Stöcker, Jacob: ChristlicheLeichen Predigt über Den Machtspruch Hiobs. Bautzen, [1675].Leichpredigt. dienet/ und die Verdamnüs! So antworte: Jch lege denteuren Tod JEsu Christi zwischen mich und meine böse Tha- ten/ und opffere/ oder bringe das Verdienst seines allerheiligsten und würdigsten Leidens an stat des Verdienstes welches ich hät- te haben sollen/ und leider GOttes habe es nicht! Und sage ferner: Jch setze den Tod meines HErrn JEsu Christi zwi- schen mich und dich/ und deinen Zorn! Darnach sage er: HErr in deine Hände befehl ich meinen Geist! Und/ die dar beystehen sagen auch: HERR in deine Hände befehlen wir dieses Men- schen Geist! Auf dieses Gebet hätte der liebe Burgermeister seine Hoffnung eingerichtet/ und mit aufgehobenen Händen/ und söhnlichen Sehen gen Himmel, und andern ChristlichemGeber- den seines Hertzens Brunst überflüßig zu erkennen gegeben. Wer siehet hier nicht/ daß er auch mit Hiob gleiches Vertr[a]uen gehabt/ ob der HErr ihn gleich tödten würde/ wolle er dennoch auf ihn hoffen/ und er würde sein JEsus [s]eyn und bleiben. Hier wollen wir nur nicht sagen/ von der Klar- heit der Lehre/ wie man seelig abscheiden solle/ wie dieselbe da- mahls im Pabstthum noch rein behalten worden/ also daß auch vorgedacht er Wellerus, do er es erzehlet/ exclamiret: O der seeligen Decke/ wer unter JEsu Christi Blut lieget! Nun aber leiter anietzo der Mariae Mutter Milch der Mönche ver- meinte gute/ aber von GOtt ungebotene/ und also böse Wercke/ vorgezogen werden; Sondern/ daß ich mein Theil bekenne/ indem mir unsers seeligen Herrn Burgermeisters Tod ange- kündiget/ und zugleich der Leichen-Text mit gegeben wurde: Wann mich der HERR gleich tödten wird/ will ich den- noch auf ihn hoffen! So ist mirs nicht anders vorkommen/ als lege er den theuren Tod JEsu Christi [z]wischen sich und alle böse Thaten und Sünde/ und beruffe sich allein auf Christum/ der
Leichpredigt. dienet/ und die Verdamnüs! So antworte: Jch lege denteuren Tod JEſu Chriſti zwiſchen mich und meine böſe Tha- ten/ und opffere/ oder bringe das Verdienſt ſeines allerheiligſten und wuͤrdigſten Leidens an ſtat des Verdienſtes welches ich haͤt- te haben ſollen/ und leider GOttes habe es nicht! Und ſage ferner: Jch ſetze den Tod meines HErrn JEſu Chriſti zwi- ſchen mich und dich/ und deinen Zorn! Darnach ſage er: HErr in deine Haͤnde befehl ich meinen Geiſt! Und/ die dar beyſtehen ſagen auch: HERR in deine Haͤnde befehlen wir dieſes Men- ſchen Geiſt! Auf dieſes Gebet haͤtte der liebe Burgermeiſter ſeine Hoffnung eingerichtet/ und mit aufgehobenen Händen/ und ſoͤhnlichen Sehen gen Himmel, und andern ChriſtlichemGeber- den ſeines Hertzens Brunſt uͤberfluͤßig zu erkennen gegeben. Wer ſiehet hier nicht/ daß er auch mit Hiob gleiches Vertr[a]uen gehabt/ ob der HErr ihn gleich toͤdten wuͤrde/ wolle er dennoch auf ihn hoffen/ und er wuͤrde ſein JEſus [ſ]eyn und bleiben. Hier wollen wir nur nicht ſagen/ von der Klar- heit der Lehre/ wie man ſeelig abſcheiden ſolle/ wie dieſelbe da- mahls im Pabſtthum noch rein behalten worden/ alſo daß auch vorgedacht er Wellerus, do er es erzehlet/ exclamiret: O der ſeeligen Decke/ wer unter JEſu Chriſti Blut lieget! Nun aber leiter anietzo der Mariæ Mutter Milch der Moͤnche ver- meinte gute/ aber von GOtt ungebotene/ und alſo boͤſe Wercke/ vorgezogen werden; Sondern/ daß ich mein Theil bekenne/ indem mir unſers ſeeligen Herrn Burgermeiſters Tod ange- kuͤndiget/ und zugleich der Leichen-Text mit gegeben wurde: Wann mich der HERR gleich toͤdten wird/ will ich den- noch auf ihn hoffen! So iſt mirs nicht anders vorkommen/ als lege er den theuren Tod JEſu Chriſti [z]wiſchen ſich und alle boͤſe Thaten und Suͤnde/ und beruffe ſich allein auf Chriſtum/ der
