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Silber, Wolffgang: Septem folia sem per virentia, quæ vitis nostra in crucem elevata emisit. Görlitz, 1618.

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Feinde vnd Creutziger mit Gott möchten versöhnet wer-
den. Das lasset mir eine Sanfftmuth vnd Freundlig-
keit sein: Ja daran preyset er seine Liebe vnd Holdse-
ligkeit gegen vns/ das er für vns gestorben/ da wir noch
Sünder/ vnd seine Feinde waren. Rom. 5.

Die lerne das erste Stück der Edlen Sterbekunst
von deinem Erlöser vnd Seligmacher:

1. Wenn Gott vber dich gebeut/ vnd wirfft dich
auffs Siechbette/ du weissest nicht/ ob du deß Lägers
möchtest auff kommen/ oder von deiner Kranckheit ge-
nesen: Oder auch wol gar drüber bleiben vnd eingehen:
So dencke flugs: Wie stehestu mit deinem Nehesten?
Hastu auch jemand beleidiget? Oder bistu von jeman-
den beleidiget worden? Hastu auch jrgend einen Zorn
vnd Wiederwillen auff jemand? Oder/ hastu auch ab-
gebeten/ dem/ den du beleidigest? Oder/ der dir zu wider
gewesen/ von Hertzen grund verziehen vnd vergeben?
Denn das ist nötig/ vnd Christlich. Das lehret dich
Christus im Vater vnser/ in der Fünfften Bitte:
Vnd ver-
gib vns vnser Schuld/ als wir vergeben vnsern Schüldigern/ Matth.
6. & 18. Syrach sagt am 28. cap. Vergib deinem Nehesten/
was er dir zu Leide gethan hat/ vnd bitte denn/ so werden dir deine
Sünde auch vergeben. Ein Mensch helt gegen dem andern den
Zorn/ vnd wil bey dem HErren Gnade suchen. Er ist vnbarm-
hertzig gegen seines gleichen/ vnd wil für seine Sünde bitten: Er
ist nur Fleisch vnd Blut/ vnd helt den Zorn/ Wer wil denn jhm sei-
ne Sünden vergeben. Gedencke an das Ende/ vnd laß die Feind-
schafft fahren/ die den Todt vnd das Verderben bringet.

Bilde dir ein das Exempel deines lieben HErren
Jesu Christi: Wie viel Vntrew hat der erfahren von sei-
nen Jüngern? Viel schmach vnd spott/ streich vnd schle-
ge von seinen Feinden? Noch vergisset ers alles/ vnd bit-
tet für sie. Wie auch Stephanus für die so jhn steinig-
ten. Actor. 7. vnd verzeyhets jhnen. Wie Joseph seinen

Brü-

Feinde vñ Creutziger mit Gott moͤchten verſoͤhnet wer-
den. Das laſſet mir eine Sanfftmuth vnd Freundlig-
keit ſein: Ja daran preyſet er ſeine Liebe vnd Holdſe-
ligkeit gegen vns/ das er fuͤr vns geſtorben/ da wir noch
Suͤnder/ vnd ſeine Feinde waren. Rom. 5.

Die lerne das erſte Stuͤck der Edlen Sterbekunſt
von deinem Erloͤſer vnd Seligmacher:

1. Wenn Gott vber dich gebeut/ vnd wirfft dich
auffs Siechbette/ du weiſſeſt nicht/ ob du deß Laͤgers
moͤchteſt auff kommen/ oder von deiner Kranckheit ge-
neſen: Oder auch wol gar druͤber bleiben vnd eingehen:
So dencke flugs: Wie ſteheſtu mit deinem Neheſten?
Haſtu auch jemand beleidiget? Oder biſtu von jeman-
den beleidiget worden? Haſtu auch jrgend einen Zorn
vnd Wiederwillen auff jemand? Oder/ haſtu auch ab-
gebeten/ dem/ den du beleidigeſt? Oder/ der dir zu wider
geweſen/ von Hertzen grund verziehen vnd vergeben?
Denn das iſt noͤtig/ vnd Chriſtlich. Das lehret dich
Chriſtus im Vater vnſer/ in der Fuͤnfften Bitte:
Vnd ver-
gib vns vnſer Schuld/ als wir vergebẽ vnſern Schuͤldigern/ Matth.
6. & 18. Syrach ſagt am 28. cap. Vergib deinem Neheſten/
was er dir zu Leide gethan hat/ vnd bitte denn/ ſo werden dir deine
Suͤnde auch vergeben. Ein Menſch helt gegen dem andern den
Zorn/ vnd wil bey dem HErren Gnade ſuchen. Er iſt vnbarm-
hertzig gegen ſeines gleichen/ vnd wil fuͤr ſeine Suͤnde bitten: Er
iſt nur Fleiſch vnd Blut/ vnd helt den Zorn/ Wer wil denn jhm ſei-
ne Suͤnden vergeben. Gedencke an das Ende/ vnd laß die Feind-
ſchafft fahren/ die den Todt vnd das Verderben bringet.

