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Günther, Andreas: Christliche Leichpredigt. Oels, 1623.

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Christl: LeichPredigt.
für/ wann sie darauß Erlöset wollen werden/ So sollen sie
lassen für sich Messe lesen/ vnd inn diß oder jenes Kloster
bescheyden. Aber dadurch haben sie den armen Leuten
Kasten vnd Beutel gefeget/ vnd vmb jhre Seligkeit jäm-
merlich betrogen. Denn diß alles vom Fegefewer vnnd
Messen/ hat in Gottes wort keinen grundt. Sondern diß
lehret vns die Göttliche Schrifft/ das nach dem Tode sind
nicht mehr denn nur zween ort/ Nemlich einer ist der Him-
mel/ der ander ist die Helle: Jn den Himmel gehören alle
Bußfertige gläubige Menschen/ vnd alle Heylige Engel:
Jnn die Helle aber gehören alle Gottlose/ Vnbußfertige
Menschen/ vnnd alle Verfluchte Teuffel. Von einem
dritten ort/ weiß die H. Schriefft gantz vnd gar nicht.

Haltet aber allhie bey dem Wort abscheyden/
noch ein wenig stille/ vnd bedencket/ das die Gottseligen
lieben Alten gesagt haben/ wie man bey dem Tode dreyerley
Abscheid bedencken solle/ der Erste sey Trawrig/ der ander
noch Trawriger/ der dritte aber der aller Trawrigste.

Der Erste abscheid ist Trawrig/ wann nemlicha.
gute freunde von einander scheiden sollen. Diß siehet man
auch in täglichem leben/ wenn gute freunde einen Tag oder
zween beysammen gewesen/ die einander recht Hertzlich lieb
haben/ vnd sollen von einander scheiden/ sonderlich wenn sie
weit von einander kommen sollen. O/ daß gehet ohne
Schmertzen/ vnd ohne nasse Augen nicht abe/ weil sie nicht
wissen können/ wie oder wenn sie einander wider sehen werden.
Also viel mehr geschichts also im Tode. Als/ wenn auff
dieser Welt zwey hertzliebe Eheleute/ oder hertzliebe ältern
vnd Kinder/ durch den Zeitlichen todt sollen von einander
getrennet werden/ das ist gewiß ein Trawriges scheiden.

Aber
B ij

Chꝛiſtl: LeichPꝛedigt.
fuͤr/ wann ſie darauß Erloͤſet wollen werden/ So ſollen ſie
laſſen fuͤr ſich Meſſe leſen/ vnd inn diß oder jenes Kloſter
beſcheyden. Aber dadurch haben ſie den armen Leuten
Kaſten vnd Beutel gefeget/ vnd vmb jhre Seligkeit jaͤm-
merlich betrogen. Denn diß alles vom Fegefewer vnnd
Meſſen/ hat in Gottes wort keinen grundt. Sondern diß
lehret vns die Goͤttliche Schrifft/ das nach dem Tode ſind
nicht mehr deñ nur zween ort/ Nemlich einer iſt der Him-
mel/ der ander iſt die Helle: Jn den Himmel gehoͤren alle
Bußfertige glaͤubige Menſchen/ vnd alle Heylige Engel:
Jnn die Helle aber gehoͤren alle Gottloſe/ Vnbußfertige
Menſchen/ vnnd alle Verfluchte Teuffel. Von einem
dritten ort/ weiß die H. Schriefft gantz vnd gar nicht.

Haltet aber allhie bey dem Wort abſcheyden/
noch ein wenig ſtille/ vnd bedencket/ das die Gottſeligen
lieben Alten geſagt haben/ wie man bey dem Tode dreyerley
Abſcheid bedencken ſolle/ der Erſte ſey Trawrig/ der ander
noch Trawriger/ der dritte aber der aller Trawrigſte.

Der Erſte abſcheid iſt Trawrig/ wañ nemlichα.
gute freunde von einander ſcheiden ſollen. Diß ſiehet man
auch in taͤglichem leben/ wenn gute freunde einen Tag oder
zween beyſammen geweſen/ die einander recht Hertzlich lieb
haben/ vnd ſollen von einander ſcheiden/ ſonderlich weñ ſie
weit von einander kommen ſollen. O/ daß gehet ohne
Schmertzen/ vnd ohne naſſe Augen nicht abe/ weil ſie nicht
wiſſen koͤnnen/ wie oder weñ ſie einander wider ſehen werdẽ.
Alſo viel mehr geſchichts alſo im Tode. Als/ wenn auff
dieſer Welt zwey hertzliebe Eheleute/ oder hertzliebe aͤltern
vnd Kinder/ durch den Zeitlichen todt ſollen von einander
getrennet werden/ das iſt gewiß ein Trawriges ſcheiden.

Aber
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[0011] Chꝛiſtl: LeichPꝛedigt. fuͤr/ wann ſie darauß Erloͤſet wollen werden/ So ſollen ſie laſſen fuͤr ſich Meſſe leſen/ vnd inn diß oder jenes Kloſter beſcheyden. Aber dadurch haben ſie den armen Leuten Kaſten vnd Beutel gefeget/ vnd vmb jhre Seligkeit jaͤm- merlich betrogen. Denn diß alles vom Fegefewer vnnd Meſſen/ hat in Gottes wort keinen grundt. Sondern diß lehret vns die Goͤttliche Schrifft/ das nach dem Tode ſind nicht mehr deñ nur zween ort/ Nemlich einer iſt der Him- mel/ der ander iſt die Helle: Jn den Himmel gehoͤren alle Bußfertige glaͤubige Menſchen/ vnd alle Heylige Engel: Jnn die Helle aber gehoͤren alle Gottloſe/ Vnbußfertige Menſchen/ vnnd alle Verfluchte Teuffel. Von einem dritten ort/ weiß die H. Schriefft gantz vnd gar nicht. Haltet aber allhie bey dem Wort abſcheyden/ noch ein wenig ſtille/ vnd bedencket/ das die Gottſeligen lieben Alten geſagt haben/ wie man bey dem Tode dreyerley Abſcheid bedencken ſolle/ der Erſte ſey Trawrig/ der ander noch Trawriger/ der dritte aber der aller Trawrigſte. Der Erſte abſcheid iſt Trawrig/ wañ nemlich gute freunde von einander ſcheiden ſollen. Diß ſiehet man auch in taͤglichem leben/ wenn gute freunde einen Tag oder zween beyſammen geweſen/ die einander recht Hertzlich lieb haben/ vnd ſollen von einander ſcheiden/ ſonderlich weñ ſie weit von einander kommen ſollen. O/ daß gehet ohne Schmertzen/ vnd ohne naſſe Augen nicht abe/ weil ſie nicht wiſſen koͤnnen/ wie oder weñ ſie einander wider ſehen werdẽ. Alſo viel mehr geſchichts alſo im Tode. Als/ wenn auff dieſer Welt zwey hertzliebe Eheleute/ oder hertzliebe aͤltern vnd Kinder/ durch den Zeitlichen todt ſollen von einander getrennet werden/ das iſt gewiß ein Trawriges ſcheiden. Aber α. B ij

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Zitationshilfe: Günther, Andreas: Christliche Leichpredigt. Oels, 1623, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/509199/11>, abgerufen am 21.11.2024.