oď heb dich von dannen
doꝛt hin/ ſo wird er ſich heben. Oder zu dieſem Maulbeerbaum/ reiß dich auß/
vnd verſetz dich ins Meer/ ſo wuͤrds geſchehen. Dieſer Glaub præſentirt vns
das recht gewiſſe Calendarium perpetuum, nach welchem wir ohn alle andre
Prognoſtication wiſſen koͤnnen/ Wie es hier vnd im Ewigwerendem Jubel-
jahꝛ Wittern ſolle/ Vnnd iſt der rechte ALLManach/ darnach alle Mann
oder jederman ſich richten ſoll vnd kan/ Dieſer Glaub allein/ Lehꝛt die rechte
Selige Euthanaſian oder Sterbkunſt/ ſticht den Geiſtlichen ſtarꝛ/ reicht die
durchſichtige Prille/ vnnd weiſet vns das rechte Perſpicillum vnnd Viſier,
welchs je neher wir es an die Augen vnſers Hertzen ſetzen/ je weiter wir ſehen/
Ziehen wirs aber außeinander oder kerens vmb/ ſo ſehen wir auch nicht das
neheſte. Es muß aber zu dieſem Glauben kom̄en ein guttes Gewiſſen/ daher
Nazianzenus ſie auch zuſammen ſetzt/ da er ſpricht: In hac Vita nihil nobis
proprium eſt, ac fides & bona conſcientia. Das heiſt:
Matt. 17.
Luc. 17.
Nazianz.
Jn der Welt wir nichts eygnes han/
Als Glaubn vnd guttn Gewiſſens ban.
Das Gewiſſen iſt der rechte Syllogiſmus practicus, deſſen Conſequentz fehlet
nimmermehr.
Dieſe beyde Stuͤck hat nun vnſer ſeliger Herꝛ/ Freund vnd Bꝛuder auch
beyſam̄en gehabt/ das er nicht allein als ein rechter im Creutz erfahꝛner Paulus
vnd geübter Preslerus, oď von vergaͤnglichen dingen gedꝛuckter/ ſich wol ge-
halten/ vnd allen ſeinen Feinden/ die jhm fuͤr dem Thoꝛ des rechten fürſte-
henden vnd durch den Zeitlichen todt angehenden Lebens/ wol harte zu geſetzt/
ſo vnter Augen gegangen/ das er an allen zum Ritter woꝛden iſt/ Sondern
den Glauben vn̄ gutt Gewiſſen zu bezeugen/ wie tieff ſie in ſein Hertz einge-
wurtzelt/ das abgehandelte Spꝛuͤchlein jhm außerkoꝛen/ Darauß maͤnniglich
abzunemen/ wie Hertzlich er ſich der Beylage der Cron der Gerechtigkeit vnd
Ewigen
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