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Stöcker, Jacob: ChristlicheLeichen Predigt über Den Machtspruch Hiobs. Bautzen, [1675].

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Christliche
vielleicht werde ich noch gezwungen/ daß ich mir selbst leit thun
und das Leben nehmen muß. O Schwachheit!

Bey solcher auf steigenden Angst/ und schweren Gedan-
cken/ welche sich ie auch/ wie D. Luc. Osiander setzet/ von dem
alten Adam her/ bey den Außerwehlten finden/ gedrungen/ aus
grösse der Versuchung/ welche ihnen aber der liebe GOtt umb
Christi willen nicht zurechnet/ indem sie es nicht selbst/ sondern
die Sünde die in ihnen wohnet/ thut/ Rom. 7, 20. ergreifft nun
Hiob zu seiner Stärckung: Fidei subsidium, Die Unterstütze
des Glaubens/ den Schild des Glaubens/ wie es Paulus nen-
net/ Ephes. 6, 16. welcher ihn dahin treibet/ daß/ da er auf unser
Teutsche Sprache reden und sagen will: Er wird mich doch
erwürgen und ich kans nicht erwarten/
in des heiligen Gei-
stes Sprache/ es gantz anders kömmet/ und alles Frage weise
gesetzet wird/ wie aus dem vierzehenden Verse zuersehen/ durch
welche Fragen das jenige/ was scheinet etwas zu verneinen/ es
desto härter bejahet/ und bekräfftiget/ dahero Tarnovius (c) se-
tzet: Propter Hebraismum notissimum, quo talis interro-
gatio vehementissime affirmat, recte versum est in Versione
Vulgata, Latina: Etiam si occiderit me, in ipso sperabo,
das
ist: Nach der gar bekanten Hebräischen Redensart/ in welcher
eine solche Frage aufs hefftigste bejahet/ ist dieser Spruch gar
wohl gegeben in der gemeinen Lateinischen Bibel/ also: Ob er
mich gleich tödten wird/ so will ich doch auf Jhn hoffen.

Jn der Chaldäischen Bibel wird es gegeben: Orabo coram eo,
ich will für/ und zu Jhm beten! So observiren oder beobach-
ten auch die Masoreten, daß für Hen, Ecce, Siehe! zulesen sey
Jm/ das ist: Si, oder an, so oder ob! Und für Lo, non. per Alepli,
sey zulesen Lo, per Vau, ipsi velin eum, an ihn! welches letztere in
der Bibel vielmahl gefunden wird/ Exod. 21, 8. Levit. 11, 21. &

15. 30.

Chriſtliche
vielleicht werde ich noch gezwungen/ daß ich mir ſelbſt leit thun
und das Leben nehmen muß. O Schwachheit!

Bey ſolcher auf ſteigenden Angſt/ und ſchweren Gedan-
cken/ welche ſich ie auch/ wie D. Luc. Oſiander ſetzet/ von dem
alten Adam her/ bey den Außerwehlten finden/ gedrungen/ aus
groͤſſe der Verſuchung/ welche ihnen aber der liebe GOtt umb
Chriſti willen nicht zurechnet/ indem ſie es nicht ſelbſt/ ſondern
die Suͤnde die in ihnen wohnet/ thut/ Rom. 7, 20. ergreifft nun
Hiob zu ſeiner Staͤrckung: Fidei ſubſidium, Die Unterſtuͤtze
des Glaubens/ den Schild des Glaubens/ wie es Paulus nen-
net/ Epheſ. 6, 16. welcher ihn dahin treibet/ daß/ da er auf unſer
Teutſche Sprache reden und ſagen will: Er wird mich doch
erwuͤrgen und ich kans nicht erwarten/
in des heiligen Gei-
ſtes Sprache/ es gantz anders koͤmmet/ und alles Frage weiſe
geſetzet wird/ wie aus dem vierzehenden Verſe zuerſehen/ durch
welche Fragen das jenige/ was ſcheinet etwas zu verneinen/ es
deſto haͤrter bejahet/ und bekräfftiget/ dahero Tarnovius (c) ſe-
tzet: Propter Hebraiſmum notisſimum, quo talis interro-
gatio vehementisſimè affirmat, rectè verſum eſt in Verſione
Vulgata, Latina: Etiam ſi occiderit me, in ipſo ſperabo,
das
iſt: Nach der gar bekanten Hebraͤiſchen Redensart/ in welcher
eine ſolche Frage aufs hefftigſte bejahet/ iſt dieſer Spruch gar
wohl gegeben in der gemeinen Lateiniſchen Bibel/ alſo: Ob er
mich gleich toͤdten wird/ ſo will ich doch auf Jhn hoffen.

