Böttner, Konrad: Leichen- und Gedächtniß-Rede. Lauban, 1740.Jhn schon erstarret da, als eine Leiche sehn. Ach! was vor Wehe muß den Seinen doch geschehn. Was soll man doch vor Trost in ihre Hertzen schreiben? Daß sie gelassen noch in Jhrem GOtte bleiben. Doch dazu bin ich nicht vermögend und geschickt, Weil die Empfindung selbst mich bey dem Falle drückt. GOtt sencke selbst den Trost in die verwundten Hertzen, Der Jhren Kummer stillt, und lindert ihre Schmertzen. Er sehe auch die Schul mit Gnaden-Augen an, Daß Sie auf Fall und Schlag sich einst erqvicken kan. Er seegne ferner noch der Lehrer ihr Bemühen, Daß Stadt und Land daraus kan viele Früchte ziehen. August Valentin Seidemann. Du stirbest noch zufrüh, Du Ehren-werther Mann! Obschon an Alter nicht, noch an zu wenig Jahren: Denn wer ein Sechziger, der hat schon mehr erfahren, Als der die Jahre nur biß zwantzig zehlen kan. Als Rector stirbest Du der Schulen noch zu früh, Vor welche Du als Haupt geredt, gesorgt, gewachet, Was hast Du Jhr zu gutt vor Arbeit Dir gemachet! Der Schlaf, die Kranckheit zog Dich nicht von Deiner Müh. Bey Deinen Jahren war Dir Hülff und Ruhe noth; Weil unlängst durch den Schlag Dir manche Krafft entgangen; Doch warst Du keinem gern zur Last, Du bist gegangen Von einer Arbeit zu der andern biß in Tod. Ein Kayser stirbt alsdenn wohl, wenn er stehend stirbt: So solt die Arbeit Dich auch gar nich[t] müde machen, Den Tag vor Deinem Tod verrichtst Du noch viel Sachen, Was Dir nun nach dem Tod noch grösserm Ruhm erwirbt. Du
Jhn ſchon erſtarret da, als eine Leiche ſehn. Ach! was vor Wehe muß den Seinen doch geſchehn. Was ſoll man doch vor Troſt in ihre Hertzen ſchreiben? Daß ſie gelaſſen noch in Jhrem GOtte bleiben. Doch dazu bin ich nicht vermoͤgend und geſchickt, Weil die Empfindung ſelbſt mich bey dem Falle druͤckt. GOtt ſencke ſelbſt den Troſt in die verwundten Hertzen, Der Jhren Kummer ſtillt, und lindert ihre Schmertzen. Er ſehe auch die Schul mit Gnaden-Augen an, Daß Sie auf Fall und Schlag ſich einſt erqvicken kan. Er ſeegne ferner noch der Lehrer ihr Bemuͤhen, Daß Stadt und Land daraus kan viele Fruͤchte ziehen. Auguſt Valentin Seidemann. Du ſtirbeſt noch zufruͤh, Du Ehren-werther Mann! Obſchon an Alter nicht, noch an zu wenig Jahren: Denn wer ein Sechziger, der hat ſchon mehr erfahren, Als der die Jahre nur biß zwantzig zehlen kan. Als Rector ſtirbeſt Du der Schulen noch zu fruͤh, Vor welche Du als Haupt geredt, geſorgt, gewachet, Was haſt Du Jhr zu gutt vor Arbeit Dir gemachet! Der Schlaf, die Kranckheit zog Dich nicht von Deiner Muͤh. Bey Deinen Jahren war Dir Huͤlff und Ruhe noth; Weil unlaͤngſt durch den Schlag Dir manche Krafft entgangen; Doch warſt Du keinem gern zur Laſt, Du biſt gegangen Von einer Arbeit zu der andern biß in Tod. Ein Kayſer ſtirbt alsdenn wohl, wenn er ſtehend ſtirbt: So ſolt die Arbeit Dich auch gar nich[t] muͤde machen, Den Tag vor Deinem Tod verrichtſt Du noch viel Sachen, Was Dir nun nach dem Tod noch groͤſſerm Ruhm erwirbt. Du
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Jhn ſchon erſtarret da, als eine Leiche ſehn.
Ach! was vor Wehe muß den Seinen doch geſchehn.
Was ſoll man doch vor Troſt in ihre Hertzen ſchreiben?
Daß ſie gelaſſen noch in Jhrem GOtte bleiben.
Doch dazu bin ich nicht vermoͤgend und geſchickt,
Weil die Empfindung ſelbſt mich bey dem Falle druͤckt.
GOtt ſencke ſelbſt den Troſt in die verwundten Hertzen,
Der Jhren Kummer ſtillt, und lindert ihre Schmertzen.
Er ſehe auch die Schul mit Gnaden-Augen an,
Daß Sie auf Fall und Schlag ſich einſt erqvicken kan.
Er ſeegne ferner noch der Lehrer ihr Bemuͤhen,
Daß Stadt und Land daraus kan viele Fruͤchte ziehen.
Auguſt Valentin Seidemann.
Du ſtirbeſt noch zufruͤh, Du Ehren-werther Mann!
Obſchon an Alter nicht, noch an zu wenig Jahren:
Denn wer ein Sechziger, der hat ſchon mehr erfahren,
Als der die Jahre nur biß zwantzig zehlen kan.
Als Rector ſtirbeſt Du der Schulen noch zu fruͤh,
Vor welche Du als Haupt geredt, geſorgt, gewachet,
Was haſt Du Jhr zu gutt vor Arbeit Dir gemachet!
Der Schlaf, die Kranckheit zog Dich nicht von Deiner Muͤh.
Bey Deinen Jahren war Dir Huͤlff und Ruhe noth;
Weil unlaͤngſt durch den Schlag Dir manche Krafft entgangen;
Doch warſt Du keinem gern zur Laſt, Du biſt gegangen
Von einer Arbeit zu der andern biß in Tod.
Ein Kayſer ſtirbt alsdenn wohl, wenn er ſtehend ſtirbt:
So ſolt die Arbeit Dich auch gar nicht muͤde machen,
Den Tag vor Deinem Tod verrichtſt Du noch viel Sachen,
Was Dir nun nach dem Tod noch groͤſſerm Ruhm erwirbt.
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