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Böttner, Konrad: Leichen- und Gedächtniß-Rede. Lauban, 1740.

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Es hiesse: O mein Haupt! mein Haupt!

Jm Himmel ist weder Plage noch Klage. Wer im
Himmel ist, ist in dem Garten der Frölichkeit, in dem
Schlosse der Glückseeligkeit, in dem Lande der Sicherheit,
in dem Tempel der Gottheit. Hier ist, ehe man durch
die Pforte des Himmels gelassen wird, Plage und Klage
das Kraut, welches überall wächst; Plage und Klage sind
Gefehrten; Plage und Klage sind nicht weit vonsammen.
Der Sunamitin Sohn bestätiget die Sache. Plage veran-
lasset Klage: O mein Haupt! mein Haupt!

Es hat an der verwichenen Mitwoche das Zeitliche mit
dem Ewigen verwechselt cum Tit. deb. Herr, Herr M.
Gottfried Böttner, dieses Lycei Hochberühmter Rector.

Unverhofft ereignet sich offt. Wer hätte sich eingebildet,
daß der Baum sobald verdorren würde, der die schönsten
Früchte trug. Der Breßlauische Rector, Gryphius, starb
eben an dem Tage, an welchem er noch etliche Stunden do-
cir
et, und die Materie von den Thränen zur Ausarbeitung vor-
gegeben hatte. Der Laubanische Rector Böttner starb am
frühen Morgen, als er den Tag zuvor noch die offentlichen
Lectiones abgewartet hatte, und zwar, wie er pflegte, mit
vieler Treue.

Es ist, ob spräche Dessen sehr gebeugte nachgelassene
Frau Wittwe, Frau Christiana Elisabeth Böttnerin,
gebohrne Jungin
: O mein Haupt! mein Haupt! Der
Mann ist ja des Weibes Haupt. Sieben Gräber auf dem
Creutz-Kirchhofe. Jch bin gewiß, Jhr mütterliches Hertze
ist voll des Jammers, erinnert Sie Sich deßen, was in
den Grabern ruhet. Der Tod hat in Jhrem Ehegarten man-
chen Griff gewagt; Nun ergrief er den Gärtner selber, von

dem

Es hieſſe: O mein Haupt! mein Haupt!

Jm Himmel iſt weder Plage noch Klage. Wer im
Himmel iſt, iſt in dem Garten der Froͤlichkeit, in dem
Schloſſe der Gluͤckſeeligkeit, in dem Lande der Sicherheit,
in dem Tempel der Gottheit. Hier iſt, ehe man durch
die Pforte des Himmels gelaſſen wird, Plage und Klage
das Kraut, welches uͤberall waͤchſt; Plage und Klage ſind
Gefehrten; Plage und Klage ſind nicht weit vonſammen.
Der Sunamitin Sohn beſtaͤtiget die Sache. Plage veran-
laſſet Klage: O mein Haupt! mein Haupt!

Es hat an der verwichenen Mitwoche das Zeitliche mit
dem Ewigen verwechſelt cum Tit. deb. Herr, Herr M.
Gottfried Boͤttner, dieſes Lycei Hochberuͤhmter Rector.

Unverhofft ereignet ſich offt. Wer haͤtte ſich eingebildet,
daß der Baum ſobald verdorren wuͤrde, der die ſchoͤnſten
Fruͤchte trug. Der Breßlauiſche Rector, Gryphius, ſtarb
eben an dem Tage, an welchem er noch etliche Stunden do-
cir
et, und die Materie von den Thraͤnen zur Ausarbeitung vor-
gegeben hatte. Der Laubaniſche Rector Boͤttner ſtarb am
fruͤhen Morgen, als er den Tag zuvor noch die offentlichen
Lectiones abgewartet hatte, und zwar, wie er pflegte, mit
vieler Treue.

Es iſt, ob ſpraͤche Deſſen ſehr gebeugte nachgelaſſene
Frau Wittwe, Frau Chriſtiana Eliſabeth Boͤttnerin,
gebohrne Jungin
: O mein Haupt! mein Haupt! Der
Mann iſt ja des Weibes Haupt. Sieben Graͤber auf dem
Creutz-Kirchhofe. Jch bin gewiß, Jhr muͤtterliches Hertze
iſt voll des Jammers, erinnert Sie Sich deßen, was in
den Grabern ruhet. Der Tod hat in Jhrem Ehegarten man-
chen Griff gewagt; Nun ergrief er den Gaͤrtner ſelber, von

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[4/0005] Es hieſſe: O mein Haupt! mein Haupt! Jm Himmel iſt weder Plage noch Klage. Wer im Himmel iſt, iſt in dem Garten der Froͤlichkeit, in dem Schloſſe der Gluͤckſeeligkeit, in dem Lande der Sicherheit, in dem Tempel der Gottheit. Hier iſt, ehe man durch die Pforte des Himmels gelaſſen wird, Plage und Klage das Kraut, welches uͤberall waͤchſt; Plage und Klage ſind Gefehrten; Plage und Klage ſind nicht weit vonſammen. Der Sunamitin Sohn beſtaͤtiget die Sache. Plage veran- laſſet Klage: O mein Haupt! mein Haupt! Es hat an der verwichenen Mitwoche das Zeitliche mit dem Ewigen verwechſelt cum Tit. deb. Herr, Herr M. Gottfried Boͤttner, dieſes Lycei Hochberuͤhmter Rector. Unverhofft ereignet ſich offt. Wer haͤtte ſich eingebildet, daß der Baum ſobald verdorren wuͤrde, der die ſchoͤnſten Fruͤchte trug. Der Breßlauiſche Rector, Gryphius, ſtarb eben an dem Tage, an welchem er noch etliche Stunden do- ciret, und die Materie von den Thraͤnen zur Ausarbeitung vor- gegeben hatte. Der Laubaniſche Rector Boͤttner ſtarb am fruͤhen Morgen, als er den Tag zuvor noch die offentlichen Lectiones abgewartet hatte, und zwar, wie er pflegte, mit vieler Treue. Es iſt, ob ſpraͤche Deſſen ſehr gebeugte nachgelaſſene Frau Wittwe, Frau Chriſtiana Eliſabeth Boͤttnerin, gebohrne Jungin: O mein Haupt! mein Haupt! Der Mann iſt ja des Weibes Haupt. Sieben Graͤber auf dem Creutz-Kirchhofe. Jch bin gewiß, Jhr muͤtterliches Hertze iſt voll des Jammers, erinnert Sie Sich deßen, was in den Grabern ruhet. Der Tod hat in Jhrem Ehegarten man- chen Griff gewagt; Nun ergrief er den Gaͤrtner ſelber, von dem

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Zitationshilfe: Böttner, Konrad: Leichen- und Gedächtniß-Rede. Lauban, 1740, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508578/5>, abgerufen am 21.11.2024.