Jn der Chaldaͤiſchen Bibel wird es gegeben: Orabo coram eo,
ich will fuͤr/ und zu Jhm beten! So obſerviren oder beobach-
ten auch die Maſoreten, daß fuͤr Hen, Ecce, Siehe! zuleſen ſey
Jm/ das iſt: Si, oder an, ſo oder ob! Und fuͤr Lo, non. per Alepli,
ſey zuleſen Lo, per Vau, ipſi velin eum, an ihn! welches letztere in
der Bibel vielmahl gefunden wird/ Exod. 21, 8. Levit. 11, 21. &

15. 30.
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[0010] Chriſtliche vielleicht werde ich noch gezwungen/ daß ich mir ſelbſt leit thun und das Leben nehmen muß. O Schwachheit! Bey ſolcher auf ſteigenden Angſt/ und ſchweren Gedan- cken/ welche ſich ie auch/ wie D. Luc. Oſiander ſetzet/ von dem alten Adam her/ bey den Außerwehlten finden/ gedrungen/ aus groͤſſe der Verſuchung/ welche ihnen aber der liebe GOtt umb Chriſti willen nicht zurechnet/ indem ſie es nicht ſelbſt/ ſondern die Suͤnde die in ihnen wohnet/ thut/ Rom. 7, 20. ergreifft nun Hiob zu ſeiner Staͤrckung: Fidei ſubſidium, Die Unterſtuͤtze des Glaubens/ den Schild des Glaubens/ wie es Paulus nen- net/ Epheſ. 6, 16. welcher ihn dahin treibet/ daß/ da er auf unſer Teutſche Sprache reden und ſagen will: Er wird mich doch erwuͤrgen und ich kans nicht erwarten/ in des heiligen Gei- ſtes Sprache/ es gantz anders koͤmmet/ und alles Frage weiſe geſetzet wird/ wie aus dem vierzehenden Verſe zuerſehen/ durch welche Fragen das jenige/ was ſcheinet etwas zu verneinen/ es deſto haͤrter bejahet/ und bekräfftiget/ dahero Tarnovius (c) ſe- tzet: Propter Hebraiſmum notisſimum, quo talis interro- gatio vehementisſimè affirmat, rectè verſum eſt in Verſione Vulgata, Latina: Etiam ſi occiderit me, in ipſo ſperabo, das iſt: Nach der gar bekanten Hebraͤiſchen Redensart/ in welcher eine ſolche Frage aufs hefftigſte bejahet/ iſt dieſer Spruch gar wohl gegeben in der gemeinen Lateiniſchen Bibel/ alſo: Ob er mich gleich toͤdten wird/ ſo will ich doch auf Jhn hoffen. Jn der Chaldaͤiſchen Bibel wird es gegeben: Orabo coram eo, ich will fuͤr/ und zu Jhm beten! So obſerviren oder beobach- ten auch die Maſoreten, daß fuͤr Hen, Ecce, Siehe! zuleſen ſey Jm/ das iſt: Si, oder an, ſo oder ob! Und fuͤr Lo, non. per Alepli, ſey zuleſen Lo, per Vau, ipſi velin eum, an ihn! welches letztere in der Bibel vielmahl gefunden wird/ Exod. 21, 8. Levit. 11, 21. & 15. 30.

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Zitationshilfe: Stöcker, Jacob: ChristlicheLeichen Predigt über Den Machtspruch Hiobs. Bautzen, [1675], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508452/10>, abgerufen am 21.11.2024.