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Böttner, Konrad: Leichen- und Gedächtniß-Rede. Lauban, 1740.

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ängstetes Hertz, welches ohnedies schon gen Himmel gezogen
ist, welchem Sie schon sieben geliebteste Leibesfrüchte
anvertrauet.

Der getreue GOtt hat Sie zu dem gegenwärtigen Leid-
wesen schon vorbereitet, da Er Jhr durch die vor einem Vier-
tel-Jahre Jhrem Hochseeligen Eheherrn zugestossene
Kranckheit desselben herannahendes Ende vorher gesagt.

Fällt Er über Jhren Hochseel. Eheherrn ein so gnä-
diges Urtheil, wie solte Er vor Jhnen sein erbarmendes
Hertz verschlüssen, die mit seinem getreuen Knechte Freud
und Leid gemein gehabt hat?

Die Herren Brüder, Frauen Schwester, und die
Jhnen geehrten Angehörigen, beweinen freilich mit al-
lem Rechte den unvermutheten Fall des Hochseeligen Herrn
Rectoris,
denn Er hat sich gegen Sie nicht nur brüderlich,

sondern
keiner Ehre, bekümmert sich nicht sehr um zeitliche Gütter,
und läßt sich an dem wenigen, das er ohnediß verlassen muß,
begnügen. Denn erkennt er erst, daß noch Gütter über ihn
seyn, und erinnert sich seiner menschlichen Gebrechlichkeit. Er
beneidet keinen, verachtet niemanden, kützelt sich an keiner
Verläumdung, und giebt auch nicht einmahl Acht darauf,
sondern denckt nur ans Bad, und einen frischen Kühlbrun-
nen. Das ist denn unser gröstes Sorgen, und Wünschen;
und setzt man sich alsdenn feste vor, so man unversehrt davon
kommen solte, einen gemächlichen und ruhigen, das ist, einen
unschuldigen und unverletzten Wandel zu führen. Jch kan
derohalben dich und mich selbst dasienige nützlich lehren, was
die Weltweisen in gantzen Büchern vorgetragen haben, daß
wir nehmlich bey gesunden Tagen uns dermassen aufführen,
wie wir in der Kranckheit versprochen haben.

aͤngſtetes Hertz, welches ohnedies ſchon gen Himmel gezogen
iſt, welchem Sie ſchon ſieben geliebteſte Leibesfruͤchte
anvertrauet.

Der getreue GOtt hat Sie zu dem gegenwaͤrtigen Leid-
weſen ſchon vorbereitet, da Er Jhr durch die vor einem Vier-
tel-Jahre Jhrem Hochſeeligen Eheherrn zugeſtoſſene
Kranckheit deſſelben herannahendes Ende vorher geſagt.

Faͤllt Er uͤber Jhren Hochſeel. Eheherrn ein ſo gnaͤ-
diges Urtheil, wie ſolte Er vor Jhnen ſein erbarmendes
Hertz verſchluͤſſen, die mit ſeinem getreuen Knechte Freud
und Leid gemein gehabt hat?

Die Herren Bruͤder, Frauen Schweſter, und die
Jhnen geehrten Angehoͤrigen, beweinen freilich mit al-
lem Rechte den unvermutheten Fall des Hochſeeligen Herrn
Rectoris,
denn Er hat ſich gegen Sie nicht nur bruͤderlich,

ſondern
keiner Ehre, bekuͤmmert ſich nicht ſehr um zeitliche Guͤtter,
und laͤßt ſich an dem wenigen, das er ohnediß verlaſſen muß,
begnuͤgen. Denn erkennt er erſt, daß noch Guͤtter uͤber ihn
ſeyn, und erinnert ſich ſeiner menſchlichen Gebrechlichkeit. Er
beneidet keinen, verachtet niemanden, kuͤtzelt ſich an keiner
Verlaͤumdung, und giebt auch nicht einmahl Acht darauf,
ſondern denckt nur ans Bad, und einen friſchen Kuͤhlbrun-
nen. Das iſt denn unſer groͤſtes Sorgen, und Wuͤnſchen;
und ſetzt man ſich alsdenn feſte vor, ſo man unverſehrt davon
kommen ſolte, einen gemaͤchlichen und ruhigen, das iſt, einen
unſchuldigen und unverletzten Wandel zu fuͤhren. Jch kan
derohalben dich und mich ſelbſt dasienige nuͤtzlich lehren, was
die Weltweiſen in gantzen Buͤchern vorgetragen haben, daß
wir nehmlich bey geſunden Tagen uns dermaſſen auffuͤhren,
wie wir in der Kranckheit verſprochen haben.
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[56/0057] aͤngſtetes Hertz, welches ohnedies ſchon gen Himmel gezogen iſt, welchem Sie ſchon ſieben geliebteſte Leibesfruͤchte anvertrauet. Der getreue GOtt hat Sie zu dem gegenwaͤrtigen Leid- weſen ſchon vorbereitet, da Er Jhr durch die vor einem Vier- tel-Jahre Jhrem Hochſeeligen Eheherrn zugeſtoſſene Kranckheit deſſelben herannahendes Ende vorher geſagt. Faͤllt Er uͤber Jhren Hochſeel. Eheherrn ein ſo gnaͤ- diges Urtheil, wie ſolte Er vor Jhnen ſein erbarmendes Hertz verſchluͤſſen, die mit ſeinem getreuen Knechte Freud und Leid gemein gehabt hat? Die Herren Bruͤder, Frauen Schweſter, und die Jhnen geehrten Angehoͤrigen, beweinen freilich mit al- lem Rechte den unvermutheten Fall des Hochſeeligen Herrn Rectoris, denn Er hat ſich gegen Sie nicht nur bruͤderlich, ſondern (*) (*) keiner Ehre, bekuͤmmert ſich nicht ſehr um zeitliche Guͤtter, und laͤßt ſich an dem wenigen, das er ohnediß verlaſſen muß, begnuͤgen. Denn erkennt er erſt, daß noch Guͤtter uͤber ihn ſeyn, und erinnert ſich ſeiner menſchlichen Gebrechlichkeit. Er beneidet keinen, verachtet niemanden, kuͤtzelt ſich an keiner Verlaͤumdung, und giebt auch nicht einmahl Acht darauf, ſondern denckt nur ans Bad, und einen friſchen Kuͤhlbrun- nen. Das iſt denn unſer groͤſtes Sorgen, und Wuͤnſchen; und ſetzt man ſich alsdenn feſte vor, ſo man unverſehrt davon kommen ſolte, einen gemaͤchlichen und ruhigen, das iſt, einen unſchuldigen und unverletzten Wandel zu fuͤhren. Jch kan derohalben dich und mich ſelbſt dasienige nuͤtzlich lehren, was die Weltweiſen in gantzen Buͤchern vorgetragen haben, daß wir nehmlich bey geſunden Tagen uns dermaſſen auffuͤhren, wie wir in der Kranckheit verſprochen haben.

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Zitationshilfe: Böttner, Konrad: Leichen- und Gedächtniß-Rede. Lauban, 1740, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508578/57>, abgerufen am 21.11.2024.