<TEI> <text> <body> <div type="fsSermon" n="1"> <div type="preface" n="2"> <p><pb facs="#f0007"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#b">Leichpredigt.</hi></fw><lb/> dienet/ und die Verdamnüs! So antworte: Jch lege den<lb/> teuren Tod JEſu <choice><sic>Ehriſtt</sic><corr>Chriſti</corr></choice> zwiſchen mich und meine böſe Tha-<lb/> ten/ und opffere/ oder bringe das Verdienſt ſeines allerheiligſten<lb/> und wuͤrdigſten Leidens an ſtat des Verdienſtes welches ich haͤt-<lb/> te haben ſollen/ und leider GOttes habe es nicht! Und ſage<lb/> ferner: Jch ſetze den Tod meines HErrn JEſu Chriſti zwi-<lb/> ſchen mich und dich/ und deinen Zorn! Darnach ſage er: HErr<lb/> in deine Haͤnde befehl ich meinen Geiſt! Und/ die dar beyſtehen<lb/> ſagen <choice><sic>anch</sic><corr>auch</corr></choice>: HERR in deine Haͤnde befehlen wir dieſes Men-<lb/> ſchen Geiſt! Auf dieſes Gebet haͤtte der liebe Burgermeiſter<lb/> ſeine Hoffnung eingerichtet/ und mit aufgehobenen Händen/ und<lb/> ſoͤhnlichen Sehen gen Himmel, und andern ChriſtlichemGeber-<lb/> den ſeines Hertzens Brunſt uͤberfluͤßig zu erkennen gegeben.<lb/> Wer ſiehet hier nicht/ daß er auch mit Hiob gleiches Vertr<supplied>a</supplied>uen<lb/> gehabt/ ob der HErr ihn gleich toͤdten wuͤrde/ wolle er<lb/> dennoch auf ihn hoffen/ und er wuͤrde ſein JEſus <supplied>ſ</supplied>eyn<lb/> und bleiben. Hier wollen wir nur nicht ſagen/ von der Klar-<lb/> heit der Lehre/ wie man ſeelig abſcheiden ſolle/ wie dieſelbe da-<lb/> mahls im Pabſtthum noch rein behalten worden/ alſo daß auch<lb/> vorgedacht er <hi rendition="#aq">Wellerus,</hi> do er es erzehlet/ <hi rendition="#aq">exclami</hi>ret: O der<lb/> ſeeligen Decke/ wer unter JEſu Chriſti Blut lieget! Nun aber<lb/> leiter anietzo der Mari<hi rendition="#aq">æ</hi> Mutter Milch <ref target="#(a)"/> der Moͤnche ver-<lb/> meinte gute/ aber von GOtt ungebotene/ und alſo boͤſe Wercke/<lb/><ref target="#(b)"/> vorgezogen werden; Sondern/ daß ich mein Theil bekenne/<lb/> indem mir unſers ſeeligen Herrn Burgermeiſters Tod ange-<lb/> kuͤndiget/ und zugleich der Leichen-Text mit gegeben wurde:<lb/> Wann mich der HERR gleich toͤdten wird/ will ich den-<lb/> noch auf ihn hoffen! So iſt mirs nicht anders vorkommen/<lb/> als lege er den theuren Tod JEſu Chriſti <supplied>z</supplied>wiſchen ſich und alle<lb/> boͤſe Thaten und Suͤnde/ und beruffe ſich allein auf Chriſtum/<lb/> <fw type="catch" place="bottom">der</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0007]
Leichpredigt.
dienet/ und die Verdamnüs! So antworte: Jch lege den
teuren Tod JEſu Chriſti zwiſchen mich und meine böſe Tha-
ten/ und opffere/ oder bringe das Verdienſt ſeines allerheiligſten
und wuͤrdigſten Leidens an ſtat des Verdienſtes welches ich haͤt-
te haben ſollen/ und leider GOttes habe es nicht! Und ſage
ferner: Jch ſetze den Tod meines HErrn JEſu Chriſti zwi-
ſchen mich und dich/ und deinen Zorn! Darnach ſage er: HErr
in deine Haͤnde befehl ich meinen Geiſt! Und/ die dar beyſtehen
ſagen auch: HERR in deine Haͤnde befehlen wir dieſes Men-
ſchen Geiſt! Auf dieſes Gebet haͤtte der liebe Burgermeiſter
ſeine Hoffnung eingerichtet/ und mit aufgehobenen Händen/ und
ſoͤhnlichen Sehen gen Himmel, und andern ChriſtlichemGeber-
den ſeines Hertzens Brunſt uͤberfluͤßig zu erkennen gegeben.
Wer ſiehet hier nicht/ daß er auch mit Hiob gleiches Vertrauen
gehabt/ ob der HErr ihn gleich toͤdten wuͤrde/ wolle er
dennoch auf ihn hoffen/ und er wuͤrde ſein JEſus ſeyn
und bleiben. Hier wollen wir nur nicht ſagen/ von der Klar-
heit der Lehre/ wie man ſeelig abſcheiden ſolle/ wie dieſelbe da-
mahls im Pabſtthum noch rein behalten worden/ alſo daß auch
vorgedacht er Wellerus, do er es erzehlet/ exclamiret: O der
ſeeligen Decke/ wer unter JEſu Chriſti Blut lieget! Nun aber
leiter anietzo der Mariæ Mutter Milch der Moͤnche ver-
meinte gute/ aber von GOtt ungebotene/ und alſo boͤſe Wercke/
vorgezogen werden; Sondern/ daß ich mein Theil bekenne/
indem mir unſers ſeeligen Herrn Burgermeiſters Tod ange-
kuͤndiget/ und zugleich der Leichen-Text mit gegeben wurde:
Wann mich der HERR gleich toͤdten wird/ will ich den-
noch auf ihn hoffen! So iſt mirs nicht anders vorkommen/
als lege er den theuren Tod JEſu Chriſti zwiſchen ſich und alle
boͤſe Thaten und Suͤnde/ und beruffe ſich allein auf Chriſtum/
der
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |