Stöcker, Jacob: ChristlicheLeichen Predigt über Den Machtspruch Hiobs. Bautzen, [1675].Lebens-Lauff: sitzen oder liegen können: Dahero auch zeitig bey gutem Ver-stande eine ordentliche Disposition unter den liebenSeinigen auf gerichtet/ und her nach sich in solchen grossen Stein-Schmertzen zum öfftern mit diesen Spruche er mundert/ sagende: Ob ihn gleich der HErr tödten werde/ so wolle er dennoch auf ihn hoffen/ sich also stets seinem liebenGott zum Leben undSterben ergeben. Und ob man zwar an aller hand Medicamenten es nicht erman- geln lassen/ so haben sie doch wenig fruchten noch rechten Bestand der Linderung geben wollen/ dahero er sich zum seeligen Abschied destomehr bereitet hat. Es schiene zwar vor ein 10. oder 14. Tagen/ daß es/ da er ziemli- Nun
Lebens-Lauff: ſitzen oder liegen koͤnnen: Dahero auch zeitig bey gutem Ver-ſtande eine ordentliche Diſpoſition unter den liebenSeinigen auf gerichtet/ und her nach ſich in ſolchen groſſen Stein-Schmertzen zum oͤfftern mit dieſen Spruche er mundert/ ſagende: Ob ihn gleich der HErr toͤdten werde/ ſo wolle er dennoch auf ihn hoffen/ ſich alſo ſtets ſeinem liebenGott zum Leben undSterben ergeben. Und ob man zwar an aller hand Medicamenten es nicht erman- geln laſſen/ ſo haben ſie doch wenig fruchten noch rechten Beſtand der Linderung geben wollen/ dahero er ſich zum ſeeligen Abſchied deſtomehr bereitet hat. Es ſchiene zwar vor ein 10. oder 14. Tagen/ daß es/ da er ziemli- Nun
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Lebens-Lauff:
ſitzen oder liegen koͤnnen: Dahero auch zeitig bey gutem Ver-
ſtande eine ordentliche Diſpoſition unter den liebenSeinigen auf
gerichtet/ und her nach ſich in ſolchen groſſen Stein-Schmertzen
zum oͤfftern mit dieſen Spruche er mundert/ ſagende: Ob ihn
gleich der HErr toͤdten werde/ ſo wolle er dennoch auf ihn hoffen/
ſich alſo ſtets ſeinem liebenGott zum Leben undSterben ergeben.
Und ob man zwar an aller hand Medicamenten es nicht erman-
geln laſſen/ ſo haben ſie doch wenig fruchten noch rechten Beſtand
der Linderung geben wollen/ dahero er ſich zum ſeeligen Abſchied
deſtomehr bereitet hat.
Es ſchiene zwar vor ein 10. oder 14. Tagen/ daß es/ da er ziemli-
che Linderung fuͤhlete/ wiederum zur Beſſerung ausſchlagen werde/
darum er auch begehret/ daß in oͤffentlicher Kirchen-Verſamlung Gott
dem HERRN eine ſchuldige Danckſagung gethan werden moͤge/ der
Hoffnung lebende/ es werde auch die Mattigkeit ſich endlich nach und
nach verlieren/ aber wider alles Verhoffen/ iſt ſein Jammer/ Truͤbſal
und Elend/ kommen zu einem ſeeligen End/ indem er mit groſſer
Schwachheit uͤberfallen/ am verwichenen Freytage fruͤh zwiſchen 1.
und 2. Uhr begehret ſein liebes Weib und juͤngſte Tochter/ ſo aus Eh-
und Kindlicher Pflicht ihm taͤglich mit moͤglichſter Aufwartung bey-
geſprungen/ ſolten ſich doch nur ein wenig zur Ruhe begeben/ er wolte
auch ein wenig ſchlummern/ und als ſie ſich etwas ſtille gehalten/ und
bald wieder nach ihm geſehen/ ob er natuͤrlich ſchlieffe/ haben ſie befun-
den/ daß er einen einigen Seuffzer gethan/ und ohne alle Ungeberdte/
auch ohne einziges Zucken mit zugethanen Augen in ſeinem Erloͤſer
JEſu Chriſto/ zu welchem er ſonſt alle Augenblick geſeuffzet/ geruffen
und gebetet/ und ſich in ſteter Andacht dieſer ſchoͤnen Sprüche gebrau-
chet: Ach HERR laß deine lieb Engelein/ am letzten End die Seile
mein/ in Abrahams Schoß tragen/ ꝛc. Jngleichen: Laß mich dein
ſeyn und bleiben/ O treuerGOtt und HErr! ꝛc Wie auch: O JEſu
Chriſte GOttes Sohn/ der du für mich haſt gnug gethan/ ach ſchleuß
mich in die Wituden dein/ ꝛc. Sanfft und ſeelig verſcheiden iſt/ nachdem
Er ſein gantzes Alter gebracht auf 64. Jahr/ 19. Wochen
und 4. Tage.
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