Busch und Rosenbusch, Hanns Christoph von: Es verändert sich alles in der Welt! Görlitz, 1696.Abdanckungs-Rede. fen: und unsere Selige alle und jede glücklicheund unglückliche Veränderungen in Jhrem damahls verändertem Stande mit unverändertem standhaff- tigen Gemüthe zu ertragen gewust: gar wohl über- legende: daß/ nach dem Aldrobrandinischen Aus- spruche/ die Standhafftigkeit gleichsam der Stecken und Stab sey: worauf sich alle andere Tugenden zu lehnen pflegten. Denn Sie erkennete es zwar mit demüthigstem Dancke: als Sie der Höchste in Jh- rem Ehe-Stande nicht allein mit Gütern des Glü- ckes vergnüglich segnete: sondern auch mit vielen angenehmen Kindern erfreuete. Wenn Er aber auch zuweilen mit Unglücke/ und was das vor- nehmste/ Sie Selbst/ Jhren Liebsten und Kinder mit viel und grossen Kranckheiten heim- suchete: ja gar etliche Jhrer Leibes-Früchte wieder zu sich forderte: hielt Sie es vor eine Schickung des jenigen: dessen allgewaltigem Rathschluß kein menschlicher Witz noch Verstand wiederstehen könne. Und was soll ich von Jhrer allerletzten Verän- Seele
Abdanckungs-Rede. fen: und unſere Selige alle und jede gluͤcklicheund ungluͤckliche Veraͤnderungen in Jhrem damahls veraͤndertem Stande mit unveraͤndertem ſtandhaff- tigen Gemuͤthe zu ertragen gewuſt: gar wohl uͤber- legende: daß/ nach dem Aldrobrandiniſchen Aus- ſpruche/ die Standhafftigkeit gleichſam der Stecken und Stab ſey: worauf ſich alle andere Tugenden zu lehnen pflegten. Denn Sie erkennete es zwar mit demuͤthigſtem Dancke: als Sie der Hoͤchſte in Jh- rem Ehe-Stande nicht allein mit Guͤtern des Gluͤ- ckes vergnuͤglich ſegnete: ſondern auch mit vielen angenehmen Kindern erfreuete. Wenn Er aber auch zuweilen mit Ungluͤcke/ und was das vor- nehmſte/ Sie Selbſt/ Jhren Liebſten und Kinder mit viel und groſſen Kranckheiten heim- ſuchete: ja gar etliche Jhrer Leibes-Fruͤchte wieder zu ſich forderte: hielt Sie es vor eine Schickung des jenigen: deſſen allgewaltigem Rathſchluß kein menſchlicher Witz noch Verſtand wiederſtehen koͤnne. Und was ſoll ich von Jhrer allerletzten Veraͤn- Seele
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0010" n="10"/><fw type="header" place="top">Abdanckungs-Rede.</fw><lb/> fen: und <hi rendition="#fr">unſere Selige</hi> alle und jede gluͤckliche<lb/> und ungluͤckliche Veraͤnderungen in Jhrem damahls<lb/> veraͤndertem Stande mit unveraͤndertem ſtandhaff-<lb/> tigen Gemuͤthe zu ertragen gewuſt: gar wohl uͤber-<lb/> legende: daß/ nach dem <hi rendition="#aq">Aldrobrandini</hi>ſchen Aus-<lb/> ſpruche/ die Standhafftigkeit gleichſam der Stecken<lb/> und Stab ſey: worauf ſich alle andere Tugenden<lb/> zu lehnen pflegten. Denn Sie erkennete es zwar mit<lb/> demuͤthigſtem Dancke: als Sie der Hoͤchſte in Jh-<lb/> rem Ehe-Stande nicht allein mit Guͤtern des Gluͤ-<lb/> ckes vergnuͤglich ſegnete: ſondern auch mit vielen<lb/> angenehmen Kindern erfreuete. Wenn Er aber<lb/> auch zuweilen mit Ungluͤcke/ und was das vor-<lb/> nehmſte/ <hi rendition="#fr">Sie Selbſt/ Jhren Liebſten</hi> und<lb/><hi rendition="#fr">Kinder</hi> mit viel und groſſen Kranckheiten heim-<lb/> ſuchete: ja gar etliche Jhrer Leibes-Fruͤchte wieder<lb/> zu ſich forderte: hielt Sie es vor eine Schickung des<lb/> jenigen: deſſen allgewaltigem Rathſchluß kein<lb/> menſchlicher Witz noch Verſtand wiederſtehen koͤnne.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head/> <p>Und was ſoll ich von Jhrer allerletzten Veraͤn-<lb/> derung ſagen? Wer weiß nicht/ mit was vor einer<lb/> ſonderbaren Freudigkeit Sie dieſer Welt/ und allen<lb/> deroſelben Veraͤnderungen <hi rendition="#aq">Adieu</hi> gegeben: Jhre<lb/> <fw type="catch" place="bottom">Seele</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [10/0010]
Abdanckungs-Rede.
fen: und unſere Selige alle und jede gluͤckliche
und ungluͤckliche Veraͤnderungen in Jhrem damahls
veraͤndertem Stande mit unveraͤndertem ſtandhaff-
tigen Gemuͤthe zu ertragen gewuſt: gar wohl uͤber-
legende: daß/ nach dem Aldrobrandiniſchen Aus-
ſpruche/ die Standhafftigkeit gleichſam der Stecken
und Stab ſey: worauf ſich alle andere Tugenden
zu lehnen pflegten. Denn Sie erkennete es zwar mit
demuͤthigſtem Dancke: als Sie der Hoͤchſte in Jh-
rem Ehe-Stande nicht allein mit Guͤtern des Gluͤ-
ckes vergnuͤglich ſegnete: ſondern auch mit vielen
angenehmen Kindern erfreuete. Wenn Er aber
auch zuweilen mit Ungluͤcke/ und was das vor-
nehmſte/ Sie Selbſt/ Jhren Liebſten und
Kinder mit viel und groſſen Kranckheiten heim-
ſuchete: ja gar etliche Jhrer Leibes-Fruͤchte wieder
zu ſich forderte: hielt Sie es vor eine Schickung des
jenigen: deſſen allgewaltigem Rathſchluß kein
menſchlicher Witz noch Verſtand wiederſtehen koͤnne.
Und was ſoll ich von Jhrer allerletzten Veraͤn-
derung ſagen? Wer weiß nicht/ mit was vor einer
ſonderbaren Freudigkeit Sie dieſer Welt/ und allen
deroſelben Veraͤnderungen Adieu gegeben: Jhre
Seele
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |