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Silber, Wolffgang: Septem folia sem per virentia, quæ vitis nostra in crucem elevata emisit. Görlitz, 1618.

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Auff dem II. Bladt.

Stehet das liebreiche wort Christi/ da er zu seiner
Mutter saget:
Weib/ sihe/ das ist dein Sohn. Vnd
zu S. Johanni:
Sihe/ das ist deine Mutter.

Das ist Verbum Gratitudinis erga Matrem, & amoris
erga discipulum.
Ein Denck- vnd Danckwort gegen sei-
ne liebe Mutter/ vnd gegen seinem lieben getrewen Jün-
ger Johanni. Zu trost allen armen Wittben vnd Wai-
sen/ das der HErr Jesus auch noch an sie gedencke/ jhr
Jammer vnd Elend ansehe: Denn diß wort grunet noch
jmmer/ da der Psalm auch saget:
Tibi derelictus est pau-
per, pupillo tu eris adjutor. Psal. 10.
Die Armen/ HErr/ be-
fehlens dir/ Du bist der Waisen helffer. Der ein Vater ist der
Waisen/ vnd ein Richter der Witben. Psal. 68.

Zum Exempel auch allen frommen Kindern/ das
sie jhre Eltern lieben/ vnd ehren biß in den todt.

Wie auch zur Lehre allen Vormünden/ vnd Vorste-
hern der Kirchen. Denn der HErre Christus machet
allhie sein Testament/ vnd bescheidet seiner lieben Mut-
ter Johannem zu einem Sohne: Johannem aber ord-
net er jhr zu einem Vormünden/ vnd Vorsteher/ für sei-
nem seligen Ende.

Dardurch werden wir erinnert der Bottschafft/
welche der Prophet dem König Hißki
ae anheym brach-
te/
Esa: 38. Dispone domui tuae, quia morieris: Beschicke dein
Hauß/ denn du wirst sterben/ vnd nicht lebendig bleiben. Da sol
ein jeder darauff bedacht sein/ Wie er auch die Seinen
vor seinem ende vnd absterben versorge.

Nu sind aber die Menschen vngleich in solchem fall:
Manches hat viel Kinder/ etc. Manches niemand. Man-
ches viel Güter vnd Pahrschafft: Manches nichts/ oder
je gar wenig. Da muß sich ein jedes nach seiner gelegen-
heie richten: Hat dir Gott etwas bescheret/ vnd hast nie-

mand/
Auff dem II. Bladt.

Stehet das liebreiche wort Chriſti/ da er zu ſeiner
Mutter ſaget:
Weib/ ſihe/ das iſt dein Sohn. Vnd
zu S. Johanni:
Sihe/ das iſt deine Mutter.

Das iſt Verbum Gratitudinis erga Matrem, & amoris
erga diſcipulum.
Ein Denck- vnd Danckwort gegen ſei-
ne liebe Mutter/ vnd gegen ſeinem lieben getrewen Juͤn-
ger Johanni. Zu troſt allen armen Wittben vnd Wai-
ſen/ das der HErr Jeſus auch noch an ſie gedencke/ jhr
Jammer vnd Elend anſehe: Deñ diß wort grunet noch
jmmer/ da der Pſalm auch ſaget:
Tibi derelictus eſt pau-
per, pupillo tu eris adjutor. Pſal. 10.
Die Armen/ HErr/ be-
fehlens dir/ Du biſt der Waiſen helffer. Der ein Vater iſt der
Waiſen/ vnd ein Richter der Witben. Pſal. 68.

Zum Exempel auch allen frommen Kindern/ das
ſie jhre Eltern lieben/ vnd ehren biß in den todt.

Wie auch zur Lehre allen Vormuͤnden/ vnd Vorſte-
hern der Kirchen. Denn der HErre Chriſtus machet
allhie ſein Teſtament/ vnd beſcheidet ſeiner lieben Mut-
ter Johannem zu einem Sohne: Johannem aber ord-
net er jhr zu einem Vormuͤnden/ vnd Vorſteher/ fuͤr ſei-
nem ſeligen Ende.

Dardurch werden wir erinnert der Bottſchafft/
welche der Prophet dem Koͤnig Hißki
æ anheym brach-
te/
Eſa: 38. Diſpone domui tuæ, quia morieris: Beſchicke dein
Hauß/ denn du wirſt ſterben/ vnd nicht lebendig bleiben. Da ſol
ein jeder darauff bedacht ſein/ Wie er auch die Seinen
vor ſeinem ende vnd abſterben verſorge.

Nu ſind aber die Menſchen vngleich in ſolchem fall:
Manches hat viel Kinder/ ꝛc. Manches niemand. Man-
ches viel Guͤter vnd Pahrſchafft: Manches nichts/ oder
je gar wenig. Da muß ſich ein jedes nach ſeiner gelegen-
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[0020] Auff dem II. Bladt. Stehet das liebreiche wort Chriſti/ da er zu ſeiner Mutter ſaget: Weib/ ſihe/ das iſt dein Sohn. Vnd zu S. Johanni: Sihe/ das iſt deine Mutter. Das iſt Verbum Gratitudinis erga Matrem, & amoris erga diſcipulum. Ein Denck- vnd Danckwort gegen ſei- ne liebe Mutter/ vnd gegen ſeinem lieben getrewen Juͤn- ger Johanni. Zu troſt allen armen Wittben vnd Wai- ſen/ das der HErr Jeſus auch noch an ſie gedencke/ jhr Jammer vnd Elend anſehe: Deñ diß wort grunet noch jmmer/ da der Pſalm auch ſaget: Tibi derelictus eſt pau- per, pupillo tu eris adjutor. Pſal. 10. Die Armen/ HErr/ be- fehlens dir/ Du biſt der Waiſen helffer. Der ein Vater iſt der Waiſen/ vnd ein Richter der Witben. Pſal. 68. Zum Exempel auch allen frommen Kindern/ das ſie jhre Eltern lieben/ vnd ehren biß in den todt. Wie auch zur Lehre allen Vormuͤnden/ vnd Vorſte- hern der Kirchen. Denn der HErre Chriſtus machet allhie ſein Teſtament/ vnd beſcheidet ſeiner lieben Mut- ter Johannem zu einem Sohne: Johannem aber ord- net er jhr zu einem Vormuͤnden/ vnd Vorſteher/ fuͤr ſei- nem ſeligen Ende. Dardurch werden wir erinnert der Bottſchafft/ welche der Prophet dem Koͤnig Hißkiæ anheym brach- te/ Eſa: 38. Diſpone domui tuæ, quia morieris: Beſchicke dein Hauß/ denn du wirſt ſterben/ vnd nicht lebendig bleiben. Da ſol ein jeder darauff bedacht ſein/ Wie er auch die Seinen vor ſeinem ende vnd abſterben verſorge. Nu ſind aber die Menſchen vngleich in ſolchem fall: Manches hat viel Kinder/ ꝛc. Manches niemand. Man- ches viel Guͤter vnd Pahrſchafft: Manches nichts/ oder je gar wenig. Da muß ſich ein jedes nach ſeiner gelegen- heie richten: Hat dir Gott etwas beſcheret/ vñ haſt nie- mand/

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Zitationshilfe: Silber, Wolffgang: Septem folia sem per virentia, quæ vitis nostra in crucem elevata emisit. Görlitz, 1618, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/509925/20>, abgerufen am 21.11.2024.