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Silber, Wolfgang: Exequiae Rothianae. Leipzig, 1619.

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Eingang zur
Ja der Elteste auß dem Erbarn Rathsstande/ der acht-
mal vnterschiedlich regierender Bürgermeister gewesen/
vnd sein liebes Alter mit allen Ehren wol erreichet hat.

Demnach certiren heute gleich/ vnd streitten mit-
einander/ bey diesem seinem angestelleten Leichbegäng-
nüß/ die zwo Christliche Häupttugenden: Pietas, die
Gottseligkeit/ vnd Gratitudo, die Danckbarkeit/ welche
vnter jhnen den vorzug billich haben solte: Auß Gott-
seligkeit sind wir zwar schüldig/ einem jedern Rechtgläu-
bigen Christen die letzte Ehre mit Christlichen Begräb-
nüß zu erzeigen: Diesem aber auch auß danckbarkeit/
tanquam de Repub: nostra optime merito & emeri-
to:
weil er sich lange zeit wol verdienet/ nicht allein vmb
gemeinen Nutz dieser Stadt/ in dem er dem Regiment
weiland löblich vnd trewlich vor gestanden/ so lange er
gekont: sondern auch vielen/ ja den mehrern theil ehr-
lichen Bürgern/ beydes allhier vnd anderswo/ mit sei-
nem wolerworbenen Geld vnd Gut gedienet/ in dem er
jhnen hülff- vnd räthlich gewesen/ vnter welchen nun-
mehr mancher/ (vielleicht eher alß jhm lieb)
Leontius E-
piscopus.
erfahren möchte/ was jener Altvater Leontius von
seinem grawen Häupte gesaget/ darauff er mit Fin-
gern zeigete: Hac nive liquefacta, multum erit luti.
Ach lieben Kinder/ wenn dieser alte Schnee einmahl
wird abgehen/ so darff es wol eben kotig werden.

Wir erinnern vns aber zum Eingang bey seinem
Exemp. Ia-
cobi Patr.
Gen.
49.
Exempel/ der Historien des lieben gottseligen Altvaters
Jacobs/ auß dem ersten Buch Mosis am 49. Capitel/
der lag auff seinem Siechbette/ ließ alle seine Kinder vnd
Kindeskinder für sich kommen/ sonderlich aber seines

lieben

Eingang zur
Ja der Elteſte auß dem Erbarn Rathsſtande/ der acht-
mal vnterſchiedlich regierender Buͤrgermeiſter geweſen/
vnd ſein liebes Alter mit allen Ehren wol erreichet hat.

Demnach certiren heute gleich/ vnd ſtreitten mit-
einander/ bey dieſem ſeinem angeſtelleten Leichbegaͤng-
nuͤß/ die zwo Chriſtliche Haͤupttugenden: Pietas, die
Gottſeligkeit/ vnd Gratitudo, die Danckbarkeit/ welche
vnter jhnen den vorzug billich haben ſolte: Auß Gott-
ſeligkeit ſind wir zwar ſchuͤldig/ einem jedern Rechtglaͤu-
bigen Chriſten die letzte Ehre mit Chriſtlichen Begraͤb-
nuͤß zu erzeigen: Dieſem aber auch auß danckbarkeit/
tanquam de Repub: noſtra optimè merito & emeri-
to:
weil er ſich lange zeit wol verdienet/ nicht allein vmb
gemeinen Nutz dieſer Stadt/ in dem er dem Regiment
weiland loͤblich vnd trewlich vor geſtanden/ ſo lange er
gekont: ſondern auch vielen/ ja den mehrern theil ehr-
lichen Buͤrgern/ beydes allhier vnd anderswo/ mit ſei-
nem wolerworbenen Geld vnd Gut gedienet/ in dem er
jhnen huͤlff- vnd raͤthlich geweſen/ vnter welchen nun-
mehr mancher/ (vielleicht eher alß jhm lieb)
Leontius E-
piſcopus.
erfahren moͤchte/ was jener Altvater Leontius von
ſeinem grawen Haͤupte geſaget/ darauff er mit Fin-
gern zeigete: Hac nive liquefacta, multum erit luti.
Ach lieben Kinder/ wenn dieſer alte Schnee einmahl
wird abgehen/ ſo darff es wol eben kotig werden.

Wir erinnern vns aber zum Eingang bey ſeinem
Exemp. Ia-
cobi Patr.
Gen.
49.
Exempel/ der Hiſtorien des lieben gottſeligen Altvaters
Jacobs/ auß dem erſten Buch Moſis am 49. Capitel/
der lag auff ſeinem Siechbette/ ließ alle ſeine Kinder vnd
Kindeskinder fuͤr ſich kommen/ ſonderlich aber ſeines

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Zitationshilfe: Silber, Wolfgang: Exequiae Rothianae. Leipzig, 1619, S. [20]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508444/20>, abgerufen am 03.12.2024.