Bilde dir ein das Exempel deines lieben HErren
Jeſu Chriſti: Wie viel Vntrew hat der erfahren von ſei-
nen Juͤngern? Viel ſchmach vnd ſpott/ ſtreich vnd ſchle-
ge von ſeinen Feinden? Noch vergiſſet ers alles/ vnd bit-
tet fuͤr ſie. Wie auch Stephanus fuͤr die ſo jhn ſteinig-
ten. Actor. 7. vnd verzeyhets jhnen. Wie Joſeph ſeinen

Bruͤ-
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[0018] Feinde vñ Creutziger mit Gott moͤchten verſoͤhnet wer- den. Das laſſet mir eine Sanfftmuth vnd Freundlig- keit ſein: Ja daran preyſet er ſeine Liebe vnd Holdſe- ligkeit gegen vns/ das er fuͤr vns geſtorben/ da wir noch Suͤnder/ vnd ſeine Feinde waren. Rom. 5. Die lerne das erſte Stuͤck der Edlen Sterbekunſt von deinem Erloͤſer vnd Seligmacher: 1. Wenn Gott vber dich gebeut/ vnd wirfft dich auffs Siechbette/ du weiſſeſt nicht/ ob du deß Laͤgers moͤchteſt auff kommen/ oder von deiner Kranckheit ge- neſen: Oder auch wol gar druͤber bleiben vnd eingehen: So dencke flugs: Wie ſteheſtu mit deinem Neheſten? Haſtu auch jemand beleidiget? Oder biſtu von jeman- den beleidiget worden? Haſtu auch jrgend einen Zorn vnd Wiederwillen auff jemand? Oder/ haſtu auch ab- gebeten/ dem/ den du beleidigeſt? Oder/ der dir zu wider geweſen/ von Hertzen grund verziehen vnd vergeben? Denn das iſt noͤtig/ vnd Chriſtlich. Das lehret dich Chriſtus im Vater vnſer/ in der Fuͤnfften Bitte: Vnd ver- gib vns vnſer Schuld/ als wir vergebẽ vnſern Schuͤldigern/ Matth. 6. & 18. Syrach ſagt am 28. cap. Vergib deinem Neheſten/ was er dir zu Leide gethan hat/ vnd bitte denn/ ſo werden dir deine Suͤnde auch vergeben. Ein Menſch helt gegen dem andern den Zorn/ vnd wil bey dem HErren Gnade ſuchen. Er iſt vnbarm- hertzig gegen ſeines gleichen/ vnd wil fuͤr ſeine Suͤnde bitten: Er iſt nur Fleiſch vnd Blut/ vnd helt den Zorn/ Wer wil denn jhm ſei- ne Suͤnden vergeben. Gedencke an das Ende/ vnd laß die Feind- ſchafft fahren/ die den Todt vnd das Verderben bringet. Bilde dir ein das Exempel deines lieben HErren Jeſu Chriſti: Wie viel Vntrew hat der erfahren von ſei- nen Juͤngern? Viel ſchmach vnd ſpott/ ſtreich vnd ſchle- ge von ſeinen Feinden? Noch vergiſſet ers alles/ vnd bit- tet fuͤr ſie. Wie auch Stephanus fuͤr die ſo jhn ſteinig- ten. Actor. 7. vnd verzeyhets jhnen. Wie Joſeph ſeinen Bruͤ-

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Zitationshilfe: Silber, Wolffgang: Septem folia sem per virentia, quæ vitis nostra in crucem elevata emisit. Görlitz, 1618, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/509925/18>, abgerufen am 21.11.2024.