Mahler, Georg Ernst: Entwurff oder Merckbild Eines Gottergebenen Christen-Menschen. Freyberg, 1675.Leichen-Predigt. sal/ die da zeitlich und leicht ist/ schaffet eine ewige/ und über alle Massen wichtigeHerrligkeit/ uns/ die wir nicht sehen auff das Sichtbare/ sondern auff das Un- sichtbare. Denn was sichtbar ist/ das ist zeitlich/ was aber unsichtbar ist/ das ist ewig/ 2. Cor. 4/17. 18. So reichlich tröstet GOtt/ die gäntzlich sind vergessen. GOttes Stecken und Stab tröstet uns/ Ps. 23/4. Aller Trost der ausser Solten wir voritzo den wohlsel. Herrn Inspectorem fragen/ wie reichlich ist
Leichen-Predigt. ſal/ die da zeitlich und leicht iſt/ ſchaffet eine ewige/ und uͤber alle Maſſen wichtigeHerrligkeit/ uns/ die wir nicht ſehen auff das Sichtbare/ ſondern auff das Un- ſichtbare. Denn was ſichtbar iſt/ das iſt zeitlich/ was aber unſichtbar iſt/ das iſt ewig/ 2. Cor. 4/17. 18. So reichlich troͤſtet GOtt/ die gaͤntzlich ſind vergeſſen. GOttes Stecken und Stab troͤſtet uns/ Pſ. 23/4. Aller Troſt der auſſer Solten wir voritzo den wohlſel. Herrn Inſpectorem fragen/ wie reichlich iſt
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Leichen-Predigt.
ſal/ die da zeitlich und leicht iſt/ ſchaffet eine ewige/ und uͤber alle Maſſen wichtige
Herrligkeit/ uns/ die wir nicht ſehen auff das Sichtbare/ ſondern auff das Un-
ſichtbare. Denn was ſichtbar iſt/ das iſt zeitlich/ was aber unſichtbar iſt/ das iſt
ewig/ 2. Cor. 4/17. 18.
So reichlich troͤſtet GOtt/ die gaͤntzlich ſind vergeſſen.
GOttes Stecken und Stab troͤſtet uns/ Pſ. 23/4. Aller Troſt der auſſer
GOttes Wort geſucht und gegeben wird/ iſt nichtig und vergeblich/ und kan
nicht recht erqvicken. Wie einen Durſtigen traͤumet/ daß er trircke/ wenn er aber
auffwachet/ ſo iſt er noch matt und durſtig/ Eſ. 29/8. 5. So gehets denen/ die Troſt
und Erqvickung/ bey den Menſchen ſuchen. Durch dieſen wird wohl weltliche
Sorge unterweilen gehoben/ aber wenn die Angſt an die Seele gehet/ oder ſonſt
uͤberhand nimmet/ ſiehet man/ was es vor leidige Troͤſter in der Welt giebet.
Solon einer von den ſieben Weiſen aus Griechenland ſuchte allen ſeinen Witz
zuſammen/ und verſuchte ſeinen Freund zu troͤſten/ wie er es angefangen/ erzehlet
Val Max. lib. 7, c. 3. Jſt auch mehrmahl erinnert worden. Und dieſer Troſt
wurde dazumahl vor einen Ausbund und Meiſterſtuͤck gehalten/ ob aber der be-
truͤbte und geaͤngſtete Menſch rechtſchaffen dadurch erqvicket worden/ iſt billig zu
zweiffeln. Man ſagt zwar Solamen miſeris ſocios habuiſſe malorum, es iſt ein
Troſt/ wenn man ſiehet/ daß andere gleiches Ungluͤck an den Halſe haben. Aber
wir wollen wohl ſagen. Solamen miſerum ſocios etc. Es ſey gar ein elender
Troſt/ eine ſchlechte Erqvickung/ viel Cameraden gleiches Elendes haben.
Sonſt koͤnten auch wohl GOttes Feinde/ in den troſtloſen Abgrunde der ewigen
Qvaal erqvicket werden/ die freylich viel Hoͤllenbraͤnde/ die gleiche Qvaal mit lei-
den/ umb ſich ſehen und haben werden. Wer ſein Hertz recht erqvicken will/ der
muß den Troſt ſaugen aus den Bruͤſten des Bruͤnnleins Jſraels. Da will uns
GOtt troͤſten/ wie einen ſeine Mutter troͤſtet/ Eſ. 66/13. Der allervollkommenſte
Troſt/ die allerſuͤſſeſte Erqvickung/ iſt uns vorbehalten in dem Schooß Abrahæ/
Luc. 16/26. Die unausdencklich und unausſprechlich/ maſſen kein Auge geſehen/
kein Ohr gehoͤret hat/ und in keines Menſchen Hertz kommen iſt/ was GOtt vor
Labſal und Troſt fuͤr die ausgeſtandene Angſt bereitet hat denen/ die ihn lieben/
1. Cor. 2/9.
Solten wir voritzo den wohlſel. Herrn Inſpectorem fragen/ wie reichlich
er der Seelen nach erqvicket werde/ wuͤrde er uns ſonder Zweiffel antworten:
Non credidiſlem, niſi ipſe vidiſſem. Wie denn alſo Hieronvmus nach ſeinen
Tode dem Auguſtino ſoll geantwortet haben. Dieſer hatte an jenen geſchrie-
ben/ er moͤchte ihm doch ſeine beſten Gedancken von dem Zuſtande des ewigen Le-
bens offenbahren und wiſſend machen ehe aber der Brieff zu rechte uͤberbracht/
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